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WÜRZBURG: Städte gehen gegen Bettelbanden vor

WÜRZBURG

Städte gehen gegen Bettelbanden vor

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    Archivbild - Ein alter Mann sitzt am 23.06.2016 in Berlin in der Friedrichstraße und bettelt. Sie halten in Banken die Tür auf, musizieren in Berlins S- und U-Bahnen und verkaufen Obdachlosenzeitungen · Berlins Bettler gehören zum Stadtbild.
    Archivbild - Ein alter Mann sitzt am 23.06.2016 in Berlin in der Friedrichstraße und bettelt. Sie halten in Banken die Tür auf, musizieren in Berlins S- und U-Bahnen und verkaufen Obdachlosenzeitungen · Berlins Bettler gehören zum Stadtbild. Foto: Jens Kalaene (dpa-Zentralbild)

    Deutsche Behörden gehen verstärkt gegen aggressive Betteltrupps vor. Wenn Passanten belästigt werden oder versucht wird, mit Kindern oder zur Schau gestellten Behinderungen Mitleid zu erregen, schreiten die Ordnungshüter ein. Die Notwendigkeit dafür sieht man nicht nur in deutschen Millionenstädten wie Köln oder Hamburg, sondern auch in Unterfrankens Großstädten.

    „Wir hatten im Frühjahr ein sehr großes Problem mit organisierten, osteuropäischen Bettlergruppen“, berichtet die Würzburger Polizeisprecherin Kathrin Reinhardt. Die Bettler hätten auf öffentlichen Plätzen und vor Kirchen Passanten „regelrecht bedrängt“. Laut der Würzburger Referentin für die Dombesucherpastoral, Alexandra Eck, platzierten sich diese Bettler strategisch geschickt so an den Pforten des Kiliansdoms, dass Gottesdienstbesucher sich nach der Messe an ihnen vorbeiquetschen oder über sie hätten hinwegsteigen müssen. Während der Messe seien mehrfach Handtaschen gestohlen worden. Der Ehrenamtsdienst des Kiliansdoms, der aus Rentnern bestehe, habe da nicht mehr helfen können. Deshalb habe das Domkapitel einen Sicherheitsdienst engagiert.

    Eck zufolge ist das Domkapitel mit dem Dienst „sehr glücklich“. Die Vorfälle seien massiv zurückgegangen. Eck: „Offensichtlich hat es sich bei den Bettlerbanden herumgesprochen, dass der Dom nicht mehr sich selbst überlassen ist.“

    Betteln an sich ist in Würzburg nicht strafbar

    Auch im übrigen Stadtbereich hat laut Polizeisprecherin Reinhardt die Zahl der Vorfälle abgenommen, seit die Polizei die Bettelgruppen engmaschiger kontrolliert und ihre Zusammenarbeit mit dem Sicherheitsdienst der Stadt Würzburg intensiviert hat.

    Betteln an sich ist in Würzburg nicht strafbar. „Wer ruhig irgendwo sitzt und die Hand aufhält, den lassen wir in Ruhe“, betont Christian Weiß, Sprecher der Stadt Würzburg. Mitarbeiter des kommunalen Sicherheitsdienstes gehen jedoch gegen aggressive Bettler vor. Weiß: „Leute also, die Passanten ansprechen oder anfassen oder sonst wie belästigen.“

    Sprecher Weiß zufolge hat die Stadt Würzburg im Jahr 2015 insgesamt 310 Verwarnungen gegenüber aggressiven Bettlern ausgesprochen. Im laufenden Jahr 2016 sind bereits zum September 301 solcher Verwarnungen ausgesprochen worden. Weiß zufolge erwartet verwarnte Bettler ein Bußgeld von 25 Euro, das gleich eingezogen wird. „Ja, dafür werden auch die Tageseinnahmen des Bettlers verwendet“, bestätigt Weiß, „sonst nützt es ja nichts.“

    Unterschiedliche Formen des Bettelns

    Auch in Schweinfurt wird zwischen „normalem“ und „aggressivem Betteln“ unterschieden. Nur Letzteres würde belangt, so Stadtsprecherin Kristina Dietz. Gegen aggressive Bettler verhängt die Stadt Schweinfurt ein Bußgeld in Höhe von bis zu 100 Euro.

    Andere fränkische Städte gehen deutlich rigider gegen Bettler vor. In Aschaffenburg etwa wird nicht nur aggressives Betteln geahndet, sondern jegliches Betteln – nach der dort geltenden Stadtsatzung ist das erlaubt.

    „Wir stellen bei jedem Bettler die Personalien fest, stellen das erbettelte Geld sicher, erteilen einen Platzverweis und verhängen einen Bußgeldbescheid in Höhe des sichergestellten Geldes“, erklärt Lothar Hinzer, der Leiter des Ordnungsamtes Aschaffenburg. Habe einer der „Kniebettler“ etwa nur zwei Euro in seinem Pappbecher, würden die halt kassiert, habe einer 50 Euro, stelle man einen Bußgeldbescheid über 50 Euro aus.

    Hinzers Erfahrung nach handelt es sich bei den meisten Bettlern um Mitglieder „professioneller Banden, die früh mit dem VW-Bus abgesetzt und abends wieder eingesammelt werden“. Hinzer sagt, man sei sich bewusst, dass viele der Bettelbandenmitglieder ausgenutzt würden und „arme Schweine“ seien. „Aber würden wir nicht rigide gegen die Bettelbanden vorgehen, würde man des Problems nicht Herr. Wir sind hier ja im Einzugsbereich von Frankfurt.“

    Betteln als Problem Mehr Bettler: „In diesem Jahr sind die Fallzahlen deutlich angestiegen“, sagt die Würzburger Polizeisprecherin Kathrin Reinhardt. In einer Statistik hat die Polizei allein für Würzburg in diesem Jahr 36 Bettler erfasst, die mehrfach im Stadtgebiet aufgegriffen worden sind – zwischen zwei und 15 Mal. Der kommunale Sicherheitsdienst hat seit Anfang des Jahres 301 Verwarnungen wegen aggressiven Bettelns in Würzburg ausgesprochen. Organisierte Gruppen: Laut Polizei und Ordnungsdienst aus Würzburg und Aschaffenburg handelt es sich bei den Bettlern immer häufiger um Mitglieder organisierter osteuropäischer Bettlergruppen, die in Kleinbussen von Stadt zu Stadt gekarrt werden. Tricks: Besonders gern wenden aggressive Bettler laut Polizei die „Klemmbrett-Masche“ an. Dabei werden Passanten gebeten, für eine „gute Sache“ (etwa die Unterstützung Taubstummer) zu unterschreiben. Während der angesprochene Passant abgelenkt ist, bestiehlt ihn ein Komplize. Abhilfe: Polizeisprecherin Reinhardt rät dringend davon ab, den „Geldbeutel in der Stadt vor Unbekannten zu öffnen.“

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