„Der Wenzelsaal ist ja wunderschön“, staunte Hella Stieber und schaute sich neugierig um. Ihr gefielen vor allem die vielen Einzelheiten. Ehemann Richard Stieber wollte wissen, warum der Raum „Wenzelsaal“ heißt. „König Wenzel besuchte 1397 zwar Würzburg“, antwortete Julia Scheder, „aber er hat den Saal nicht getauft“. Der Name höre sich eben gut an und klinge besser als Ritter- oder Wappensaal, erklärte sie. Würzburg sei nach dem kostspieligen und drei Tage dauernden Besuch des Monarchen fast bankrott gewesen, fügte sie hinzu. Eine Gegenleistung hätte Wenzel aber nicht gehabt, „denn die Reichsfreiheit bekamen wir eigentlich nie“.
Julia Scheder informierte auch darüber, dass der Wenzelsaal der älteste Profanbau in Würzburg ist. Der romanische Raum verfügt über ein Kreuzgewölbe, der von einer Mittelsäule gestützt werde. „Dies ist einzigartig in Franken“, betonte die Führerin. Der im Jahr 1180 erstmals erwähnte Saal wurde als Rittersaal genutzt, später aber auch für Tanzveranstaltungen, als Archiv oder vom Amtsarzt.
„Ich bin überrascht, wie detailliert der Saal ausgestaltet ist“, meinte Werner Schühler, der die seltene Gelegenheit beim Schopf packte und den Saal, dessen Architektur ihn beeindruckte, aus zahlreichen Blickwinkeln fotografierte.
Ein Löwe wiegt 1,4 Tonnen
John-Christoph Baalmann führte eine für ihn überraschend groß
e Besuchergruppe über die Löwenbrücke und durch den Leistengrund. „In der Fachliteratur wird diese Brücke leider stiefmütterlich behandelt“, sagte er und erzählte interessante Details: Als die Brücke am 25. August 1894 eingeweiht wurde, herrschte ein so scheußliches Wetter, dass der Termin – auch auf Wunsch des Pressefotografen – drei Wochen später wiederholt wurde. Zwar lautet der offizielle Name des Bauwerks Ludwigsbrücke, jeder nannte sie von Anfang an aber Löwenbrücke. „Nirgendwo in Bayern gibt es auf einer Brücke ein so imposantes Löwen-Quartett“, hob Baalmann hervor. Jede der Bronzestatuen wiegt stattliche 1,4 Tonnen und kostete damals 380000 Reichsmark. „Es grenzt an ein Wunder, dass im Zweiten Weltkrieg nur ein Bogen zerstört wurde.“ Deshalb sei die Löwenbrücke fast vollkommen original erhalten. „Die meisten Würzburger wissen zu wenig über ihre Stadt“, darauf machte Karl-Heinz Hupp aufmerksam, der an der Führung teilnahm. Ihn interessiere die Stadtgeschichte jedoch sehr, deshalb ist er beim Tag des offenen Denkmals Stammgast. „Solche Angebote sollte man ausnutzen“, meinte er. Deshalb eilte er nach der Führung über Löwenbrücke und durch den Leistengrund noch zur Deutschhauskirche und zum Grafeneckart.