"Sancta Maria, ora pro nobis – Heilige Maria, bitte für uns" sangen die Damen des Kammerchors am Würzburger Dom, schlicht, empfindsam und fein. Elfmal vorgetragen schwebte die Bitte eindringlich in den Kiliansdom, ruhig und meditativ, ummantelt von einem achtstimmigen kunstvollen instrumentalen Flechtwerk. Gerade in der aktuellen Weltlage mit ihren politischen, klimatischen, vor allem aber gesundheitlichen Herausforderungen erhielt die Anrufung Marias eine ganz besondere Dimension. Damit wurde sie zu einem anrührenden Glanzlicht von Claudio Monteverdis "Vespro della Beata Vergine", der Marienvesper.

Unter der Leitung von Domkapellmeister Christian Schmid musizierten der Kammerchor am Würzburger Dom, das Barockorchester La Banda und als Solisten die Sopranistinnen Maria Bernius und Franziska Bobe, Altus Matthias Lucht, die Tenöre Daniel Schreiber und Christian Rathgeber, die Bassisten Felix Rathgeber und Thomas Scharr. Fast alle der 200 zur Verfügung stehenden Plätze waren besetzt, die Abstände groß. Erstmals hieß es für die Zuhörer: "Bitte behalten Sie den Mundschutz während des gesamten Konzerts auf."
Andacht und Flehen
Man war so fast für sich, ganz bei sich, ungestört und unbeeinflusst im intensiven musikalischen und spirituellen Erleben einer Musik, die in ihrer Komplexität und Vielfalt, in Jubel und Pracht, in Andacht und Flehen ihresgleichen sucht. Christian Schmid führte sehr souverän und strukturiert durch die vielstimmigen Verästelungen, gab Solisten und einstimmigem Vortrag Freiheit, nahm sich viel Zeit um etwa ein "Amen" oder Textpassagen wie "in alle Ewigkeit" wirkungsvoll ausklingen zu lassen.
Exzellent besetzt das Solistenensemble, stimmlich bestens aufeinander abgestimmt, wofür stellvertretend die Concerti "Duo Seraphim" und "Pulchra es" angeführt seien. Hier drei Männerstimmen, völlig ineinander verschmolzen und in gemeinsamer Steigerung die Herrlichkeit Gottes preisend – dort zwei Sopranstimmen, hell und rein die liebliche und süße Tochter Jerusalems huldigend.
Hingabe und Musizierfreude
Das Barockorchester und der Chor zeigten neben Kondition große Professionalität, Musizierfreude, Hingabe und Können. Stimmlich makellos der Chor, konzentriert und fokussiert auf eine innige Zusammenführung von Text und Musik. La Banda spielte nicht nur mit müheloser Virtuosität, sondern konnte auch alle Register an Empfindungen ziehen.
Das abschließende "Magnificat" wurde in höchster Vollendung zelebriert: Beruhigt und losgelöst von Problemen konnte man sich in die Umhüllung der Musik fallen lassen.