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Würzburg: "Tanzstunde" im Theater Chambinzky: Können Menschen sich ändern?

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"Tanzstunde" im Theater Chambinzky: Können Menschen sich ändern?

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    Adeliya Sagitova  (als Senga Quinn) und Thorsten Rock (als Ever Montgomery) begeisterten das Publikum im Theater Chambinzky.
    Adeliya Sagitova  (als Senga Quinn) und Thorsten Rock (als Ever Montgomery) begeisterten das Publikum im Theater Chambinzky. Foto: Martina Esser

    Auch wenn kein Unterrichtsbedarf in Sachen Bewegen auf dem Parkett besteht, diese im Theater Chambinzky präsentierte "Tanzstunde" ist ausgesprochen sehens- und empfehlenswert. Das erfolgreichste Stück des US-amerikanischen Theater- und Filmbuchautors Mark St. Germain entpuppt sich als unterhaltsame, lehrreiche Komödie, als kitschfrei-romantisches Kammerspiel voll leisem Humor. Unter der Regie von Martina Esser agieren Adeliya Sagitova (als Senga Quinn) und Thorsten Rock (als Ever Montgomery) in Rollen wie für sie geschrieben. Das Publikum in der ausverkauften Premiere zeigte sich zu Recht begeistert.

    Selbst wenn sie es wollen: Können Menschen sich ändern? Menschen, die aus ganz verschiedenen Welten stammen, völlig anders ticken? Um diese Frage dreht sich die "Tanzstunde", in der die impulsive, aufbrausende Broadway-Tänzerin Senga und der empfindungslos Ever Montgomery, die Koryphäe für Geowissenschaften am New York Institute of Technology, in einer Ausnahmesituation aufeinandertreffen. Unverhofft steht der Professor vor der Tür der seit kurzem aufgrund eines Unfalls "verkrüppelten" Tänzerin und bittet, gegen immens hohe Gage, um Tanz-Unterricht. In nur einer Stunde soll sie ihn einen einzigen Tanz lehren, mit dem er sich auf das gesellschaftliche Event zu seiner Preisverleihung vorbereiten will. Was für "Neurotypische" Grund zur Freude wäre, ist für ihn ein Albtraum. Ever ist Asperger-Autist, erträgt keinen Körperkontakt, Emotionen überfordern ihn – was Thorsten Rock mit verdruckster Körperhaltung, eckigen Bewegungen und einmaliger Mimik großartig sichtbar macht. Nach anfänglicher Ablehnung seiner Bitte lässt sich die verzweifelte Senga, die um ihre ihr alles bedeutende berufliche Karriere bangt, auf den Deal ein.

    Absurd-komische Situationen

    Dabei entstehen zwischen den beiden absurd-komische Situationen, so wunderbar sensibel und glaubwürdig dargestellt, dass man als Zuschauer zwischen Schmunzeln, Mitleid und Entrüstung schwankt. Und Einblicke gewinnt in das Leben eines Asperger-Autisten, der überempfindlich auf Reize reagiert, für die er einen eindrucksvollen Vergleich heranzieht, in seinem Kopf laufen zehn Fernseher gleichzeitig. Sengas Anweisung, einfach auf die Musik zu hören und sich zu entspannen, ist für den begnadeten Analytiker Schwerstarbeit, die mit unangebrachten Kommentaren, verbalen und körperlichen Ausweichmanöver einhergeht. Doch Senga lässt nicht locker, zeigt sich schlagfertig, couragiert, sensibel. Die beiden ungleichen Menschen nähern sich einander – zunächst mit Luft-Händeschütteln, Luft-Umarmungen und -Küssen – und entdecken Gemeinsamkeiten, Sympathie, Interesse, eine gegenseitige Anziehungskraft. Und trotzdem gerät ihre fragile Beziehung aus dem Takt, als er sie unerwartet mit ihrer Vergangenheit und Lebenslügen konfrontiert.

    Hatte Ever auf die Eingangsfrage, ob Menschen sich ändern können, noch keine wissenschaftlich untermauerte Antwort, stellt er am Ende fest: Veränderungen sind schmerzhaft, aber möglich - mit viel Courage.

    Die Tanzstunde steht bis 17. Dezember auf dem Spielplan im Chambinzky. Weitere Vorstellungen: jeweils Mi. bis So., 20 Uhr. Karten/Infos: Tel. (0931) 51212, theater@chambinzky.com.

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