Eine Lokomotive sollte die Landesgartenschau (LGS) 2018 auf dem Gelände der ehemaligen Leighton Barracks sein – für die Entwicklung des neuen Stadtteils und für dessen Erschließung mit einer Straßenbahn. Die Lokomotive LGS fährt weiter planmäßig, nur der Waggon „Linie 6“ ist nun abgehängt. Und die Gefahr ist nicht gering, dass dieser Wagen noch aufs Abstellgleis rollt.
Denn wo erst mal der Zeitdruck fehlt, werden noch mehr Bedenkenträger auf die Bremse treten – bei einem Projekt, das 2007 (!) mit so überwältigendem Konsens des Stadtrates gestartet war, dass man glauben musste: Hier macht Würzburg mit vereinten Kräften einen großen Satz. Doch seit es ans Eingemachte geht, seit konkrete Probleme zu lösen sind, seit es auch um reale finanzielle Folgen geht – seitdem bröckelt die einst breite Front der Befürworter im Stadtrat, verlässt doch einige der Mut.
Keine Frage: Würzburg wird die Landesgartenschau auch ohne Straßenbahn und mit einem Shuttlebus-System schultern. Doch der Imageschaden für die Stadt ist gewaltig. Bayernweit. Hatte man doch in der Bewerbung für die LGS-Ausrichtung ausdrücklich mit der neuen Straßenbahn geworben, Zitat: „Die Fertigstellung der Trasse ist bis Ende 2017 mit einem Anschlusspunkt am Hubland geplant.“ Daraus wird nichts, und das ist vor allem deshalb blamabel, weil genug Zeit gewesen wäre.
Verloren geht sie nicht jetzt aufgrund von Einwendungen bei der Planfeststellung. Diese waren zu erwarten. Nein, fahrlässig vergeigt wurde das Ziel 2018 schon in den letzten Jahren. Einerseits wurden von den Planern Knackpunkte auf der Linie nicht rechtzeitig thematisiert und Anlieger verprellt. Andererseits wurden heikle Begleiterscheinungen (Beispiel Oegg-Tor-Schließung) zu lange von Oberbürgermeister und Stadtrat hin- und hergewälzt.
Und die WVV? Statt die Anfangseuphorie zu nutzen, ließ man den Dingen und vor allem Zweiflern ihren Lauf – statt mit Verve für die Linie 6 zu werben und sie auf Kurs zu halten. Noch steht sie, trotz des Rückschlags, nicht auf dem Abstellgleis, was jenseits der LGS ein Fiasko für die Stadtentwicklung wäre. Doch selbst wenn die Straba erst Ende 2019 ans Hubland fahren soll, muss sie jetzt endlich Fahrt aufnehmen.