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WÜRZBURG: Stadtbücherei will einen zweiten Eingang im Falkenhaus

WÜRZBURG

Stadtbücherei will einen zweiten Eingang im Falkenhaus

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    Zwischen Regalen: Anja Flicker, die Leiterin der Würzburger Stadtbücherei.DANIEL PETER
    Zwischen Regalen: Anja Flicker, die Leiterin der Würzburger Stadtbücherei.DANIEL PETER Foto: Foto:

    Seit fünf Jahren ist Anja Flicker nun schon Chefin in der Stadtbücherei Würzburg. Seitdem haben sich die Besucherzahlen stetig nach oben entwickelt. Und die Zahl der Veranstaltungen im Falkenhaus am Marktplatz ist hoch. Welche Projekte liegen ihr besonders am Herzen? Was macht eine moderne Bibliothek aus?

    Frage: Frau Flicker, Sie sind nun schon seit Januar 2010 Leiterin der Stadtbücherei. Sind Sie denn nach fünf Jahren gut in Würzburg angekommen?

    Anja Flicker: Ja, ich bin angekommen und das relativ schnell, obwohl mir viele Würzburger vorher gesagt haben, die Franken sind so schwierig.

    Von woher kamen sie eigentlich?

    Flicker: Das ist ein wenig schwierig. Gewohnt habe ich südlich von München, gearbeitet in Karlsruhe. Ich bin gependelt. Und ursprünglich komme ich aus Ost-Westfalen. Und ich finde die dortige und die fränkische Mentalität ähnlich.

    Im Jahresbericht 2014 listen Sie 775 Veranstaltungen auf. Wie schaffen Sie das? Arbeiten ihre Leute rund um die Uhr?

    Flicker: Wir fühlen uns langsam so. 2013 waren es auch schon 684 Veranstaltungen. Da dachten wir schon, das ist nicht mehr zu schaffen. Wir arbeiten viel mit Schulklassen und da ist der Betreuungsaufwand sehr hoch. Mein Ziel ist es jetzt, meinen Leuten mehr Luft zu verschaffen.

    Geht der Trend der Bibliotheken hin zu immer mehr Veranstaltungen?

    Flicker: Ja, da geht die Entwicklung hin. Weniger Fokus auf das reine Ausleihen und die Medien, sondern mehr mit den Menschen selbst machen.

    Sie wollen Ihren Kollegen mehr Luft verschaffen? Wie soll das gehen?

    Flicker: Wir holen uns Unterstützung von Ehrenamtlichen aus dem Förderverein. Und ein großes Thema sind neue Automaten, die Ausleihe und Rückgabe der Medien leichter machen. Wir brauchen dann wesentlich weniger Personal an den Theken. In anderen Büchereien ist das seit über zehn Jahren üblich. Die Nachbargemeinde Höchberg hat das auch schon.

    Und wie funktioniert das?

    Flicker: Sie holen sich die Medien aus den Regalen, legen die nebst Ausweis auf eine Glasplatte. Dort werden sie eingelesen und bei uns verbucht. Und auch die Rückgabe wird wesentlich einfacher.

    Braucht es dafür bauliche Veränderungen am Falkenhaus?

    Flicker: Ja. Wir wollen einen zweiten Eingang schaffen. Ein Schaufenster fällt dafür weg. Das gab es schon mal, ich glaube Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre. Der jetzige Haupteingang ist nur noch für den Laden und die Touristinformation. Durch den neuen Eingang geht man in einen Raum der Bücherei. Rechts ist ein Rückgabefenster wie beim Flaschenpfand. Hinter der Wand ist eine Sortieranlage. Links geht man in die Bücherei und da stehen auch die Verbuchungsautomaten zum Ausleihen. Und da ist dann ab 18 Uhr auch zugeschlossen. Anders der Bereich rechts von der neuen Türe, der ist für die Bücherrückgabe 24 Stunden nutzbar. Kunden können ihn mit ihrem Leseausweis öffnen.

