Rechtzeitig zu Ostern kommt der fränkische Spargel auf den Tisch. Mit 36 Helfern, größtenteils aus Rumänien, beginnt auf dem Spargelhof Kuhn in Allersheim diese Woche die Ernte. „Spätestens am Donnerstag öffnen wir unsere Verkaufsstände“, sagt Georg Kuhn. Dann stehen in den Buden an den Straßenrändern des Landkreises Saisonkräfte und verkaufen das königliche Gemüse.
„Zur Hauptzeit werden 120 Verkäuferinnen im Einsatz sein, die den Spargel und die Erdbeeren an die Kunden bringen“, so der Landwirt. Mit 9,90 Euro pro Kilo will Kuhn in die Saison starten. „Im Laufe der Saison, wenn das Angebot größer ist, geht der Preis natürlich runter. Wir versuchen möglichst konstant zu sein. Die Kunden sollen wissen, was sie erwartet“, so Kuhn.
Wenn das Wetter mitspielt erwartet er eine durchschnittliche Ernte in diesem Jahr. „Optimal wäre ein warmes Frühjahr. Das wichtigste für den Spargel ist viel Sonne“, erklärt Kuhn. Die fangen die Bauern mit Folien ein, die sie auf den Feldern auslegen. „Die Minitunnelfolie wirkt wie ein Gewächshaus. Der Boden erwärmt sich unter ihr schneller, der Spargel treibt früher aus und wir können ihn frühzeitiger stechen“, so Kuhn. Doch in diesem Jahr gestaltete sich dieses Prozedere schwieriger als sonst.
„Die Frosttiefe lag im Februar bei 60 Zentimetern. Das habe ich noch nie erlebt.“ Georg Kuhn, Spargelbauer
Der starke Frost bereitete Kuhn und seinen Mitarbeitern Kopfzerbrechen. „Die Frosttiefe lag im Februar bei 60 Zentimetern. Das habe ich noch nie erlebt“, sagt Kuhn. Normal seien in dieser Gegend fünf bis zehn, erklärt er.
Wie jedes Jahr wollten Kuhn und seine Leute die Folie über die Spargelreihen ziehen. Doch der tiefe Bodenfrost führte dazu, dass die Felder mit dem Schlepper nicht befahrbar waren. „Der Boden taut von oben nach unten auf. Das Wasser konnte aber nicht einsickern, also war alles total matschig“, erklärt der Landwirt.
Einige Versuche, die Folie mit dem Schlepper aufs Feld zu bringen, scheiterten. „Wir sind immer wieder stecken geblieben. Außerdem hätten wir dem Boden große Schäden zugefügt“, so Kuhn.
Der Allersheimer baut im Ochsenfurter Gau auf mehr als 20 Hektar Fläche Spargel an, was eigentlich für diese Gegend untypisch ist. Spargel gedeiht normalerweise auf sandigen Böden. Kuhn hat es geschafft dieses Gemüse auch auf schweren Lehmböden heimisch zu machen. Doch wenn die Erde matschig ist, wird die Feldbearbeitung zur Schlammschlacht. Generell reicht die Muskelkraft der Helfer nicht aus, die 600 Kilo schwere Rolle selbst zu verlegen. Kuhn stand vor einer Entscheidung: „Entweder wir warten zwei Wochen oder uns fällt etwas anderes ein.“ Abzuwarten wäre schwierig geworden. „Die Erntehelfer und Verkäuferinnen verlassen sich auf unseren Zeitplan. Der ganze Ablauf wäre durcheinander gekommen“, so Kuhn.
Seinem Sohn Fabian kam schließlich die rettende Idee. „Er ist begeisterter Skifahrer. Also kam er zu mir und schlug vor, eine Art Schlitten zu bauen, der auf zwei großen Skiern steht und ohne großen Druck über die Felder gleiten kann“, erzählt er. Zunächst habe er ihn für verrückt erklärt aber nach kurzer Bedenkzeit machten sich die beiden ans Werk.
„Wir haben Pläne entwickelt und noch am selben Tag ein paar hundert Kilo Eisen besorgt und das Schweißen angefangen“, sagt der Spargelbauer. Es entstand ein Schlitten auf zwei großen Skiern mit einem Gestell darüber, um die Folie aufzulegen. Der Arbeitsaufwand sei wesentlich höher gewesen als normalerweise aber es klappte. Kuhn hofft, dass er die Erfindung in Zukunft nicht mehr braucht. Mittlerweile sind die Böden abgetrocknet, das Spargelstechen kann trockenen Fußes beginnen.