Die Bayerischen Staatsforsten sehen noch viel Potenzial für den Bau von neuen Windkraftanlagen im Staatswald: "Wir spüren eine verstärkte Nachfrage von Kommunen wie Betreibern", sagte Vorstandschef Martin Neumeyer am Freitag in München. Konkrete Projekte würden jedoch aktuell vor allem in Südbayern und nicht in Franken vorangetrieben – etwa im oberbayerischen Ebersberg oder entlang der Autobahnen München-Salzburg und München-Garmisch. Klar sei allerdings, "dass es im Staatswald neue Windkraftanlagen nur in enger Abstimmung mit den Kommunen vor Ort geben kann", beteuerte Neumeyer.
Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte als Teil seiner Klimaschutz-Strategie 500 neue Windräder im Staatswald angekündigt – derzeit gibt es dort auf gut 800 000 Hektar exakt 101 Windkraftanlagen. Söders Ausbauziel sei "ambitioniert", räumte Forstministerin Michaela Kaniber (CSU) ein. Zudem müsse man bei möglichen Ausnahmen von der 10-H-Abstandsregel "sensibel vorgehen", forderte sie. "Wir haben aber gute Möglichkeiten und sollten diesen Kraftakt gemeinsam gehen", warb die Ministerin.
Trotz besserer Holzpreise: Staatsforsten bleiben tief in den roten Zahlen
Nach einem harten Jahr 2020 sehen sich die Staatsforsten wirtschaftlich wie ökologisch wieder auf Kurs: So konnte der Verlust im Geschäftsbetrieb von 36,3 Millionen Euro im Vorjahr auf 19,2 Millionen Euro reduziert werden. Hauptgrund dafür seien bessere Holzpreise, die trotz reduzierter Einschlagmenge einen gut sechs Prozent höheren Holz-Umsatz von fast 285 Millionen Euro ermöglichten.

Trotzdem musste das staatliche Unternehmen zuletzt rund 50 Millionen Euro an Krediten aufnehmen. Zudem rechnen die Staatsforsten unter dem Strich auch in den nächsten Jahren mit roten Zahlen – vor allem wegen hoher Rückstellungen für Pensionslasten.
"Dem bayerischen Staatswald geht es deutlich besser, als in den letzten Jahren."
Reinhardt Neft, Vorstand bei den Bayerischen Staatsforsten
Positiv sehen die Wald-Manager den aktuellen Zustand des Waldes: "Dem bayerischen Staatswald geht es deutlich besser, als in den letzten Jahren", findet Vorstand Reinhardt Neft. Grund dafür seien zuletzt höhere Niederschläge und ein Rückgang der Belastung durch Borkenkäfer.
In Unterfranken zuletzt 811 000 neue Bäume im Staatswald – vor allem Eichen
Zufrieden sind die Staatsforsten auch mit der Anpassung des Staatswaldes an den Klimawandel: Bayernweit seien von Sommer 2020 bis Sommer 2021 mehr als sechs Millionen Bäume neu gepflanzt worden – davon rund 811 000 in Unterfranken. "Über die Hälfte der zusätzlichen Klimawaldbäume waren Eichen", erklärte Neft. Aber auch Tannen, Buchen, Douglasien, Elsbeeren, Kirschen oder Esskastanien würden neu gepflanzt: "All diese Baumarten kommen mit Klimawandel, Trockenheit und Insekten deutlich besser zurecht", hofft er.
"Von einer Entwarnung beim Wald kann keine Rede sein."
Steffen Jodl, Regionalreferent für Unterfranken beim Bund Naturschutz
Umweltschützer sehen die Öko-Bilanz der Staatsforsten kritischer: "Von einer Entwarnung beim Wald kann keine Rede sein", findet Steffen Jodl, Regionalreferent für Unterfranken beim Bund Naturschutz. Vor allem alte Bäume profitierten nicht vom zuletzt höheren Niederschlag, warnt auch Peter Naumann vom Bergwaldprojekt e.V. in Würzburg: "Ihre Trockenheitsschäden sind Langzeitschäden und werden in den kommenden Jahren noch viel stärker sichtbar werden."
Naturschützer: Nicht nur neue Bäume pflanzen, auch alte Bäume besser schützen
Sechs Millionen neue Bäume seien "ein guter Anfang", könnten aber den Wald noch nicht retten, glaubt der unterfränkische Grünen-Bundestagsabgeordnete Niklas Wagener. Alte, kühlende Wälder wie im Steigerwald oder Spessart müssten besser geschützt werden, fordert er: "Denn ohne den Schutz der alten Bäume, ohne ein intaktes Wald-Ökosystem, heizen sich die Wälder in heißen, trockenen Sommern auf, worunter auch die jungen Bäume leiden."