    Aber die als „heilig“ geltende Fassade des Falkenhauses?

    Flicker: Die bleibt unverändert. Statt Schaufenster gibt es dann eine Türe. Das ist für uns und die Laufwege der Leser die beste Lösung. Niemand will doch außen um die Stadtbücherei herumlaufen.

    Mehr Automation, weniger persönliche Betreuung?

    Flicker: Nein, auf keinen Fall. Das ist mir ganz wichtig. Wir befreien unsere Kollegen von der Verbuchung per Hand, damit sie sich länger und intensiver mit den Lesern befassen können. Direkt im Eingangsbereich steht künftig eine neue Infotheke mit einem Ansprechpartner.

    Immer mehr Leute leihen sich Medien per Download aus. Gegenüber 2013 gab es eine Steigerung um 45 Prozent. Ab wann heißen Sie nicht mehr Bücherei, sondern Internet-Mediathek?

    Flicker: Ich glaube nicht, dass es das in Zukunft gibt, eine Bücherei ohne echte Bücher. Der Download passt zu bestimmten Situationen wie Urlaub. Ich glaube, beide Möglichkeiten werden nebeneinander existieren. Und jeder wählt den für sich passenden Bereich. Interessant ist, dass viele glauben, der Download wird oft nur von jüngeren Leuten genutzt. Dabei haben wir viele ältere Menschen, die dann die Schriftgröße auf einem E-Book-Reader ihrer Sehkraft anpassen können.

    Bei all dem Angebot: Wie hoch ist der Jahresbeitrag eigentlich derzeit?

    Flicker: Wir haben die Gebühren 1996 eingeführt. Seitdem ist der Beitrag stabil geblieben, ohne Erhöhung. Und das sind 20 Euro Jahresbeitrag.

    Da war doch etwas mit den Kunden aus dem Landkreis?

    Flicker: Ja. Der Stadtrat hat damals beschlossen, dass Würzburger Bürger einen Nachlass in Höhe von vier Euro bekommen. Also Würzburger zahlen 16 Euro. Für unter 16-Jährige ist alles kostenlos und zwischen 16 und 18 werden zehn Euro fällig.

    Das Thema Inklusion nimmt in Ihren Bestrebungen einen breiten Raum ein. Was machen Sie da alles?

    Flicker: Wir haben im Herbst ganz viele Bücher in leichter Sprache angeschafft. Dort werden Sachverhalte in einfacher und leicht verständlicher Sprache erklärt. Sie richtet sich an Menschen, die Probleme mit dem Leseverständnis haben. Viele Menschen kamen daraufhin auf uns zu und fanden das toll, Leute mit Behinderung, Leute, die erst Deutsch lernen müssen. Es gibt da eine Zahl, die erschreckend ist: 40 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung zwischen 18 und 65 Jahren haben Probleme mit dem Lesen. Und hier greift die leichte Sprache ein mit sehr reduzierten Regeln.

    Wo findet ein Leser nun diese Spezialbücher?

    Flicker: Die sind bei uns noch nicht optimal untergebracht. Sie müssten sich eigentlich immer direkt an den Laufwegen befinden. Und es werden immer mehr, Kinderbücher, Romane, Kochbücher, die mehr mit Bildern arbeiten.

    Sie beschäftigen auch Menschen mit Behinderung?

    Flicker: Seit knapp zwei Jahren kümmern sich Mitarbeiter der Mainfränkischen Werkstätten um das Lesecafé. Wir haben auch eine ganze Stelle alleine für das Thema geschaffen. Die Kollegin soll sich um Angebote, Veranstaltungen und Kooperationen zu dem Thema Inklusion kümmern und Kontakte herstellen mit Leuten, die auf dem Feld schon tätig sind. Sie hat unter anderem schon Kontakte zum Ausländerbeirat und zum Paritätischen Wohlfahrtsverband geknüpft. Wir wollen da künftig gezielt arbeiten. Dafür ist eine Bücherei der geeignete Ort.

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