"Urbanes Leben ist wieder gefragt, doch wir müssen auch was dafür tun, dass die Leute in die Stadt ziehen", sagt OB Georg Rosenthal. Geplant sind auf dem 10 000 Quadratmeter großen Areal Brunostraße 6 bis 10a rund 100 Wohnungen, jeweils zur Hälfte als Miet- und Eigentumsobjekte. Im Frühjahr hatte die Stadtbau einen städtebaulichen Ideenwettbewerb unter sechs Architekturbüros aus Frankfurt, Stuttgart und Würzburg ausgelobt. In dieser Woche war Preisverleihung.
Die Jury unter Vorsitz von Professor Wolfgang Fischer vom Fachbereich Architektur der Fachhochschule vergab zwei gleichrangige erste Plätze, wobei alle Arbeiten „von hohem Niveau“ sind, wie Fischer betonte. Es gewannen das Würzburger Büro Hetterich Architekten und das Frankfurter Büro Stefan Forster Architekten.
Aufgabe war unter anderem, eine Verzahnung mit dem Umfeld herzustellen, also kein „isoliertes Quartier im Quartier“ (Fischer) zu entwerfen und möglichst den alten Baumbestand zu berücksichtigen. Das haben beide Siegerentwürfe getan – auf unterschiedliche Weise. Die Grundidee der Forster Architekten: „Wohnen im Park“. Dabei bleiben im Umfeld der neun fünfgeschossigen Häuser fast alle Bäume erhalten. Das viele Grün wertete die Jury ebenso als Pluspunkt wie die Zufahrt zur geplanten Tiefgarage von der Frankfurter Straße aus. Kritikpunkt: Die zu dichte Bebauung.
Unter der Überschrift „Wohnen in Höfen“ mit Blickrichtung „gemeinschaftliches Wohnen“ steht der Entwurf von Michael Hetterich: Rund um elf vier- und fünfgeschossige Häuser gibt's Höfe, kleine Vorgärten und einen Bouleplatz. Kritik der Jury: Etwa die Hälfte der Bäume fällt weg und zu viele Gemeinschaftstreffpunkte, die manchen Bewohner stören könnten. Deshalb sollen die Architekten ihre Entwürfe bezüglich der Kritikpunkte noch einmal überarbeiten, erläutert Stadtbau-Geschäftsführer Hans Sartoris das weitere Vorgehen.
Und was wird am Ende gebaut? Es werde keine Mischung aus beiden Entwürfen geben, sagt Sartoris. Welcher Entwurf in etwa vier Wochen den Zuschlag erhält, hänge nicht zuletzt von den Wünschen der künftigen Bewohner ab. So erhalten Interessenten einen Fragebogen. Man habe bereits viele Interessenten auf Käufer- wie auf Mieterseite. Beispielsweise wollten mehrere Senioren ein ganzes Haus kaufen.
Mit der Preisverleihung begann gleichzeitig die Vermarktung der etwa 100 zwei bis Fünf-Zimmer-Wohnungen. Laut Sartoris soll der Quadratmeter zwischen 2500 und 3000 Euro kosten, die Miete „um die 8,50 Euro“ pro Quadratmeter betragen. Nicht zuletzt aufgrund der Bauqualität, der stadtnahen Lage und der guten Infrastruktur erwartet Sartoris keine Probleme bei der Vermarktung. Er sieht in der neuen Eigentumswahnanlage in alten US-Hospital am Mönchberg keine Konkurrenz. Das sei ein ganz anderer Standort und auch ein anderes Interessenten-Klientel.
Dass die Investition der Stadtbau, die in der Zellerau bereits 2000 Wohnungen besitzt, mit rund 20 Millionen Euro gut angelegtes Geld ist, davon war OB und Stadtbau-Aufsichtsratsvorsitzender schon beim Startschuss im April dieses Jahres überzeugt: Viele Menschen, vor allem ältere, wollten in oder zurück in die Stadt ziehen. Das Neubau-Projekt sei zudem „eine weitere Aufwertung der Zellerau“. Diese sei „positiv im Gespräch“ und „für alle Schichten interessant. Den alten Häusern in der Brunostraße weint Rosenthal keine Träne hinterher: „Die sind einfach verbraucht. Eine Sanierung wäre zum Fenster hinausgeworfenes Geld.“
Noch im Dezember soll mit dem Abriss der mittlerweile leer stehenden Häuserriegel in der Brunostraße begonnen werden. Die ersten neuen Wohnungen sollen 2011 zu beziehen sein. Bis alles fertig ist, wird es wohl drei Jahre dauern. Weitaus früher möchte Geschäftsführer Sartoris einen Namen für das Großprojekt finden.
Die Architekten-Entwürfe sind im Rahmen einer Ausstellung zwischen 29. Oktober und 26. November jeweils donnerstags von 16 bis 18 Uhr im Projektbüro Michelstraße 1 zu sehen.