Tobias Winkler ist einer der unzähligen ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer des letzten Jahres. Als im September in die Kürnachtalhalle Lengfeld, beinahe vor seiner Haustüre, für sechs Wochen Flüchtlinge einzogen, begann er, sich zu engagieren. Schnell wurde, neben der Freizeit, die er mit den neuen Freunden verbrachte, vor allem die Kleiderkammer sein Metier. Gemeinsam mit seinem Team organisierte er all die unzähligen Dinge, welche die geflüchteten Menschen brauchen und erfuhr so, wie groß manchmal die Not ist.
Wie seine Helferkollegen, erkannte auch er schnell, dass ein gutes Netzwerk für die Flüchtlinshilfe unerlässlich ist. In Würzburg bot das die Facebook-Gruppe „Flüchtlingshilfe in und um Würzburg“. Über die kam Winkler mit der mobilen Flüchtlingshilfe in Kontakt – mit den Menschen also, die denjenigen helfen, die es in nicht nach Deutschland geschafft haben, sondern – besonders nach dem Schließen der europäischen Grenzen – in Camps in Griechenland ausharren.
Aus dem eigenen Erleben, den Erzählungen seiner neuen Freunde aus anderen Ländern und den Erfahrungsberichten der mobilen Flüchtlingshilfe wuchs in ihm die Idee, etwas für die Menschen zu tun, denen fernab der Heimat kaum noch Hoffnung bleibt – und nur sehr wenig zum Leben.
Vor allem die Kinder liegen dem Vater eines Sohnes am Herzen. „Wichtig ist mir aber nicht nur, ihnen in ihrem tristen Alltag eine Freude zu machen. Ich will mit meiner Aktion auch eine Verbindung herstellen“, erklärt er.
„Liebe im Paket“ heißt seine Aktion, die sich an Projekte wie „Weihnachten im Schuhkarton“ anlehnt. Die Idee ist, hier Pakete mit Lebensnotwendigem zu packen, die dann Ende des Jahres nach Griechenland gebracht und dort verteilt werden sollen. Dabei will Tobias Winkler tatkräftig mithelfen.
Mit all dem will er eine Verbindung schaffen von den Helfern und Flüchtlingen hier in Deutschland zu den Flüchtlingen und Helfern dort. „Wir wollen damit zeigen, dass wir uns der Verantwortung stellen. Anders als die Politik derzeit. Dass wir diejenigen eben nicht vergessen haben und vergessen werden, die es nicht bis zu uns geschafft haben.“
„Wir haben und werden diejenigen nicht vergessen, die es nicht bis zu uns geschafft haben.“
Tobias Winkler Initiator von „Liebe im Paket“
Auch die Ehrenamtlichen dort, sagt Winkler, stünden auf verlorenem Posten, müssten mit dem vorherrschenden Mangel an allem mehr oder weniger alleine zurechtkommen.
Seine Idee hat schnell Kreis gezogen. Welch große, das ist dem Werbetechniker selbst ein bisschen unheimlich. Wie auch immer inzwischen hat der Verein Standpunkt 3500 Päckchenkartons drucken lassen. 1000 Stück davon waren bereits am ersten Tag weg. Demnächst sollen noch mal welche nachgedruckt werden. 3500 Kartons, hat Winkler ausgerechnet, passen auf 30 Euro-Paletten und wiederum 33 Paletten auf einen Auflieger.
Neben ihm, zählt er weitere Zahlen auf, gehören mittlerweile etwa 45 Leute zum Würzburger Team. 40 Sammelpunkte gibt es derzeit in der Region Würzburg (von Karlstadt über Estenfeld, Kürnach und Würzburg bis nach Volkach). Hinzu kommen 15 weitere deutschlandweit.
In Bonn etwa, berichtet er, sollen vier Gottesdienste stattfinden, bei denen Päckchen gefüllt werden sollen. Auch das Bürgerbüro der Stadt Würzburg hilft mit und verteilt die Kartons, die sich handlich zusammenlegen lassen. s.Oliver hat 300 warme Jacken zugesagt. Und viele in Würzburg lebende Flüchtlinge packen ebenfalls Kartons – für die Verwandten und Freunde in den Camps.
Ende November sollen die gefüllten Pakete eingesammelt werden. Damit dann Ende des Jahres alles wie geplant über die Bühne gehen und die „Liebe im Karton“ dorthin kommen kann, wo der Inhalt gebraucht wird, fehlt derzeit noch das Geld für den LKW. „Da sind wir noch auf Geldspenden angewiesen“, bittet Winkler um Hilfe.
Was in die unverschlossenen Päckchen soll – der Inhalt muss vor dem Verteilen kontrolliert werden – hat Winkler mit Ehrenamtlichen abgesprochen, die sich in den griechischen Camps auskennen. Gern gesehen sind Spielzeug wie Püppchen, Autos, Kuscheltiere, Spieluhren, Spiele und Schulmaterialien, Handschuhe, Mützen, Schals, Socken, Hygieneartikel.
Nicht hinein dürfen zerbrechliche und scharfe Gegenstände, Medikamente oder Flüssigkeiten.
Kontakt und weitere Infos auf der Facebook-Seite „Liebe im Karton“, per Mail Liebe-im-Karton@gmx.de. Spendenkonto der mobilen Flüchtlingshilfe:
IBAN: DE49 7905 0000 0046 357984
BiC: BYLADEM1SWU
Sparkasse Mainfranken
Verwendungszweck: Liebe im Karton