Immer weniger Hausärzte auf dem Land, immer weitere Wege für Patienten auch bei medizinischen Routinemaßnahmen. Um dem gegenzusteuern, betreut die Universität Bayreuth im Streutal in der Rhön eine Studie, die nun auch auf die Stadt Aub Anwendung finden soll.
Bürgermeister Roman Menth berichtete dem Stadtrat von diesem Versuch, der im Streutal großen Anklang findet. Die Universität Bayreuth greift in der genannten Studie auf die frühere Einrichtung der "Dorfschwester" zurück: Ausgebildete Krankenschwestern kümmerten sich damals um die Gesundheit der Bevölkerung und waren erste Ansprechstation bei gesundheitlichen Fragen.
Auf der Suche nach einer weiteren Modellregion machte der Uffenheimer Allgemeinarzt Florian Derks auf den Uffenheimer Raum, speziell auf die Situation in Aub aufmerksam. Die Praxis hat nach der Schließung der letzten Arztpraxis in Aub zahlreiche Patienten aus Aub und Umgebung übernommen. Die Uni Bayreuth fand Aub als geeignet für die Studie.
Schwer für ältere Patienten
Oft ist es für ältere, eingeschränkt mobile Patienten schwer, für Routinemaßnahmen wie Blutdruckmessen, Blutentnahmen oder Impfungen eigens die Arztpraxis aufzusuchen, zumal es von Aub nach Uffenheim keinen öffentlichen Personennahverkehr gibt. Der Arzt muss dann zeitaufwendige Hausbesuche durchführen.
Um diese Hausbesuche zusammenzufassen, sieht das Model vor, für solche Routinemaßnahmen Sprechstunden vor Ort anzubieten. Dabei wird üblicherweise nicht der Arzt, sondern eine medizinische Fachkraft vor Ort sein. Der Arzt kann im Ausnahmefall via Smartphone oder Videocall kontaktiert werden.
In Aub schlug der Bürgermeister dafür das Vereinszimmer im Spitalgebäude vor. Beginnend ab 16. September würde montags zwischen neun und elf Uhr eine medizinisch-technische Fachkraft mit entsprechender Weiterbildung vor Ort sein. Eine Terminvereinbarung mit der Praxis in Uffenheim ist zwingend erforderlich.
Derks wies ausdrücklich darauf hin, dass hier keine Zweigpraxis eröffnet werde. Sollte der Arzt benötigt werden, müsse weiterhin ein Termin in der Praxis in Uffenheim vereinbart werden.
Die Art von Sprechstunden vor Ort hat aber den Vorteil, dass nicht die Vorgaben an die Ausstattung einer Arztpraxis erfüllt werden müssen, die bei Hausbesuchen in den Wohnräumen der Patienten ja auch nicht gegeben sind. Wenn der Schwerpunkt der Patientenbetreuung vor Ort nicht auf technischen Untersuchungen, sondern im Gespräch mit den Patientinnen und Patienten liegt, hätte das ja auch sein Gutes, ist die Auffassung des Arztes.
Die Stadt Aub stellt dem Arzt kostenlos mit dem ehemaligen Besprechungsraum der Sozialstation im Spitalgebäude einen geeigneten Raum zur Verfügung, ebenso notwendige Ausstattungen wie eine Liege, einen Raumteiler und kostenlose Internetverbindungen.
Sehr gute Resonanz
Im Streutal in der Rhön stößt dieses Model der medizinischen Versorgung auf sehr gute Resonanz. Zwar ist das Model zeitlich bis Mitte nächsten Jahres begrenzt, Derks hofft aber, dass es auch danach weitergeführt werden kann. Außerdem würde er sich freuen, wenn sich andere Ärzte anschließen und ebenfalls solche Termine in Aub anbieten würden.
Der Auber Bürgermeister sieht in dem Modellversuch einen ersten kleinen Schritt wieder hin zu einer besseren medizinischen Versorgung. Da auch aus dem Gesundheitsministerium in Berlin aktuell Vorschläge in diese Richtung kommen, sieht man sich in Aub auf dem richtigen Weg. Auch aus der Runde der Ratsmitglieder kam ausschließlich Zustimmung für dieses Projekt.