Die Stadt ächzt unter der Hitzewelle, die Temperaturen erreichen tropisches Niveau. Ganz Würzburg schwitzt im Talkessel. Viele Menschen hielten sich am Wochenende in den Bädern der Region auf. Welche Auswirkungen haben die extrem hohen Temperaturen? Eine Umfrage bei Rettungsdiensten, Energieversorger, Bädern, Biergärten und Seniorenheimen.
Die Rettungsdienste hatten am Wochenende gut zu tun, sagt Harald Rehmann, Chef der integrierten Rettungsleitstelle in Würzburg auf Anfrage. Ob die gesundheitlichen Probleme allerdings mit der Hitzewelle zu tun haben, kann der Leiter nicht sagen: „Wir bekommen ja keine ärztlichen Diagnosen über die Einsatzfälle.“ Allerdings liegt der Verdacht nahe, dass die sieben Herzinfarkte vom Wochenende den Temperaturen zuzurechnen sind. Eine Woche zuvor waren es gerade mal zwei. Acht Patienten erlitten einen Kollaps, vor einer Woche nur einer. Und wegen Herzbeschwerden wurden jetzt vier Menschen behandelt, vor einer Woche war es nur einer gewesen.
Sorge bereitet Rehmann die Situation in den Würzburger Wäldern. Dort ist derzeit die zweithöchste Meldestufe für Waldbrandgefahren ausgerufen: Waldbrandstufe 4. Für den Löschprofi heißt das ganz klar: keine Feuer im Wald und bei Aktivitäten wie Grillen weiter Abstand zum Waldrand! Wer auf einem Grundstück ein Barbecue macht, sollte einen Eimer Wasser oder einen Schlauch zur Vorsicht bereithalten. Bisher sei die Region um Würzburg glimpflich davongekommen, sagt Rehmann.
Ansturm im Dalle und Nautiland
Felix Makulik reibt sich derzeit die Hände. Der Schwimmmeister betreut die städtischen Bäder und kann sich über fehlende Besucher nicht beklagen. Am Samstag kamen 5263 ins Dallenbergbad, 1346 waren es im Nautiland in der Zellerau. Am Sonntag lockte das Dalle 7676 Wasserfans an, das Nautiland 2146. Mehr als doppelt so viele wie gewöhnlich, denn der Durchschnittswert liegt da sonntags bei 1100 Besuchern.
Zum Vergleich: Der Rekord im Dalle stammt aus dem Jahr 2003, da hatte es an einem heißen Sommertag mal 13 000 Besucher. 7676 Besucher an diesem Sonntag – das ist in diesem Jahr übrigens der bisherige Tagesrekord für das Dalle. „Wir haben noch viel Platz im Würzburger Freibad und unsere Mitarbeiter warten auf die Wasserfans“, sagt Felix Makulik. Die Wassertemperatur im Becken: 26 Grad Celsius.
Viel los war auch im Geisbergbad, nicht nur für Veitshöchheimer, sondern gerade für junge Familien aus den nördlichen Stadtteilen Würzburgs ein beliebter Anlaufpunkt. „Am Freitag hatten wir 2200 Besucher, am Samstag waren es 4000 und am Sonntag schließlich 5700 Badegäste“, berichtet Dieter Gürz von der Gemeindeverwaltung Veitshöchheim. Gerade am Sonntag habe der Besucheransturm zu einer schwierigen Parksituation rund um das Bad geführt. „Aber es konnten ja glücklicher Weise die Parkplätze der nahe gelegenen Einkaufsmärkte als Ausweichparkraum genutzt werden“, sagt Gürz.
Kein erhöhter Stromverbrauch
Nun könnte man meinen, die Stadtwerke machen in Würzburg und den umliegenden Gemeinden derzeit Rekordumsätze bei den Energielieferungen wie Strom oder Wasser, denn Klimaanlagen laufen auf Hochtouren genauso wie Ventilatoren und natürlich die Dusche. Doch WVV-Sprecherin Kristina Kessler winkt noch ab:„Wir haben beim Stromverbrauch keinen Unterschied zu einem normal warmen Sommertag. Und beim Wasser haben wir gerade mal 2000 Kubikmeter mehr verkauft. Am Sonntag waren es 30 000 Kubik im Würzburger Netz anstelle von sonst 28 000.“
Viele Getränke im Seniorenheim
Des einen Freud des anderen Leid. Während die Bäder endlich mal Umsatz machen, weil es die Menschen in die Sonne zieht, stellen die Senioreneinrichtungen die Aktivitäten im Freien nahezu ein. Miriam Preuss vom Sozialdienst des Hauses St. Nikolaus in der Virchowstraße schildert die Situation so: „Wir verlagern gerade jede Aktivität nach innen und teilen ständig Getränke an unsere Bewohner aus, damit sie genügend Flüssigkeit zu sich nehmen.“
Das Pflegepersonal ist angehalten, nachts, wenn es kühler wird, zu lüften. „Bisher hatte wir noch keinen Kollaps in unserem Haus“, sagt Preuss. Das Personal ist immer auf dem laufenden, denn die Wetterwarte liefert die aktuellsten Werte inklusive Ozonbelastung per Fax. Einer jedenfalls reibt sich auch im Seniorenheim St. Nikolaus die Hände: der Betreiber des Eisverkaufes am Empfang. Da läuft das Geschäft gerade vorzüglich.
„Also bei uns war ordentlich was los“, sagt auch Fabian Sebulke, Betriebsleiter des Biergartens der Goldenen Gans an der Würzburger Mainschleuse. Die Gäste nutzten den Schatten der großen Bäume. „Sonntag war es schon wieder etwas ruhiger, aber am Freitag und Samstag waren alle hier am Anschlag“, sagt Sebulke. Getrunken wurde trotz der Temperaturen das Bier aus der hauseigenen Brauerei und Radler. „Radler ging ohne Ende“, so der Betriebsleiter des Biergartens.
Gegenüber im Biergarten am Alten Kranen bei Pächter Alexandros Kiventidis kam ebenfalls keine Langeweile auf. „Viel“, antwortet Kiventidis trocken auf die Frage, was denn so am Wochenende los war. Allerdings, so schränkt er ein, habe das Geschäft, bedingt durch die große Hitze erst später am Tag begonnen als sonst. Dann aber flossen auch am Alten Kranen Bier, Radler und Schoppen in Strömen.