Ratlosigkeit beim SV Heidingsfeld: Auch nach der zweiten außerordentlichen Mitgliederversammlung innerhalb von sechs Wochen steht der Verein ohne Vorstand da. Die Mitte Januar gewählte kommissarische Vorsitzenden Claus Fesel und Holger Behringer führen die Geschäfte des Vereins bis zur nächsten Mitgliederversammlung in einigen Wochen weiter.
Wie berichtet, war der bisherige Vorsitzende Udo Feldinger Anfang des Jahres nach Querelen mit seinem für die Finanzen zuständigen Stellvertreter Claus Fesel zurückgetreten. Grund dafür war unter anderem auch, dass Fesel und Behringer, der stellvertretende Vorsitzende Sport, ohne Kenntnis des Vorsitzenden einen Betriebsleiter und einen Koch für die Vereinsgaststätte einstellten.
17 000 Euro habe man außerdem in die Ausstattung investiert, nachdem der bisherige Pächter Ende Mai 2011 kündigte, teilte Fesel bei der Mitgliederversammlung am Freitagabend mit. 63 Mitglieder waren gekommen (im Januar waren es noch rund 90), und im Gegensatz zur aufgeheizten Stimmung vor sechs Wochen war an den Herieden dieses Mal nur Ratlosigkeit und Resignation zu spüren.
Die wichtigste Entscheidung der Versammlung: Der zurückgetretene Vorstand wurde einstimmig entlastet. Zuvor hatte Fesel die wirtschaftlichen Verhältnisse des Vereins dargestellt, ohne dabei allerdings ins Detail zu gehen oder gar eine Bilanz mit Einnahmen oder Ausgaben des Vereins vorzulegen. Lediglich die Entwicklung des Kontostands und der Gesamtschulden zeigte Fesel auf: Demnach hat der SVH seit 2008 rund 50 000 Euro Schulden abgebaut (von 547 000 Euro auf 496 000 Euro). Der Kontostand des Vereins belief sich Anfang des Jahres auf gut 5100 Euro, sei aber mittlerweile samt Überziehungskredit so gut wie aufgebraucht, erläuterte Fesel.
Einen Wirtschaftsplan für 2012 gibt es noch nicht, das soll Aufgabe des neuen Vorstands sein. Der kommissarischen Führung ist es in den vergangenen sechs Wochen aber nicht gelungen, Kandidaten dafür zu finden. Aus dem bisherigen Vorstand steht nur Claus Fesel weiterhin zur Verfügung, mit ihm will offenbar niemand zusammenarbeiten.
Vergebliche Bemühungen
Roland Roth und Hermann Baatz, die sich im Januar Bedenkzeit erbeten hatten, winkten am Freitag ab. Der ehemalige SVH-Vorsitzende Peter Katzenberger, jetzt Mitglied des Verwaltungsrats, bemühte sich vergebens, mehrere der Anwesenden zu einer Kandidatur zu überreden.
Am ehesten dazu bereit scheint ein weiterer ehemaliger SVH-Vorsitzender: Toni Eismann will aber – wenn überhaupt – nur antreten, wenn geklärt ist, wohin die Reise des Vereins in Zukunft führen soll. „Man braucht vorher eine Vision und ein Konzept“, betonte Eismann. „Wir werden uns weiter bemühen, einen Vorstand zu finden. Es sollten sich vielleicht mal jüngere Leute um den Verein kümmern“, sagte Holger Behringer am Ende der zweistündigen Veranstaltung. Er und Fesel führen den Verein kommissarisch weiter, freilich ohne erneuten Beschluss der Mitgliederversammlung.
Trotzdem will Behringer jetzt mit Trainer und Spielern der ersten Mannschaft, die in der Kreisliga kickt, Gespräche über Vertragsverlängerungen führen. „Das Ergebnis der Mitgliederversammlung ist erschütternd“, sagte der zurückgetretene Vorsitzende Udo Feldinger am Samstag im Gespräch mit unserer Zeitung. Feldinger steht in der gegenwärtigen Konstellation nicht für Ämter im Verein zur Verfügung: „Die Zusammenarbeit wurde verweigert. Zwischen dem Führungsgremium und mir herrscht Funkstille.“