Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Stadt Würzburg
Icon Pfeil nach unten

WÜRZBURG: SPD: „Von der Gleichberechtigung sind wir noch weit weg“

WÜRZBURG

SPD: „Von der Gleichberechtigung sind wir noch weit weg“

    • |
    • |
    Diskussion über Gleichberechtigung in der „Kellerperle“: (von links) Moderatorin Homaira Mansury, Philosophin Bettina Schmitz und die beiden SPD-Landtagsabgeordneten Ruth Müller und Georg Rosenthal.
    Diskussion über Gleichberechtigung in der „Kellerperle“: (von links) Moderatorin Homaira Mansury, Philosophin Bettina Schmitz und die beiden SPD-Landtagsabgeordneten Ruth Müller und Georg Rosenthal. Foto: Foto: Patrick Wötzel

    Vor hundert Jahren – im November 1918 – wurde nicht nur der Freistaat Bayern ausgerufen, sondern auch das Wahlrecht für Frauen in Deutschland eingeführt. Für die SPD, die das Frauenwahlrecht bereits seit ihrer Gründung im 19. Jahrhundert gefordert hatte, ist das runde Jubiläum allerdings nicht nur ein Grund zum Feiern: „Wir sind auch heute von der vollkommenen Gleichberechtigung von Mann und Frau noch weit entfernt“, betonte Ruth Müller, frauenpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, bei einer Diskussion in der „Kellerperle“ unter der Stadtmensa.

    „SIE hat die Wahl – Mitbestimmung seit hundert Jahren“ lautete der Titel der Veranstaltung, zu der der Landtagsabgeordnete Georg Rosenthal eingeladen hatte. Gut hundert Frauen und auch ein paar Männer sorgten dabei für ein gut gefülltes Haus. Einige kamen sicher auch wegen der Kabarettistin Birgit Süß, die im Duo mit Klaus Ratzek für den musikalisch-unterhaltsamen Teil des Abends sorgte.

    23 Prozent weniger Verdienst als die Männer

    Das Frauenwahlrecht als große Errungenschaft ist das eine, echte Gleichberechtigung und Chancengleichheit im Deutschland des Jahres 2018 etwas ganz anderes: Frauen verdienen im bundesweiten Durchschnitt 23 Prozent weniger als Männer, „in Bayern sind es sogar 26 Prozent“, betonte Ruth Müller. Im Rentenalter geht die Schere noch weiter auseinander. In Unterfranken bekommt nach ihren Worten eine Frau durchschnittlich nur 585 Euro Rente im Monat, ein Mann mit 1102 Euro fast das Doppelte.

    Müller berichtete auch, warum die bayerische Staatsregierung diese Differenz nicht wirklich als Problem sehe: Weil Frauen meistens in einer gemischtgeschlechtlichen Beziehung leben und aufgrund ihrer höheren Lebenserwartung nach dem Tod des Ehemannes Witwenrente bekommen. Das habe die ehemalige Sozialministerin Emilia Müller wörtlich auf eine Anfrage der SPD-Fraktion geantwortet. „Es kann doch nicht die Empfehlung für junge Frauen in Bayern sein, einen gut verdienenden Mann zu heiraten und möglichst schnell Witwe zu werden“, sagte Ruth Müller.

    SPD fordert ein Lohntransparenz-Gesetz

    Die SPD fordere deshalb ein Lohntransparenz-Gesetz, das es Frauen ermöglichen soll, ihr Gehalt mit dem der männlichen Kollegen zu vergleichen: „Wir möchten nicht, dass Männer weniger verdienen, aber dieser Lohnunterschied ist nicht gerechtfertigt“, so Müller weiter. Um Änderungen herbeizuführen, brauche es außerdem mehr engagierte Frauen in der Politik, „um ihre Themen und Sichtweisen einzubringen.“

    Die Realität sieht häufig immer noch ganz anders aus: Im neu gewählten Bundestag sitzen weniger Frauen als vorher, und erst vor wenigen Tagen hat der neue Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) eine komplett männlich besetzte achtköpfige Führungsmannschaft seines Ministeriums präsentiert.

    „Die Bretter, die wir bohren müssen, sind nach wie vor sehr dick. Ohne schärfere Gesetze und Verpflichtungen, die dann auch durchgesetzt werden müssen, werden wir nicht weiterkommen“, sagte Gastgeber Georg Rosenthal bei der anschließenden Diskussion mit Moderatorin Homaira Mansury und der Philosophin und Autorin Bettina Schmitz.

    Dabei kam auch zur Sprache, dass rechte Parteien und Bewegungen das Thema Gleichberechtigung für sich entdeckt haben. „Sie verknüpfen die Errungenschaften der letzten Jahre und Jahrzehnte mit der Zuwanderung von Menschen aus Kulturen, die die Frauenrechte nicht schätzen, und befeuern dadurch die Stimmung in der Gesellschaft“, sagte Mansury.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden