Ilse Jäger aus Geroldshausen ist 83 Jahre, Witwe und dringend auf die Hilfe der evangelischen Sozialstation Reichenberg angewiesen. Alleine ist sie nicht einmal in der Lage, aus ihrem Sessel aufzustehen. Selbst das Gehen mit dem Rollator fällt ihr ohne fremde Hilfe schwer. Acht Mal am Tag kommen deshalb die Mitarbeiterinnen der Sozialstation, um sie zu waschen, anzukleiden, an den Tisch oder in den Sessel zu setzen, medizinisch zu versorgen, Frühstück, Mittag- und Abendessen herzurichten und sie ins Bett zu bringen.
70 Pflegebedürftige werden derzeit intensiv von der Reichenberger Sozialstation betreut, wie Teamleiterin Schwester Barbara Grünewald erläutert. Das bedeutet manchmal bis zu vier Besuche (bei Ilse Jäger sogar acht) und vier Pflegetouren am Tag und zwei Mitarbeiter im Abenddienst. Zugleich begleitet die Station über 80 Angehörige, die ihre Senioren eigenständig und ohne Hilfe von außen pflegen und betreuen. Ihnen stehen die Fachkräfte mit Rat und Tat zur Seite. Dazu kommt ein 24-Stunden-Pflegenotruf, der auch außerhalb der Touren Hilfe bringt.
Die Station unterstützt auch den Seniorenkreis für Pflegebedürftige, der sich alle zwei Wochen im evangelischen Gemeindehaus Reichenberg trifft. Ziel ist es, diese Nachmittage wöchentlich anzubieten, denn die Nachfrage wird immer größer. Dann könnte man diesen Dienst auch alle zwei Wochen in den Ortsteilen von Reichenberg veranstalten. Die Kirchengemeinde Albertshausen hat bereits Interesse signalisiert. Die Kosten dafür übernimmt die Pflegekasse.
Ehrenamtliche Helfer
Solche gesellige Veranstaltungen mit Spielen, Gymnastik, Spaziergängen, Singen, Lesen und Vorlesen wirkt sich auf die Teilnehmer positiv aus, berichteten Angehörige. Bei diesem Seniorenkreis und auch bei der Betreuung pflegender Angehöriger ist man immer mehr auf ehrenamtliche Helfer angewiesen. Die werden für ihre Aufgabe auch von der Sozialstation geschult, so Grünewald weiter. So könnten sich die Pflegenden auch mal eine Auszeit vom schwierigen Alltag nehmen.
Auch für die Pflegeberatung der Sozialstation, die regelmäßig im Rathaus Reichenberg und Giebelstadt stattfindet, kommt die Pflegekasse auf. Seit Anfang diesen Jahres haben die Betroffenen Anspruch auf eine Beratung pro Jahr. Auf Wunsch macht Barbara Grünewald das rund zweistündige Gespräch auch zuhause. Auch hier steigt der Bedarf. Waren es 2008 noch zehn Beratungen, so sind es 2009 bisher bereits über 50.
Auto gespendet
Weil der Bedarf nach Pflege immer größer wird, spendete der Diakonieverein Reichenberg der Sozialstation nun ein neues Auto im Wert von 11 000 Euro. Dies beschlossen die Mitglieder bei ihrer Mitgliederversammlung in Albertshausen einstimmig, nachdem Diakon Hendrik Lütke den Antrag gestellt hatte. Ein viertes Auto sei dringend notwendig für die sieben hauptamtlichen und 22 ehrenamtlichen Mitarbeiter der Sozialstation, die ihren Sitz in Uengershausen hat.
Zahlen & Fakten
Der Haushaltsplan 2010 der ambulanten Krankenpflegestation Reichenberg (Sozialstation) schließt in Aufwand und Ertrag mit rund 240 000 Euro. Die Personalkosten schlagen mit 205 000 Euro zu Buche, die Pflegeentgelte bringen 231 600 Euro, an Zuschüssen gibt es 10 000 Euro.
Weitere Infos zum Diakonieverein und der Sozialstation Reichenberg gibt es unter Tel. (0 93 66) 71 85 oder im Internet unter www.diakonie-wuerzburg.de Wer Mitglied im Diakonieverein werden möchte, wendet sich an das Pfarramt Reichenberg oder Albertshausen.