Der Bundestagsabgeordnete und Main-Spessart-Kreisrat Alexander Hoffmann (CSU) möchte „Asylbewerber vom Kundenkreis der Tafeln grundsätzlich ausschließen“, weil die Bedürfnisse der Flüchtlinge „bereits ausreichend durch das Asylbewerberleistungsgesetz abgedeckt sind“. Das schreibt der Politiker in einer Pressemitteilung. „Damit wäre der Landkreis Main-Spessart nicht alleine, wie etwa das Beispiel Dachau zeigt“, wo keine Lebensmittel mehr an Asylbewerber ausgegeben werden, so Hoffmann in seinem Schreiben an den Main-Spessart-Landrat Thomas Schiebel, an die Bürgermeister der vier Tafel-Standorte im Landkreis Main-Spessart sowie an die Leiter oder Ansprechpartner der Tafeln. Auch die Stadt Würzburg gehe einen ähnlichen Weg, so Hoffmann: „Dort wird klar und deutlich kommuniziert, dass an Asylbewerber keine Lebensmittel ausgegeben werden.“
Bei der Würzburger Tafel sind die Verantwortlichen verwundert über diese Aussage: „Ich weiß nicht, wo Herr Hoffmann diese Information her hat, sie entspricht nicht der Tatsache“, sagt der Vorsitzende Kurt Deeg. „Derzeit gehören rund 400 Asylbewerber zu unseren Kunden.“ Insgesamt werden an den fünf Würzburger Ausgabestellen bis zu 2500 Bedürftige mit Lebensmittel versorgt. „Wir schließen keinen aus“, sagt Deeg, verweist jedoch auch auf eine andere Zahl: „Mittlerweile sind 70 Prozent der Kunden Personen mit Migrationshintergrund.“ Langsam stoße die Tafel an ihre Kapazitätsgrenze. „Wir sind kurz vor einem Aufnahmestopp.“
In Schweinfurt erntet CSU-Politiker Hoffmann gar Entrüstung mit seiner Forderung. „Wir helfen allen Bedürftigen, da ist es egal, wo sie herkommen“, sagt Friedhelm Dapper, Mitglied des Vorstands der Tafel in Schweinfurt. Er hält Hoffmanns Vorschlag „für furchtbar“. Mit rund 140 ehrenamtlichen Helfern versorgt die Schweinfurter Tafel aktuell etwa 2000 Bedürftige mit Lebensmitteln. Dapper findet eine Klassifizierung schlimm, für ihn sind Kunden keine Asylbewerber oder Hartz-IV-Empfänger, „sondern in erster Linie Menschen“.
Eine Kultur des Ausschlusses will Dapper nicht fördern, „zudem hat auch Dachau seine Einstellung zurückgenommen“.
Scharfe Kritik kommt auch von Jochen Brühl, Vorsitzender des Bundesverbandes Deutsche Tafel: „Wir lassen uns nicht instrumentalisieren und wehren uns dagegen, wenn mit Bezug auf unsere Arbeit und falschen Fakten Stimmung gegen Flüchtlinge gemacht wird.“ Zwar bringe die große Zahl der Flüchtlinge die Tafeln vielerorts an ihre Kapazitätsgrenzen, „die Antwort der Politik darf jedoch nicht lauten, dass ein generelles Zugangsverbot gefordert wird. Welcher Herkunft die Menschen sind, ist für uns nicht von Belang“, so Brühl. Vielmehr hätten die Tafeln erstmals in ihrer 20-jährigen Geschichte mehr Geld vom Staat gefordert.
Hoffmann sagt, er habe auf einen Hilferuf aus dem Kreis Main-Spessart reagiert. „Die Tafeln in Lohr, Karlstadt, Gemünden und Marktheidenfeld haben beim Landkreis für jede der vier MSP-Einrichtungen einen Zuschuss in Höhe von 5000 Euro pro Jahr beantragt“, so Hoffmann. „Der Kreistag wird voraussichtlich im Dezember darüber entscheiden.“
Seine Forderung begründet der Abgeordnete auch politisch: „Der Erhalt von Geld- anstelle von Sachleistungen beziehungsweise der Bezug von Taschengeld neben Sachleistungen habe auch die Zielsetzung, die Fähigkeit von Asylbewerbern zu schulen, mit Geld umzugehen. Dieser Prozess wird aber völlig konterkariert, wenn die Asylbewerber bei den Tafeln kostenlos oder für wenige Euro eine große Menge an Lebensmitteln erhalten“, so Hoffmann in seiner Pressemitteilung.