Immer wieder wurde der Neubau einer neuen Sporthalle verschoben. Schon in den 1960er Jahren gab es Pläne für eine neue Sportstätte in Versbach. Bis 2017. Der damalige Vorstand nimmt den Bau einer neuen Zweifachhalle in Angriff. Nach nur einem Jahr Bauzeit steht die neue Halle. Zu verdanken ist das dem damaligen Vorstandsteam, an dessen Spitze: Christine Rieß.
Für seine Verdienste wurde der ehemalige Vorstand des Sportbundes Versbach am vergangenen Mittwoch mit dem Preis „Vorstand des Jahres“ geehrt. Der ehemaligen Vorsitzenden, Christine Rieß, wurde der Pokal sowie eine 1000 Euro Prämie, gestiftet von der Sparkasse Mainfranken, überreicht. Die Auszeichnung wird in Zusammenarbeit von Main-Post, Verband Würzburger Sportvereine und Sparkasse Mainfranken vergeben – dieses Jahr zum 28. Mal.
Die neue Sportstätte ist mehr als nur eine große Mehrzweckhalle. Auf rund 1400 Quadratmetern und zwei Stockwerken gibt es große, aber auch kleine Sporträume. "Wir haben die einzelnen Sportabteilungen vor dem Bau gefragt, was sie brauchen", sagt Rieß. Das Ergebnis: Es braucht vor allem kleine Räume zum trainieren. Und so gibt es heute einen Spiegel-Raum, in dem die Garde probt und Räume für die Fitness-Gruppen. "Das hat auch unserem Verein gut getan, weil sich alle Abteilungen dadurch im Spielbetrieb treffen", sagt Rieß.
Der Verein zieht an einem Strang
Mit Entschlossenheit und Pragmatismus plant der damalige Vorstand den Bau der Zweifachsporthalle. Allen voran Christine Rieß. Sie schafft, was nur selten im Vereinsleben klappt: Teamwork über alle Sportabteilungen hinweg. "Es war mir wirklich wichtig, dass wir ein Verein mit vielen Abteilungen sind. Der Bau der neuen Halle hat uns zusammengeschweißt. Wir helfen uns gegenseitig. Wenn die Faschingsgesellschaft Hilfe braucht, dann helfen auch die Fußballer", sagt die ehemalige Vorsitzende über ihre Zeit an der Vereinsspitze.
"Der Bau der neuen Halle hat uns zusammengeschweißt. Wir helfen uns gegenseitig."
Christine Rieß, ehemalige Vorsitzende des Vereinsvorstandes
Vor dem Neubau haben die verschiedenen Sportabteilungen vor allem in den zwei Sportstätten des Vereins trainiert: am Essigkrug und in der alten TSV-Turnhalle an der Heide 1. Ebenso verstreut war auch der Kontakt der unterschiedlichen Sportabteilungen. Der Sportbund, der 1862 als Turnverein gegründet wurde, ist in den vergangenen 158 Jahren gewachsen. Immer mehr Vereine haben sich dem Sportbund angeschlossen. Heute zählen neun Sport- und Kulturabteilungen zum Verein, sowie die Faschingsgesellschaft Versbach.
Paralleler Spielbetrieb in der neuen Halle
Architekten treffen, Ausschreibungen machen, Bedarfsplan erstellen. Ein Jahr lang trifft sich der Vorstand jede Woche und bespricht das Projekt. Was den Vorstand auszeichnet, ist die Effizienz, mit der sie an die Planung herangehen. "Wir haben uns immer wieder gefragt, was können wir uns leisten und was kann man weglassen?", sagen die Vorstände. So wurden während des Baus neue Räume eingezogen und ein weiteres Stockwerk oben drauf, das man nur als künftige Erweiterung vorgesehen hatte. "Der Bau der Sporthalle ist wie der Bau eines Eigenheimes, nur größer", sagt der damalige Finanz-Vorstand Günther Ries gelassen. Ein Jahr lang bestimmte das Projekt auch die Freizeit der Vorstände und sogar deren Mittagspausen.
"Der Bau der Sporthalle ist wie der Bau eines Eigenheimes, nur größer."
Günther Ries über den Neubau der Sporthalle
Mit rund drei Millionen Euro ist die 1400 Quadratmeter große Halle relativ günstig. Der Verein hat viel in Eigenregie gemacht: "Den Rohbau der Halle haben Firmen gebaut, aber die ganze Einrichtung haben wir selber gemacht. Wir haben Bänke, Garderoben und die Küche eingebaut. Ganz zu schweigen von dem schweren Bild, das wir von der alten in die neue Halle getragen haben", sagt Christine Rieß.

Hinzu kamen Arbeiten am Brandschutz und der Außenanlage, der Holzverschalung und der Nivellierung. Ein Mitglied kam dafür sogar mit dem Bagger an, um die Erdbewegungen am Boden vorzunehmen. Ohne das unermüdliche Engagement der Mitglieder wäre das nicht möglich gewesen, betont Günther Ries: "Sechs unserer Mitglieder haben zudem permanent am Bau angepackt. Wenn wir sie gerufen haben, dann waren sie da".

Immer wieder verschoben
Jahrzehnte lang wurde der Neubau verschoben. Dabei gab es bereits in den 1960er Jahren Pläne für den Bau einer neuen Halle. Sogar eine Baugenehmigung gab es schon. Doch die Stadt sperrt die Zuschüsse. Der Bau war erst einmal auf Eis gelegt.
Rund 50 Jahre später folgte der zweite Versuch. Der damalige Vorstand will schnellstmöglich die Sporthallen am Essigkrug und die alte TSV-Halle verkaufen. Doch der potenzielle Käufer springt ab: "Das war einfach zwei Nummern zu groß für uns. Ich habe mich dann ausgeklinkt. Ich dachte nur, das ist der Untergang des Vereins", sagt der damalige Finanz-Vorstand Ries. Kurze Zeit später scheitert der Verkauf.
"Es hat schon gedauert, bis wir einen Käufer gefunden haben, der auch die Auflagen der Stadt Würzburg einhält", sagt die Vorsitzende. Mit einem neuen Käufer wurden 2017 die beiden Hallen am Essigkrug und an der Heide verkauft. Mit den Erlösen aus dem Verkauf sowie den Zuschüssen der Stadt Würzburg und des Bayerischen Landes-Sportverbandes wurde der Bau finanziert.
Was bleibt ist der Zusammenhalt
Heute ziehen die verschiedenen Sportler mehr denn je an einem Strang. Für Christine Rieß ist das ihr größter Verdienst. Mit dem Bauprojekt ist auch der Zusammenhalt im Verein gewachsen: "In all den Jahren, in denen ich Vorstand war, ist die größte Errungenschaft, dass wir zusammengewachsen sind. Gerade die jüngere Generation ist total eng verbandelt. Das haben wir beim letzten Rochusfest gemerkt. Früher war es so, dass jede Abteilung mit ihrem eigenen Teil beschäftigt ist. Jetzt arbeiten alle zusammen."