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WÜRZBURG: Straßenbahn: Steinwüste mitten in der Stadt

WÜRZBURG

Straßenbahn: Steinwüste mitten in der Stadt

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    Was jedoch in den vergangenen Wochen in Heidingsfeld gebaut wurde, lässt Zweifel am hinreichenden Vorhandensein solcher städtebaulichen Sensibilität aufkommen.In der Mergentheimer Straße, im Bereich von Einrichtungshaus Neubert und Posthotel, wurden die Straßenbahngleise ausgetauscht.   Alte, zugemüllte Schotterpisten wurden durch neue Schotterpisten ersetzt. Kritiker sprechen von einer hässlichen Steinwüste.

    Auch Stephan Besier dürften die Haare zu Berge stehen. Der selbstständige Stadt- und Verkehrsplaner von der Schweizer Hüsler AG, hatte am 22. Juni beim Trassenbeschluss für die Linie 6 im Stadtrat über die städtebauliche Aufwertung durch Straßenbahnen referiert – mit positiven und negativen Beispielen aus Europa. Just den Schotterabschnitt in Heidingsfeld zeigte er dabei als abschreckenden Fall. Besier sprach gar von einem „Gau“. Ausgerechnet dieser Gau wurde nun erneuert. Und dies, obwohl Besier von der verantwortlichen Würzburger Straßenbahn GmbH (WSB) den Auftrag hat, ein Gestaltungskonzept für die Straßenbahn in ganz Würzburg zu entwickeln.

    Besier, zurzeit in Leipzig für die Straba-Planung tätig, sieht den Straßenbahnbau als Gelegenheit, das Erscheinungsbild von Städten zu verbessern. Ein zentrales Element dabei sei der Einsatz von Rasengleisen: „Dies sind ein deutlicher positiver Imageträger für eine moderne stadtfreundliche Stadtbahn“, schrieb er jüngst in einem Aufsatz.

    „Diese Lösung ist nicht schön“

    Thomas Schäfer WSB-Geschäftsführer

    Schottergleise, so findet er, sollten auf überlandartige Abschnitte beschränkt bleiben. Zwar ist die Begrünung mit Rasen etwas teurer in der Herstellung, allerdings laut Besier im Vergleich zum Schottergleis weniger pflegeintensiv bei der Instandhaltung. In Augsburg wurde für den Bau einer neuen Straßenbahnlinie die Rasengleis-Variante als wirtschaftlichste Lösung gewählt. Und das entstehende Grün kann sogar als Ausgleichsfläche für die Baumaßnahme angerechnet werden.

    Selbst Straßenbahnchef Schäfer räumte in einem Gespräch mit der Main-Post ein, dass „die heutige Lösung nicht schön“ ist. Warum wurde sie dennoch ausgeführt? Der WSB-Geschäftsführer argumentiert mit Kosten, ein Rasengleisaufbau sei teurer als Schotter. Und: Er dauere länger. Die Sanierungstrasse hätte, so Schäfer, wochenlang gesperrt werden müssen. Unbestritten sei jedenfalls, dass die alten Gleise marode waren und ausgetauscht werden mussten.

    Man habe die neuen Gleise nach dem herkömmlichen Standard geplant, weil noch kein schlüssiges Gesamtkonzept für die künftige Straba-Gestaltung vorliege. Genau dieses, sagt Schäfer, soll Stadtplaner Besier erarbeiten. Viele Aspekte seien dabei zu berücksichtigen, zum Beispiel auch die Situation für Fußgänger an den Straba-Übergängen. „Auch an die Oberleitungen müssen wir ran“, kündigt Schäfer an.

    Der WSB-Geschäftsführer hofft, dass das Konzept bis 2010 vorliegt. Erkenntnisse daraus könnten auch für die neue Linie 6 verwendet werden: „Eine Art Baukastensystem“, aus dessen Elementen man sich bedient. Geht es nach Schäfer, soll an städtebaulich wenig attraktiven Stellen entrümpelt werden: Überflüssige Sicherheitszäune etwa könnten abgebaut werden.

    Vor einem Durchbruch steht die Straßenbahn offenbar in der Juliuspromenade, wo die wuchtigen Oberleitungsmasten bald wegfallen könnten: Mit dem Juliusspital befindet man sich laut Schäfer in guten Gesprächen. Auf Kosten der WSB könnten im Zuge der Spital-Sanierung Stahlträger eingebaut werden. Sie würden die bis zu 1,6 Tonnen starken Zugkräfte der Straba-Leitungen verteilen. Dezente Wandanker würden dann die hässlichen Masten ersetzen.

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