(Rö.) Wer kennt sie nicht, die satirischen und hintergründigen Bilder des Berliners Heinrich Zille? 50 seiner durchwegs kleinformatigen Arbeiten zeigt jetzt das Kunsthaus Gerd Michel in der Semmelstraße 42 (im Hof) in einer Ausstellung. Die Zeichnungen und Grafiken stammen von einem privaten Sammler und waren vorher im Museum Georg Schäfer in Schweinfurt in einer Retrospektive zu sehen.
Heinrich Zille (1858 bis 1929) wurde in Dresden geboren und wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf, in genau jenen Umständen, die er später in seinen Bildern verewigte. Schon bald zog die Familie, vor allem auf der Flucht vor Schuldeneintreibern, nach Berlin, wo der junge Heinrich eine Anstellung in der Photographischen Gesellschaft fand und nebenbei privat Zeichenunterricht nahm.
Er gehörte zu den Künstlern, die nicht so sehr im Atelier, sondern vor Ort, also auf Straßen, in Kneipen oder Hinterhöfen, seine Motive fand und im Bild festhielt. Das war auch das „Milljöh“, in dem er sich zu Hause fühlte, das er kannte und wo man ihn als ihresgleichen akzeptierte. Nicht umsonst bekam er den Spitznamen „Raffael der Hinterhöfe“. Der akademische Kunstbetrieb ließ Zille weitgehend kalt, dennoch hat er später an der Akademie, die er als „Quatschbude“ bezeichnete, unterrichtet.
Seine Straßen- und Kneipenszenen entstanden „live“, er zeichnete die Menschen so wie sie und wo sie waren. Er zeichnete ungeschönt die Menschen aus der Unterschicht, den Hinterhöfen, Seitengassen und Arbeitervierteln. Seine Bilder sind ebenso drastisch wie satirisch-bitter.
Sie waren aber auch spöttisch. Weshalb man beim Betrachten auch mal ins Schmunzeln kommen kann. In der zeitgenössischen Kritik hieß es, Zille stelle humorvoll die Armut zur Schau, damit er nicht darüber weinen muss.
Eigenes Museum in Berlin
Damals wie heute sind sein Bilder populär, weil sie eben auch zeitlos sind. In Berlin ist Zille seit 2002 sogar ein eigens Museum gewidmet. Über sein Wirken gibt die Ausstellung im Kunsthaus Michel einen guten Überblick. Täglich führt Sven Lutz, Student der Kunstgeschichte, durch die Ausstellung. Anmeldungen für die Führungen werden unter Tel. (09 31) 1 39 08 entgegengenommen. Während der Ausstellungsdauer gibt es an jedem Freitag von 18 bis 20 Uhr Veranstaltungen, die sich mit Heinrich Zille befassen.
Die Ausstellung ist bis zum 23. April Montag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr und am Samstag von 10 bis 13 Uhr geöffnet.