Die Goldschmiedin hat den Bogen raus: Kein aufgeregtes Stottern vor der Kamera – sie demonstriert der SWR-Moderatorin in aller Ruhe, wie man einen Fingerhut herstellt. Die Szene wird Teil einer 90-minütigen Fernsehreportage sein, die der Südwestrundfunk im Oktober ausstrahlen will.
„Die Sendereihe heißt Expedition in die Heimat“, erklärt Redakteurin Antje Müller, nachdem die Kamera gestoppt hat. Drei Monate lang nimmt diese Folge, die sich mit der Region zwischen Tauberbischofsheim und Rothenburg ob der Tauber befasst, die Redakteurin voll in Anspruch. Anderthalb Monate Vorbereitung, einen Monat Nachbearbeitung, und dazwischen elf Tage, an denen zwei Fernsehteams in der Region unterwegs sind.
Gespür für die Gegend
„Wir wollen ein Gespür für die Gegend schaffen, über die wir berichten“, sagt Antje Müller. „Wir zeigen die Menschen, die dort leben und das, was sie tun.“ Die Redakteurin hat sich deshalb lange vor Beginn der Dreharbeiten intensiv mit dem Taubertal befasst. Sie hat sich in den Tourismusbüros erkundigt, die interessantesten Attraktionen herausgesucht und sich auch einige ganz spezielle Tipps geben lassen.
Das Filmteam hat den Türmers-Turm und das Fechtzentrum in Tauberbischofsheim besucht, das Deutschordensmuseum in Bad Mergentheim und den Riemenschneider-Altar in der Creglinger Herrgotts-Kirche, um nur einige der Stationen zu nennen. Es geht außerdem um Wein, Bildhauerei und Grünkern. Zu diesem Thema lässt sich das Team vom Bad Mergentheimer Gourmetkoch Hubert Retzbach ein Grünkernmenü zubereiten. Auch die Musik hat ihren Platz in der Sendung, unter anderem wird die Band „Lost Eden“ zu sehen sein, sowie ein Zauberer mit seinen Kunststücken.
Zaubern als roter Faden
Das Thema Zauberei zieht sich wie ein roter Faden durch die Sendung. Wie von Zauberhand soll der keltische Anhänger, den Moderatorin Karen Markwardt in der Goldschmiede herstellt, an einer Kette um ihren Hals erscheinen. In Wirklichkeit bewerkstelligt die Kamera diesen kleinen Trick. Und Karen Markwardt muss das Schmuckstück dafür erst einmal herstellen. „Jetzt punzieren wir“, erklärt Isgard Greif, klopft mit ihrem Hämmerchen auf einen Metallstift und graviert so geometrische Muster in das runde Metall, das einmal ein keltisches Amulett werden soll. Kameramann Cornelius Thiel unterbricht das Gehämmer: Seine Kamera kann nicht sehen, was gemacht wird. Der Arm von Isgard Greif verdeckt das Geschehen. David Rösch, Kameramann Nummer zwei, wird hinzu gerufen. Einen Dialog kann man im Fernsehen nämlich nur dann schön zeigen, wenn jede Person von einer anderen Kamera aufgenommen wird. Tonmann Manfred Ottmar sitzt ein Stück entfernt vor einem Kästchen mit vielen Reglern und hat Kopfhörer auf. Er hört etwas rascheln und ist erst zufrieden, nachdem Karen Markwardt ihre Bluse zurecht gezupft hat, die das Rascheln verursacht hat.
Die Goldschmiedewerkstatt, die die Familie Greif gegenüber der Herrgottskirche mit ihrem berühmten Fingerhutmuseum betreibt, ist durch den Besuch des Filmteams gerammelt voll. Acht Mitarbeiter des SWR sind da, unter ihnen Maskenbildnerin Marion Bauer, die Gesicht und Frisur der Moderatorin kameratauglich zurecht macht. Während Karen Markwardt und Isgard Greif das keltische Amulett bearbeiten, meldet sich aus seiner Ecke Thorvald Greif, der Vater von Isgard. „Meine Frau hat Kaffee gemacht“, verkündet der Goldschmied. „Hat da jemand Interesse?“ Das Filmteam ist begeistert. Kaffee wird immer gern genommen. Denn Entspannung können sich die Leute vom SWR an keinem ihrer Drehtage gönnen. Der Zeitplan ist straff. Termine müssen eingehalten werden. Und Unwägbarkeiten gibt es darüber hinaus. Wie zum Beispiel das regnerische Wetter, von dem Antje Müller überhaupt nicht angetan ist. „Morgen wollten wir eigentlich in Röttingen drehen“, sagt sie und hofft, dass trotzdem ein paar schöne Bilder aus dem Städtchen an der Tauber dabei heraus kommen.
Gesendet wird der Beitrag am Freitag, 19. Oktober, von 20.15 bis 21.45 Uhr im SWR Fernsehen.