Alte Bausubstanz für neue Zwecke nutzbar zu machen ist immer eine architektonische Herausforderung. In Würzburg gibt es gerade zwei Großprojekte mit dieser Aufgabenstellung – die Frankenhalle in der äußeren Pleich und das Bürgerbräu-Gelände in der Zellerau. Mit beiden Vorhaben beschäftigte sich die Kommission für Stadtbild und Architektur in ihrer jüngsten Sitzung.
Auf Einladung des Oberbürgermeisters und der Bauverwaltung sahen sich die Kommissionsmitglieder vor Sitzungsbeginn die Frankenhalle an, denn in nicht allzu ferner Zukunft werden sie wohl die Umbaupläne des Architekturbüros Brückner&Brückner zur Begutachtung vorgelegt bekommen.
Was vor Ort zu sehen ist, beeindruckte die externen Architektur-Experten jedenfalls. Während die frühere Münchner Stadtbaurätin Christine Thalgott eher allgemein von einer „sehr schönen Halle“ sprach, fiel ihrem Kollegen Ferdinand Stracke „die schon jetzt erstaunlich gute akustische Qualität“ auf, ohne dass spezielle Einbauten hierfür vorhanden sind. Auch Bernhard Winking aus Hamburg fand die Halle „sehr beeindruckend“, er unterstützte ausdrücklich die Pläne, die die Stadt mit der Halle hat.
Ziele fürs Bürgerbräu-Gelände
„Ehrgeizig, sehr ambitioniert, beeindruckend und faszinierend“ waren einige der Attribute, die die Kommissionsmitglieder für die Pläne fanden, die ihnen Architekt Roland Breunig dann vorstellte. Breunig hat zusammen mit dem dort ansässigen Sektkellerei-Besitzer Carsten Höfer weite Teile des Bürgerbräu-Geländes in der Frankfurter Straße erworben und möchte das lange Jahre weitgehend brach liegende historische Ensemble in den nächsten Jahren mit neuem Leben erfüllen.
Die beiden neuen Eigentümer haben sich dabei viel vorgenommen. Ihr Ziel ist es, die historische Bausubstanz des 19. Jahrhunderts weitestgehend zu erhalten und behutsam Neues hinzuzufügen. So soll beispielsweise ins Sudhaus und das angrenzende Maschinenhaus Gastronomie mit Veranstaltungsräumen einziehen. Das Pferdestall-Gebäude im Eingangsbereich soll Werkstätten und Verkaufsräume für Kunsthandwerker aufnehmen. Auch einige wenige Neubauten sind vorgesehen, berichtete Breunig. So plant er ein kleines Hotel mit 30 Zimmern und 60 Betten, weil es derartige Übernachtungsmöglichkeiten in der Zellerau nicht mehr gibt. Auch vier neue Atelierwohnungen sind im hinteren Geländebereich vorgesehen.
Zur Frankfurter Straße hin soll sich das Gelände nach außen öffnen, wofür die bestehende Mauer stellenweise aufgebrochen wird. Auch einige der gewaltigen unterirdischen Gewölbekeller, die ansonsten von der Sektkellerei Höfer genutzt werden, sollen von der Straße aus zugänglich und gewerblich genutzt werden.
Komplimente und Mahnungen
Die großen Pläne stießen bei der Kommission, die das Gelände vor der nächsten Sitzung inspizieren möchte, grundsätzlich auf positive Resonanz, riefen aber auch mahnende Reaktionen hervor. Die Berlinerin Rebecca Chestnutt wies darauf hin, dass die geplanten Nutzungen geeignet sein müssten, einen längeren Zeitraum zu überdauern.
Zweifel hatte sie an den Entwürfen für die vorgestellten Atelierhäuser, deren Typus noch einmal überdacht werden sollte. Nicht richtig anfreunden konnte sich Chestnutt auch mit der Idee, neue Anbauten vor der alten Bausubstanz zu errichten. Norbert Diezinger schien der vorgestellte Nutzungsmix „relativ willkürlich und nicht ganz stimmig“ – „schließlich muss man ja die Leute dort raus bringen“. Stadtheimatpfleger Hans Steidle lobte indes den Versuch „die Historie klar zu machen und mit neuen Nutzungen in Einklang zu bringen“.