Frühaufsteher und manchmal auch Spätheimkehrer sind es, die Gerhard Klinger antrifft, wenn er manchmal schon vor 6 Uhr seinen Dienst beginnt.
Lustige Begegnungen sind ihm dabei schon häufig widerfahren, aber erzählen will er davon nicht viel. Das sei schließlich Dienstgeheimnis. Die Schwätzchen, die er dabei halten kann, schätzt Gerhard Klinger besonders.
Auch wenn er sich damit manchmal dumme Sprüche von Passanten einhandelt. „Wenn du mal dort stehst und dich unterhältst, heißt es gleich, du patscht bloß und hältst den Besen fest“, sagt er.
Auch ungewöhnliche Bekanntschaften sind dadurch entstanden. Etwa mit einer Gruppe Touristen, denen er den Weg zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt gewiesen hat und die ihn dafür ins Café eingeladen haben. Und dann war da noch die Kreditkarte, die ein Reisender aus dem Schwarzwald vor Jahren versehentlich in den Papierkorb geworden hatte. Gerhard Klinger fand sie und wurde zum Dank zu einem Kurzurlaub eingeladen.
Aber es gibt auch weniger schöne Momente im Alltag eines Straßenkehrers. Etwa dann, wenn böse Buben Mülltonnen umgeworfen haben, wie zuletzt am Vortag des Heiligen Abends, oder Gelbe Säcke aufreißen und ihren Inhalt auf der Straße verteilen. Dann muss Gerhard Klinger auch schon mal früher raus, um Ordnung zu schaffen.
Bei der kleinen Feier zu seinem Dienstjubiläum erzählt Gerhard Klinger auch, wie er zu seinem Spitznamen gekommen ist. Als Kind hatte er für eine Bäckerei in der Badgasse Waren an die Kunden in der Altstadt ausgetragen. Seitdem hängt ihm der Name „Bäcker“ an.
Nach Dienstschluss führt sein Weg beinahe täglich in Altenheim Haus Franziskus. Er besucht dort Bekannte. Zu Hause verbringt Gerhard Klinger seiner Zeit am liebsten mit Lesen.
Der Titel des Buchs, über dem er gerade sitzt, klingt wie der Albtraum eines jeden Straßenkehrers: „Vom Winde verweht.“