Gerade zwei Wochen ist der Gänsehaut-Auftritt der beiden behinderten „Mosaik“-Sänger Christian Schmitt und Freddy Calloway her. Nun steht am Samstag eine weitere Würzburgerin im Rampenlicht der RTL-Castingshow „Das Supertalent“: Bäckerei-Chefin Elke Siebenlist will sich in die Herzen der Jury und der Zuschauer singen.
Sechs Tage in der Woche steht die 54-jährige Bäckermeisterin in der Backstube im Frauenland – um drei Uhr früh ist sie da, packt an und kümmert sich, dass der Laden (Bäckerei Hanselmann) läuft. Sie backt nicht nur, sie ist Chefin von 15 Angestellten – und sie singt für ihr Leben gern. „Sie glauben gar nicht, wie gut das tut!“ So manchen Ärger und Frust singt sie sich von der Seele – und wenn sie Bleche in den Ofen schiebt, hat sie zur Unterhaltung der Mannschaft auch mal ein Liedchen auf den Lippen.
Schon früh musste sie im Familienbetrieb mithelfen und übernahm ihn später. Für eine Gesangsausbildung oder gar eine musikalische Karriere war da kein Platz. So singt sie nebenbei in Chören, schon seit der Kindheit, zwar mit Pausen – aber es hat sie immer wieder gepackt. Zuletzt vor zwei Jahren. Da gründete sie mit ihrer Gesangsfreundin Petra Schneider den „Maein Chor“. Mit derzeit 36 Frauen und vier Männern singen sie Gospel, Pop und einiges mehr. Das Wichtigste dabei: „Spaß, Freude und Leichtigkeit.“ Dass Elke Siebenlist, verheiratet und Mutter zweier erwachsener Kinder, nach den kleinen Bühnen wie beim Würzburger Stadtfest jetzt auf der großen Fernsehbühne steht, war: eine Fügung.
Diese Frau ist eine Wucht: Die singende Bäckerin Elke Siebenlist - am Samstag in der RTL-Show "Das Supertalent". Hier eine Kostprobe aus der Backstube... Wie alles kam: www.mainpost.de/8944703 Posted by Main-Post Redaktion Würzburg on Mittwoch, 7. Oktober 2015
16. Mai 2015, ein Samstag. Die stadtbekannte Bäckerin will „eigentlich nur kurz Wimperntusche kaufen.“ Sie fährt in die Innenstadt und stellt ihr Auto auf dem Parkplatz vor dem Kolping Center ab. Da entdeckt sie ein Schild für das „Supertalent“. Ein Team der RTL-Show ist zu Gast in Würzburg, zu einem Casting für jedermann, sechs Stunden lang. Siebenlist zögert keinen Augenblick. Die Wimperntusche ist vergessen, sie sieht einen Lebenstraum vor sich: „Ich wollte schon immer mitmachen.
Für ein Casting wäre ich aber nicht nach Berlin oder Hamburg gefahren.“ Nun Würzburg, das ist die Chance der Hobbysängerin. Über zwei Stunden muss sie im Kolping Center warten, zusammen mit anderen Bewerbern, meist Mädchen oder jüngere Damen. „Das ist das Schöne am Supertalent, dass alle Altersgruppen vertreten sind.“ Sie sieht auch die beiden „Mosaik“-Sänger Christian und Freddy, ohne sie zuordnen zu können. Dann tritt Elke Siebenlist vor die Drei-Mann-Jury, schmettert ihr Lied – und kommt in die engere Wahl. Sie schreibt Daten und Adresse auf. Einige Wochen später flattert der Brief mit der Einladung zur Sendung ins Haus.
Mit Schwester, Tochter, und einigen Freundinnen ist sie zur Aufzeichnung im Essener Colosseum Theater gefahren – ein schöner Ausflug. Nur wie es dort gelaufen ist, das dürfen die Talente vorab nicht verraten. Es soll spannend bleiben in der Sendung, die am Samstag von 20.15 bis 23 Uhr ausgestrahlt wird. Kommt die singende Bäckerin aus Würzburg eine Runde weiter, steht sie in der Endauswahl fürs Finale. Das setzt die Jury erst nach Ausstrahlung aller 13 produzierten „Supertalent“-Folgen zusammen.
Mit dem Chor in der Kneipe
Wer Elke Siebenlist in ihrem Reich, in ihrer Bäckerei antrifft, traut ihr einiges zu. Sie hat Ausstrahlung, Charme und eine gehörige Portion Witz. Aufregung? „Nur ganz kurz vor dem Auftritt, dann gar nicht mehr.“ Sie hat sich für die Sendung jenes Lied ausgesucht, mit dem sie als 18-Jährige erstmals als Solo-Sopran aufgetreten ist: das zeitlose, gefühlvolle „Ave Maria“. Damals sang sie es bei der Hochzeit ihrer Schwester, nun will sie die Jury damit rühren. Mit der Wahl hat sich Siebenlist die Messlatte hoch gelegt, wie der Chef-Juror weiß: „Mit dem Lied hat Michael Hirte damals 'Das Supertalent‘ gewonnen.“
Für die Würzburgerin kein Problem. Sie gibt ihr Bestes und möchte „einfach nur die Leute unterhalten.“ Dass ihr Beitrag am kommenden Samstag ausgestrahlt wird, hat die Bäckerin erst am Dienstag erfahren. Da passt es, dass sich ihr „Maein Chor“ am Samstag ab 21 Uhr im „Jenseits“ in Würzburg zur Karaoke-Show trifft. Für den Auftritt ihres bald bundesweit bekannten Mitglieds im „Supertalent“ wird kurz unterbrochen. Dann werden alle Gäste gebannt auf den Fernsehschirm schauen – und hoffentlich mit Elke Siebenlist jubeln.