Auf der Wiese am Schattbergweg 21 ist ein Zelt aufgebaut, ein roter Teppich führt hinein, es gibt Häppchen und Sekt. Einmal um die Stehtische gezwängt, geht es auf der Rückseite wieder hinaus und einen provisorischen Holzweg entlang. Am Ende stehen die Verantwortlichen der geplanten inklusiven Kindertagesstätte rund um Oberbürgermeister Christian Schuchardt, alle mit Spaten in der Hand.
Nach dem Spatenstich geht es zurück ins Zelt. Im Laufe der nächsten beiden Jahre soll an dieser Stelle das Kita-Gebäude stehen, mit Gründach, Wärmepumpe und Photovoltaikanlage. Auf über 300 Quadratmetern sollen Kinder mit und ohne Beeinträchtigungen auf zwei Etagen miteinander spielen, lernen und leben. Eine rund 1000 Quadratmeter große Gartenfläche wird sie zudem einladen, die Natur zu entdecken.
Der Kopf hinter der Kita
Dass am Ortsausgang von Heidingsfeld nun eine inklusive Kita gebaut wird, ist Boris Zimmermann zu verdanken. Als Gründer und Vorstand der Prof. Dr. Boris Zimmermann Stiftung setzt er sich für Menschen mit Beeinträchtigungen in Würzburg ein. Gemeinsam mit der Lebenshilfe Würzburg hat er beispielsweise bereits ein Wohnprojekt im Sterntalerweg realisiert.
"Diese Kita wollte ich auch für meinen Sohn bauen", erzählt Zimmermann während der Spatenstich-Feier. Nur leider sei er bis zur Eröffnung zu alt. Die Idee für die inklusive Kita hatte Zimmermann bereits 2018. Doch Grundstückssuche, Genehmigung und Planung haben einige Zeit gedauert.
Mitstreitende fand Zimmermann in anderen Eltern und der Lebenshilfe, die die Kita betreiben wird. Er und Wolfgang Trosbach, Vorstandsvorsitzender der Lebenshilfe, haben sich bei einem Selbsthilfetreffen für Eltern, deren Kinder das Down-Syndrom haben, kennengelernt. "Ich freue mich über die inklusiven Kita- und Krippenplätze. Es ist eine Bereicherung", sagt Trosbach. Die Lebenshilfe habe bereits Wartelisten für solche Plätze.
Die Pädagogik der Vielfalt
Das Konzept der Kita haben zwei Mitarbeiterinnen der Lebenshilfe gemeinsam mit Martina Juretzka erstellt. Juretzka berät Einrichtungen zur Pädagogik der Vielfalt. Auf diesem Konzept basiert die neue Kita in Heidingsfeld: Kleinkind- und Kindergartengruppe sowie Kinder mit und ohne Beeinträchtigungen werden nicht voneinander getrennt. "Es ist eine kleine familiäre Einrichtung, die offen für die Interessen und Bedürfnisse der Kinder ist", sagt Juretzka. "Ziel ist das gemeinsame Spielen, Lernen und Leben."
Die inklusive Kita wird ab September 2023 Platz für insgesamt 28 Kinder haben. Davon verteilen sich 18 auf den Kindergarten und zehn auf die Krippe. Ab einem Alter von einem Jahr können die Kleinen Teil der Einrichtung werden und dort bleiben, bis sie in die Schule gehen. Interessierte Eltern können sich für einen Platz bei der Lebenshilfe Würzburg bewerben.
Bauherr des gesamten Projekts ist die Dr. Boris Zimmermann GmbH. Sie vermietet Grundstück und Gebäude an die Lebenshilfe und zahlt einen Großteil der Kosten. Diese belaufen sich derzeit auf etwa 1,9 Millionen Euro. Der Freistaat Bayern fördert das Projekt zusammen mit der Stadt Würzburg mit rund einer Million Euro. Geplant hat das Projekt Sebastian Pollach von Pollach Architekten aus Schweinfurt. Der Architekt und sein Team haben in Unterfranken bereits zehn Kindergärten konzipiert, sieben weitere planen sie gerade.