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WÜRZBURG: Straßenmusik mit Verstärkern auch außerhalb des Stramu-Festivals?

WÜRZBURG

Straßenmusik mit Verstärkern auch außerhalb des Stramu-Festivals?

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    „Das Straßenmusik-Festival ist doch sonst erst im September?“ wollte eine Passantin am Samstag in der Eichhornstraße wissen. Eine durchaus berechtigte Frage: Das Würzburger Duo „Naked Poet“ und Mark Gillespie traten in der neuen Fußgängerzone nämlich mit elektronischer Verstärkung auf – und das ist in Würzburg normalerweise nur beim „Stramu“ erlaubt.

    Der Hintergrund: Stramu-Organisatorin Antje Molz und ihr Team haben zusammen mit den Geschäftsleuten in der Eichhornstraße einen Modellversuch gestartet, um die Qualität des Straßenmusik-Angebots in der Innenstadt auch außerhalb des Festivals zu verbessern. „Straßenmusiker haben das Problem, dass sie keine Lobby haben. Wir möchten einen Diskussionsprozess in Gang setzen und zeigen, dass leise verstärkte Musik in Absprache mit den Anrainern der Stadt richtig gut tut“, so Molz. Die aktuelle Regelung in Würzburg erfordert für Straßenmusiker eine städtische Genehmigung und verbietet laute Instrumente wie Trompete, Saxophon und Schlagzeug und auch Verstärker. Maximal fünf Genehmigungen – sie kosten fünf Euro – werden pro Tag ausgestellt, alle 30 Minuten müssen die Musiker ihren Standort wechseln. „Professionelle Musiker sind dadurch so gut wie ausgeschlossen, weil sie immer einen kleinen Verstärker dabei haben. Es ist fast wie ein Berufsverbot“, erläutert die Stramu-Chefin. Mark Gillespie, der seit über zwei Jahrzehnten in ganz Europa auf der Straße spielt, sieht das genauso: „Das ist ungefähr so, als dürfte ein Bäcker keine Brötchen verkaufen.“ Gillespie hat früher viel in Würzburg gespielt, seit einigen Jahren ist das für ihn durch die strenge Regelung außerhalb des Stramu nicht mehr möglich. Würzburg ist dabei aber beileibe kein Einzelfall. Laut Gillespie gibt es in kaum einer deutschen oder europäischen Stadt Genehmigungen für Musiker, die nicht auf ihre Verstärker verzichten wollen. Zu den wenigen Ausnahmen gehört die 40.000-Einwohner-Stadt Borken im Münsterland, die Straßenmusiker unter dem Titel „Stadtmusik“ einlädt und sogar bezahlt. „In Deutschland läuft man oft gegen eine Wand. Wenn man verjagt wird, fühlt man sich wie ein Krimineller“, sagt Mark Gillespie. Anders in Brüssel: In der belgischen Metropole finden Castings für Straßenkünstler und -musiker statt – wer überzeugt, erhält sogar eine Genehmigung für einen ganzen Monat: „Dort fühlen wir uns wie die Könige, und die Stadt profitiert davon.“ Etwas ähnliches wünscht sich Antje Molz auch für Würzburg. Mit der Interessengemeinschaft „Würzburgs Neue Mitte“ hat das Stramu-Team die geeigneten Partner für den Modellversuch gefunden. Finanziell unterstützt wurden die drei Straßenmusik-Versuchstage unter dem Titel „Mitty meets Music“ von der Sparkassenstiftung. Jetzt sollen die Erfahrungen des Modellversuchs ausgewertet und mit allen Beteiligten besprochen werden. Welche Standorte sind geeignet, welche Musikrichtungen werden bevorzugt, wie laut darf es wann und wie lange sein – diese und andere Fragen möchten Antje Molz und ihre Mitstreiter am liebsten an einem runden Tisch mit Vertretern der Stadt und des Einzelhandels diskutieren. Der Vorteil von Würzburg gegenüber vielen anderen deutschen Städten: Nicht zuletzt dank des großen Erfolgs des Stramu mit seinen jährlich 80.000 bis 100.000 Besuchern „ist die Stadtverwaltung für unser Anliegen sehr aufgeschlossen“, sagt Molz: „Natürlich muss es eine konkrete Regelung geben, damit es in der Stadt nicht zu laut wird. Eine goldene Lösung gibt es aber nicht. Wir möchten herausfinden, was möglich ist und was nicht.“

    Übrigens: Die 12. Auflage des „Stramu“ findet in diesem Jahr am Wochenende 11./12./13. September statt.

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