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WÜRZBURG: Talent und Leidenschaft im Gotteshaus

WÜRZBURG

Talent und Leidenschaft im Gotteshaus

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    Er hat sich um die Kirchenmusik im Würzburger Dekanat verdient gemacht: Christian Heidecker (hier an der Orgel der Kirche St. Stephan).
    Er hat sich um die Kirchenmusik im Würzburger Dekanat verdient gemacht: Christian Heidecker (hier an der Orgel der Kirche St. Stephan). Foto: Foto: Pat Christ

    Eigentlich hatte sich Christian Heidecker „just for fun“ auf die Kantoratsstelle in St. Stephan beworben. Er war zwar mit dem Studium fertig, steckte aber noch im Praktikum. „Zu meiner Überraschung wurde ich dennoch zum Gespräch eingeladen“, so der Kirchenmusiker. Er spielte auf. Überzeugte. Und wurde prompt genommen. Seit Mai 2004 ist Heidecker Dekanatskantor. Für seine Verdienste um die Kirchenmusik im Würzburger Dekanat wird er am Sonntag (24. April) zum Kirchenmusikdirektor ernannt.

    Dass er einmal Kirchenmusiker werden würde, war Heidecker nicht an der Wiege gesungen worden. Erst mit 16 Jahren begann der gebürtige Nürnberger, in Kirchenchören zu singen. Der Kantor von St. Sebaldus, unter dessen Leitung er Lieder einübte, faszinierte den jungen Protestanten: „Ich spürte, dass da jemand seinen Beruf nicht nur zum Broterwerb ausübte.“ Das war ein Aha-Erlebnis gewesen, hatte Heidecker doch so viel Begeisterung an einer beruflichen Aufgabe noch nie zuvor gespürt: „Nicht bei meinen Eltern, nicht bei meinen Lehrern.“

    Das Singen in der Kirche erfüllte ihn mit immer größerer Leidenschaft. Mit 20 Jahren begann Heidecker, als ein Spätberufener das Orgelspiel zu erlernen. Ein ganzes Jahr lang tat er nahezu nichts anderes, erzählt er. Danach schaffte er tatsächlich die Aufnahmeprüfung an der Würzburger Musikhochschule und startete ins Studium.

    Als Dekanatskantor hat der 40-Jährige vielfältige Aufgaben zu erfüllen. Er ist Ansprechpartner für nebenamtliche Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker und berät die 40 evangelischen Kirchengemeinden im Dekanat, wenn sie Fragen zur Kirchenmusik oder zum Zustand ihrer Orgel haben. Daneben sorgt er für Kirchenmusik in St. Stephan auf hohem Niveau. Mit Hilfe der Musik, konnte er in den vergangenen zwölf Jahren immer wieder feststellen, gelingt es, selbst Menschen in Gotteshäuser zu locken, die mit der Institution „Kirche“ nicht mehr viel am Hut haben.

    Kirchenmusikalisches Herzstück ist der Laienchor „Capella St. Stephan“. Den gründete Heidecker kurz nach seinem Amtsantritt. Gerade einmal 14 sangesfreudige Menschen traten vor zwölf Jahren bei: „Heute sind wir etwa 70 Sängerinnen und Sänger.“ Wachsende Kirchenchöre sind selten geworden. In vielen Gemeinden steht es nicht mehr zum Besten mit den Kantoreien. Nachwuchs ist schwer zu gewinnen, das Interesse am ehrenamtlichen Engagement sinkt. Kirchenskepsis trägt das ihre zur nachlassenden Attraktivität des kirchlichen Chorwesens bei.

    Dass es in St. Stephan anders ist, hat Heidecker zufolge unter anderem damit zu tun, dass Würzburg eine Universitätsstadt ist: „Ein Drittel der Chormitglieder sind Studierende.“ Bei einem weiteren Drittel handelt es sich um mittelalterliche Sänger, daneben tummeln sich Senioren im Chor, sagt der 40-Jährige.

    Chormitglieder akquiriert Heidecker heute nicht mehr. Im Gegenteil. Teilweise mussten Interessenten auf einen späteren Aufnahmezeitpunkt vertröstet werden. Allerdings bleibt der Kirchenmusiker von finanziellen Akquise-Aktionen nicht verschont: Die Orchester für die jährlich zwei Oratorienkonzerte müssen über Drittmittel finanziert werden. So steht für 2017 die h-Moll-Messe von Johann Sebastian Bach auf der Agenda des Chors. Das Werk soll mit historischen Instrumenten aufgeführt werden. Heidecker konnte ein Barockorchester als Kooperationspartner dafür gewinnen: „Die Musiker sind wirklich sehr gut, kosten aber natürlich entsprechend Geld.“

    Wie man Spender und Sponsoren aktiviert, damit hat der 40-Jährige in den vergangenen zehn Jahren eine Menge Erfahrung gesammelt. War es ihm doch ein großes Anliegen gewesen, die 1982 von der traditionsreichen St. Johanner Firma Weigle erbaute Orgel in St. Stephan zu vervollständigen. 2015 gelang dies endlich: „Wobei wir immer noch 30 000 Euro abbezahlen müssen.“ Zum Glück gibt es den Förderverein, der jedes Jahr über 5000 Euro zur Kirchenmusik in St. Stephan beisteuert. Und wer weiß, vielleicht öffnet der Titel „Kirchenmusikdirektor“ neue Türen zu Menschen, die von dem, was musikalisch in St. Stephan geschieht, genauso begeistert sind wie Heidecker selbst.

    10 Uhr-Gottesdienst

    Am Kantate-Sonntag, 24. April, wird Dekanatskantor Christian Heidecker im 10 Uhr-Gottesdienst in der Würzburger St. Stephanskirche am Wilhelm-Schwinn-Platz zum neuen Kirchenmusikdirektor ernannt. Gast ist aus diesem Anlass Kirchenrat Andreas Weigelt aus München. Die Predigt hält Pfarrer Jürgen Dolling. Der Gottesdienst wird von der Cappella St. Stephan, Solisten, Orchester und den Bläsern von St. Stephan Brass mit Werken von Johann Sebastian Bach aus der H-moll-Messe, Felix Mendelssohn Bartholdy und Melchior Franck musikalisch ausgestaltet.

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