20 Ärzte in acht Praxen wollen ins MainÄrztehaus. Sie stemmen sich damit gegen den politisch gewollten Trend zu medizinischen Versorgungszentren, wie Urologe Dr. Wolfgang Kieser, einer der Geschäftsführer der MainÄrztehaus GmbH & Co. KG beim Spatenstich betonte. Dort behandeln fest angestellte Ärzte die Patienten. Die Freiberuflichkeit und damit die Motivation der Mediziner bleibe ebenso auf der Strecke wie die freie Arztwahl, so Kieser, und damit auch Versorgungsqualität.
Die Investoren und Mieter im Ärztehaus wollen die wirtschaftlichen Vorteile solcher Zentren mit ihren Ansprüchen als niedergelassene Ärzte verbinden. Kurze Wege und die gemeinsame Nutzung von Personal und Ressourcen sollen Kosten sparen. Patienten profitieren vom abgestimmten Miteinander der Kollegen aus unterschiedlichen Fachrichtungen, sagt Kieser. Auch Seminare und Informationsveranstaltungen für Patienten sollen regelmäßig im Ärztehaus stattfinden.
Ungewöhnliche Akzente
3500 Quadratmeter Nutzfläche bietet das Ärztehaus nach den Entwürfen von Architekt Stefan Buttler. Dessen Spezialität sind ungewöhnliche Akzente. Das hat er beim IMAX-Kino in Dettelbach bewiesen, oder beim Hotelturm in Würzburg. In Ochsenfurt plante er zwei verbundene, ungleichmäßig gerundete Baukörper, der eine einer Niere, der andere einem Fußabdruck nachempfunden. Mit der Projektsteuerung haben die Ärzte die Würzburger BAZ Beratung & Management AG beauftragt.
Neben den Praxen ziehen nach derzeitigem Stand eine Apotheke, ein Sanitätshaus, ein Pflegedienst, das Büro des Ärztenetzes MainArzt und ein Bistro mit ins Ärztehaus. Letzteres pachtet die Uffenheimer Bäckerei Grammetbauer, die Apotheke wird eine Filiale der Engel-Apotheke in der Innenstadt sein.
Ihren Wunsch nach enger Zusammenarbeit mit Ärzten und Dienstleistern außerhalb des Zentrums sowie mit der Main-Klinik haben die angeschlossenen Ärzte schon bei der Vorstellung ihres Projekts im Frühjahr 2008 besonders betont.
Die Nähe zur Innenstadt galt als Voraussetzung. Deshalb war die Standortsuche schwierig. Zwei weitere Flächen – ein Gelände an der Südtangente und das ehemalige BayWa-Gelände an der Floßhafenstraße – standen noch zur Diskussion.
Mit Verweis auf die gewünschte Nähe... ...zur Innenstadt erteilten die MainÄrzte auch einem Facharztzentrum an der Main-Klinik eine klare Absage. Das Kommunalunternehmen des Landkreises, Betreiber der Klinik, legte seine Pläne daraufhin auf Eis.
Am letztlich gewählten Standort hätten die Bauarbeiten ursprünglich bereits im vergangenen Frühsommer beginnen sollen. Verzögert hat sich die Genehmigung unter anderem durch die schwierigen Verkehrsverhältnisse im Umfeld.
Vor der ursprünglich geplanten Ausfahrt gegenüber der Hauptschule hatte das Straßenbauamt abgeraten. Jetzt soll der Schützenweg zur Ein- und Ausfahrt verbreitert werden. Gleichzeitig stellten die Ärzte die Überlassung eines Streifens am östlichen Rand des Areals in Aussicht.
Er könnte künftig einmal für den Bau einer weiteren Straße dienen, nachdem die Stadt beabsichtigt, das gesamte Quartier neu zu überplanen.
Die Erd- und Rohbauarbeiten begannen nun auf Basis einer Teilbaugenehmigung. Für die endgültige Genehmigung hat die Stadt den Nachweis der Altstadtverträglichkeit für die bislang noch nicht verpachteten Flächen gefordert. Reine Formsache, meint Mit-Geschäftsführer Dieter Kruse.
Dass nach etwas trägen Anfangebewegungen die nächsten Schritte zügig vorangehen, wünschte Bürgermeister Rainer Friedrich dem Projekt. Die Ärzte wagten einen zukunftsweisenden Schritt, der den Wert der Stadt Ochsenfurt als Gesundheitsstandort sichert, so Friedrich.
Ländlichen Raum gestärkt
Landrat Eberhard Nuß sieht in dem Ärztehaus vor allem eine Stärkung für den ländlichen Raum. Gäbe es die Fachärzte und die landkreiseigene Main-Klinik in Ochsenfurt nicht, müssten viele Patienten nach Würzburg abwandern. Dann wäre es gerade um die medizinische Versorgung im Ochsenfurter Gau schlechter bestellt, so Nuß.