würzburg (pw) Der Stadtjugendring (SJR) setzt sich dafür ein, den Platz an der Burkarder Kirche und vor dem Jugendcafé "Cairo" nach dem 1943 im Konzentrationslager verstorbenen Pfadfinder-Leiter Fred Joseph zu benennen. Auf dem derzeit noch namenlosen Platz soll nach einem Beschluss des Stadtrats demnächst ein kleines Stück Fußgängerzone entstehen. Diese Umgestaltung nimmt der SJR-Vorsitzende Jochen Wahlen zum Anlass, ein altes Anliegen wieder aufzugreifen: Bereits vor fünf Jahren haben der SJR und die Pfadfinderschaft St. Georg eine "Fred-Joseph-Straße" beantragt.
Der 1911 in der Schweiz als Sohn eines jüdischen Vaters und einer katholischen Mutter geborene Fred Joseph kam im Alter von vier Jahren nach Würzburg, wo er sich ab 1934 bei den Pfadfindern im Stamm "Eyseneck" engagierte und viele Jugendliche davon abhielt, in die Hitlerjugend einzutreten. Nach den Rassegesetzen der Nazis galt er als "Halbjude". 1936 musste er Würzburg verlassen, weil er hier keine Stelle mehr fand. Joseph ging nach Pforzheim, schloss sich dort wieder den Pfadfindern an und wurde deshalb im Januar 1942 wegen "Weiterführung einer verbotenen Jugendorganisation" zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Nach Verbüßung der Strafe kehrte er nach Würzburg zurück, wo er von der Gestapo verhaftet und ins KZ Auschwitz gebracht wurde. Dort starb er am 21. Januar 1943 im Alter von 31 Jahren.
"Wegen der hohen Frequentierung durch junge Menschen" erscheint dem SJR-Vorsitzenden der Platz vor dem "Cairo" als "Fred-Joseph-Platz" besonders geeignet. "Es wäre ein gelungenes Signal, wenn in direkter Nachbarschaft zum Jugendkulturhaus und zum Jugendgästehaus ein angemessenes Gedenken für einen Gegner der Nazi-Diktatur und überzeugten Jugendarbeiter geschaffen werden könnte", so Wahlen in einem Schreiben an Oberbürgermeisterin Pia Beckmann. In Pforzheim gibt es bereits seit vielen Jahren eine "Fred-Joseph-Straße".