Daniel Neuner steht auf der Bühne und hat einen Klo-Stopfer im Gesicht. Und macht mit dem Pümpel auch noch Musik. Zum 50. Geburtstag der Müllabfuhr im Landkreis Würzburg demonstrierten er und seine beiden Mitmusiker von der Gruppe „Recyklang“ den Mitarbeitern des Team Orange bei einem Sperrmüllkonzert in den Mainfrankensälen, was sie unter Recycling verstehen.
„Die Welt ist doch voller Klang“, erklärte Musikantenchef Michi Marchner. „In jeder alten Schublade kann man etwas finden.“ Der Beweis ließ nicht lange auf sich warten. Die Sperrmüllmusiker – der Legende nach übrigens entweder Musiker oder Mechaniker – fuhren ein selbst gebautes Instrument nach dem anderen auf. Die passende Erklärung zum Nachbauen fehlte dabei nie. „Für Menschen, denen das handwerkliche Geschick fehlt“, so Marchner, „empfehle ich die gemeine Luftpumpe.“ Wer sich bis dahin nicht vorstellen konnte, auf einem solchen Gerät zu musizieren, wurde mit der „Schneeflockensymphonie in C-Dur“ gleich eines Besseren belehrt.
Für nur 2,50 Euro ging es wenig später nach Australien. Ein Abflussrohr diente Marchner dabei als Didgeridoo. „Es empfiehlt sich dabei, ein neues Rohr zu benutzen“, so der Müll-Experte. „Sonst klingt es im wahrsten Sinne des Wortes scheiße.“
Rund 300 Gäste lauschten dem unterhaltsamen Vortrag der drei Sperrmüll-Musiker. „Wir spielen oft bei solchen Anlässen“, berichtete Andy Asang, der Dritte im Bunde. „Thematisch passt das heute wieder perfekt.
Zu Ehren des 50. Geburtstags der Müllabfuhr hatte das Team Orange, der Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises Würzburg, zu dieser Feier geladen. „In den letzten 50 Jahren Zeit hat sich einiges getan“, resümierte Landrat Eberhard Nuß in seiner Begrüßung. „Aus ganz einfachen Strukturen ist ein moderner Abfallwirtschaftsbetrieb geworden.“ Den Anfang machte 1962 der Müllabfuhrzweckverband der Gemeinden Gerbrunn, Kirchheim, Veitshöchheim und Waldbüttelbrunn. Mit den Jahren kamen weitere Gemeinden hinzu und das Abfallaufkommen wuchs stetig. Mülltrennung und Recycling rückten in den 80er Jahren auf den Plan.
2003 ging die Zuständigkeit für die Abfallwirtschaft von den einzelnen Gemeinden auf den Landkreis über. Seither ist das Team Orange mit seinen 120 Mitarbeitern tagtäglich im Einsatz. „Viele standen dem Projekt zuerst sehr skeptisch gegenüber“, sagte der Landrat. „Ich gehörte auch dazu.“ Inzwischen sei er aber überzeugt, dass die Entscheidung richtig war. „Das Team Orange sucht in Deutschland seinesgleichen“, so Nuß. „Die Müllabfuhr im Landkreis ist zweifelsohne eine Erfolgsgeschichte.“
Diese Geschichte will das Team Orange auch zukünftig weiterführen. „Die Verwertungsquote von über 80 Prozent, die konstant niedrigen Gebühren und die Zufriedenheit unserer Kunden sind ein hoher Ansporn“, so Vorstand Alexander Schraml. „Den wollen wir halten und auch weiter ausbauen.“ Ob dabei auch Musikinstrumente eine Rolle spielen werden, ließ Schraml an diesem Abend offen. Zumindest aber eine Idee blieb wohl bei den Zuschauern hängen: Müll macht nicht nur eine Menge Arbeit, sondern mitunter auch sehr viel Spaß.