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WÜRZBURG: Statt Weihnachtskaufrausch: Selbstgemachtes verschenken

WÜRZBURG

Statt Weihnachtskaufrausch: Selbstgemachtes verschenken

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    Das wird ein Geschenk: Florian Kurz nimmt im Nähcafé Edeltraud Maß für einen Brotbeutel. Schneiderin Sarah Mittermeier ihre Gäste beim Arbeiten am Schneidetisch und an der Nähmaschine.
    Das wird ein Geschenk: Florian Kurz nimmt im Nähcafé Edeltraud Maß für einen Brotbeutel. Schneiderin Sarah Mittermeier ihre Gäste beim Arbeiten am Schneidetisch und an der Nähmaschine. Foto: Theresa Müller

    Vor ein paar Jahren verschenkten nur Kinder Selbstgemachtes: Krumme Kerzen und schiefe Strohsterne, die laut gelobt und schnell weggeräumt wurden. Heute ist Gebasteltes, Gekochtes oder Genähtes von der Notlösung zum ultimativen Geschenk geworden: individuell, nachhaltig, wertig.

    Auch in Würzburg ist der Trend angekommen. Wir haben drei Geschäfte besucht, die Selbstgemachtes verkaufen und/oder ihre Kunden beim Selbermachen unterstützen.

    „Zu uns kommen Leute, die etwas Kreatives schenken wollen“, erzählt Julia Schwedes im „Nähcafé Edeltraud“. An kleinen Tischchen wird Cappuccino getrunken, an größeren rattern die Nähmaschinen – die man hier stundenweise mieten kann .

    Seit Mitte Oktober führt die 31-jährige Schneiderin mit ihrer Kollegin Sarah Mittermeier die Kombination aus Nähstube und Café im Inneren Graben. Vorher war das „Edeltraud“ in der Zellerau.

    Am Zuschneidetisch arbeitet Antonia an einer Pyjamahose für einen Freund. „Ich hoffe die wird noch bis Weihnachten fertig.“

    Florian Kurz nimmt Maß für einen Beutel. „Mit den Händen habe ich schon immer gerne gearbeitet.“ Auch er macht im Nähkurs ein Weihnachtsgeschenk.

    „Man schätzt heute wieder mehr, dass sich jemand Mühe gibt und Zeit nimmt“, erklärt „Edeltraud-Wirtin“ Schwedes die gestiegene Wertschätzung von Handgefertigten. Die meisten ihrer Kunden nähen Accessoires wie Taschen oder Loopschals. „Weil Material und Form selbst ausgesucht sind, entstehen Stücke, die es nur einmal gibt.“

    Fortgeschrittene kämen mit anspruchsvollen Projekten zum Nähkurs, damit die Schneiderinnen ihnen bei kniffeligen Details, wie den Ärmeln einer Jacke, helfen.

    Wer sich nicht ans Nähen wagt, kann individuelle Stücke auch kaufen oder in Auftrag geben: Im Keller unter dem „Edeltraud“ sind Schwedes und Mittermeier an Profi-Nähmaschinen selbst aktiv.

    Was jetzt hip ist, war früher gang und gäbe. „In der Nachkriegszeit musste man ja aus nichts was machen“, erzählt Mechthilde Breitschwerdt von ihrer Kindheit auf dem elterlichen Bauernhof. „Da ist man zwangsläufig kreativ geworden.“

    Die gelernte Hauswirtschaftsmeisterin – den Traumberuf Floristin durfte das Mädchen nicht erlernen – wurde sogar so kreativ, dass sie seit zwei Jahren eigene Entwürfe aus Papier und Stoff in ihrer „Nadel und Papier Manufaktur“ in Heidingsfeld verkauft.

    Der Schritt war für die 65-Jährige ein Sprung ins kalte Wasser: „Ein Laden in der Klosterstraße wurde frei und da ich beruflich und familiär nicht mehr gebunden war, habe ich einfach mal ja gesagt.“ Bereut hat sie es nicht.

    Inzwischen hat sie viele Stammkunden. Eine holt gerade das Weihnachtsgeschenk für das Enkelkind ab: Ein buntes Kinderkissen mit einem verspielt gestickten „J“. „Jedes unserer Enkelkinder hat ein Kissen mit seinem Initial bekommen.“

    In ihrer kleinen Werkstatt fertig Breitschwerdt aus Papier Sterne und Karten, näht Etuis, Decken, Beutel und vieles mehr. Gerne verarbeitet sie dabei Jahrzehnte altes Leinen oder gebrauchte Hosen: So wird die Lieblingsjeans zur Lieblingstasche.

    „Upcycling“ heißt das bei Julia Bruns, die im „Herr Pfeffer“ seit einigen Jahren selbst gestaltete Karten, Kalender, Kindersachen und vieles mehr verkauft. Naiv, bunt, verspielt ist der Stil „Herr Pfeffers“ in der Oberen Johannitergasse. „Alles sind Unikate, die in Handarbeit entstanden sind,“ sagt die Grafikerin. Ihre Kunden sind eher jung, „aber nicht unbedingt Studenten, eher Leute, die schon verdienen und nachhaltig und individuell einkaufen.“

    Und wem das nicht kreativ genug ist, bekommt von der 31-jährigen Bruns und ihrer Geschäftspartnerin Manou Wahler noch mehr: In Workshops zeigen sie, wie man aus Stoffen, alten Tischen oder Stühle schöne Dinge erschaffen kann: individuell, nachhaltig, wertig.

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