Seit Juni vergangenen Jahres beschäftigt sich der Gemeinderat in Unterpleichfeld immer wieder mit einem unerfreulichen Thema. Damals errichtete die Firma „Schlereth Gemüseland“ einen hohen Tank, den sie zur „Gasversorgung für tiefkalten Stickstoff“ benötigt. Das Betanken des Behälters erzeugt Lärm. Darüber haben sich die Nachbarn beschwert.
Tiefkalter Stickstoff wird für das Frosten und Kühlen bei der Verpackung unter Schutzatmosphäre benötigt. Dadurch bleiben Lebensmittel länger frisch.
Laut Bauantrag dauert ein Tankvorgang 30 Minuten und kommt etwa zwei Mal täglich vor. Es wird ein Schallpegel von 90 dB (A) erreicht, was einem Dieselmotor in zehn Metern Entfernung, Autohupen oder LKW-Fahrgeräuschen entspricht.
Die Gemeinderäte hatten den Bauantrag abgelehnt. Sie wollten durch das Landratsamt Fragen des Emissionsschutzes geklärt haben. Das ließ unter Auflagen maximal drei Befüllungen von 6 bis 22 Uhr zu.
Die Auflagen waren, dass an der Grundstücksgrenze zu den Nachbarn während der Befüllung eine „fünf Meter hohe und etwa 20 Meter lange Abschirmkonstruktion für Geräusche aus leeren Transportkisten mit Folienabdeckung vorhanden ist“. Die könne entfallen, „wenn die Förderpumpe über einen externen Stromanschluss elektrisch betrieben wird und die beiden Ventilatoren zur Hallenentlüftung mit Schalldämpfern versehen sind.“
Die Gemeinderäte bezweifeln, dass die Wand aus Transportkisten als Lärmschutz ausreicht. Sie forderten die Verlegung des Stickstofftanks auf die gegenüberliegende Seite der Halle oder zumindest eine „richtige, feststehende und ausreichend große Schallschutzwand“. Das Landratsamt ist anderer Ansicht und hat als Rechtsaufsichtsbehörde das gemeindliche Einvernehmen zur Aufstellung der Gasversorgungsanlage ersetzt.
Dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zufolge handelt es sich beim Gemüseland Schlereth um ein landwirtschaftlich privilegiertes Bauvorhaben. Weil ein Rechtsanspruch auf die Erteilung der Baugenehmigung besteht, sei die Versagung des Einvernehmens durch die Gemeinde rechtswidrig.
Die Gemeinderäte geben nicht auf. Bürgermeister Fredy Arnold: „Seit 20 Jahren haben wir keine Handhabe gegen privilegierte Bauvorhaben im Außenbereich.“ Stellvertreter Helmut Scholz will, „dass die Leute vom Landratsamt sich die Sache vor Ort anschauen“.
Der Gemeinderat möchte nun das Lärmschutzgutachten von einem Fachmann prüfen lassen. Eventuell könne auf Gemeindekosten ein Gegengutachten erstellt werden.
Für den Lärmschutz zu den Nachbarn setzen sich alle Räte ein. Mahnende Stimmen gab es allerdings auch. Der „fliegende Bauwall“ aus Verpackungskisten mit 20 Metern Länge und fünf Metern Höhe sei für die Nachbarn möglicherweise doch sinnvoller als „der Blick auf eine gemauerte Riesenwand“. Die Schockfrostung mit tiefkaltem Stickstoff werde saisonweise eingesetzt.