Zwar hat die Stadt Mitte der 90er im Verkehrsplan das Ziel einer Rennwegschließung ausgegeben. Beherzt in Angriff genommen hat es bis dato niemand.
Warum eigentlich? Aus Angst vor dem Aufschrei einer starken Autofahrerlobby? Oder doch aus einer gewissen Betriebsblindheit heraus? Meist sind es nämlich Besucher von auswärts, die sich über die zugeparkte Residenz und den gewaltigen Verkehr am Würzburger Wahrzeichen wundern. Insofern ist das Ansinnen der Unesco, hier Abhilfe zu schaffen, nur allzu plausibel – noch dazu, weil laut Erhebungen ein Großteil den Rennweg nur als Durchgangsstrecke durch die Stadt benutzt.
Es ist an der Zeit, dass der Stadtrat mutig ein Zeichen für eine attraktive Innenstadt setzt. Eine Innenstadt, die sich nicht von der Residenz abgrenzt, sondern – im Gegenteil – sich zu ihr hin öffnet und stärker mit ihr verbindet. Dazu sind die Straßenbahn und ihre städtebauliche Einbettung eine einmalige Gelegenheit. Sie gilt es zu nutzen und aufzuhören mit einem verkehrspolitischen Gewurschtel, das es allen Recht machen will: Auto, Bus, Straba, Fahrrad, Fußgänger – wer zu allem ja sagt, braucht sich über Mängel an allen Flanken nicht zu wundern. Prioritäten sind gefragt.
Mit Spannung wartet man auf das Verkehrsgutachten am 25. März. Doch nimmt es dem Stadtrat die Entscheidung nicht ab. Man muss kein Prophet sein: Die Rennwegachse kann für Autos geschlossen werden – wenn man eine Verlagerung auf andere Routen akzeptiert. Und: Wenn man für die Innenstadt und das Welterbe endlich grundsätzlich verkehrspolitische Weichen stellt – zu Gunsten des ÖPNV.