Über die Jahrzehnte hat sich der langjährige Main-Post-Redakteur Roland Flade als Historiker einen Namen gemacht – nicht nur in der Erforschung der jüdischen Geschichte Unterfrankens, sondern überhaupt als Experte für die neuere Regionalhistorie. Dabei standen immer einzelne Menschen im Vordergrund, über die Flade die geschichtlichen Zusammenhänge erzählte. Das gilt auch für seine bemerkenswerte Seite im sozialen Netzwerk Facebook, die den Ersten und Zweiten Weltkrieg aus dem Würzburger Blickwinkel beleuchtet: „Würzburg vor 70 und 100 Jahren“ heißt die Seite und ist schon bestückt mit vielen Augenzeugenberichten von Würzburgern draußen in den Schützengräben, in den Lazaretten – oder den Zurückgebliebenen daheim mit ihren Sorgen, Nöten und schließlich der traumatischen Erfahrung des 16. März 1945 und der fast vollständigen Zerstörung der Stadt.
An diesem Dienstag, 24. November, nimmt Roland Flade den 70. Geburtstag der Main-Post zum Anlass für ein ganztägiges, fortlaufendes „Programm“ auf seiner Facebook-Seite. Im (Halb-)Stundentakt veröffentlicht er dort Auszüge aus den Artikeln dieser ersten vier Main-Post-Seiten im Herbst 1945, teils im Faksimile, und ergänzt sie um zeitgenössische Bilder und Kapitel aus seinem vergriffenen Buch „Hoffnung, die aus Trümmern wuchs“. Anhand dieser Buch-Beiträge wird erläutert, wie die Geschichte nach dem 24. November 1945 weiterging. Was wurde aus den Theaterplänen, die in der ersten Ausgabe behandelt wurden? Wie ging der angekündigte Wiederaufbau vonstatten? Warum gab es mehrere Anzeigen von Firmen, die in der Oberrealschule (heute Röntgen-Gymnasium) untergekommen waren?
Die Facebook-Seite "Würzburg vor 70 und 100 Jahren"
Unter anderem zitiert Flade den US-Oberst Bernhard MacMahon bei der Übergabe der Main-Post-Lizenz: „Wenn das deutsche Volk in den letzten zwölf Jahren die Wahrheit gewusst hätte, wären wir Amerikaner heute nicht in Ihren zerstörten Städten als Militärregierungsbehörde und Besatzungstruppen. Wir wären stattdessen in den USA bei unseren Frauen und Kindern. Doch sind wir hier, eben weil das deutsche Volk sich belügen und betrügen ließ – es wusste die Wahrheit nicht.“ Auch farbige Filmaufnahmen des zerstörten Würzburg sind am Dienstag auf der Facebook-Seite zu sehen.
Aus gutem Grund dokumentiert Flade in voller Länge den Erstausgabe-Artikel „Die tote Stadt wird auferstehen“ – ein Text der Redaktion voller Trauer über das verlorene Würzburg und gleichzeitig eine Hommage an den Überlebenswillen und an die Erneuerung.