Mit Waffen, die Tier-Freunde in Wut geraten lassen. Ausgerechnet die Gruppe des Vereins "Menschen für Tierrechte" soll der FH nun aus dem Dilemma helfen.
Es wirkt eigenartig paradox, als wir mit Tier-Rechtlerin Susanne Pfeuffer das Treppenhaus der FH zum Dach im sechsten Stockwerk empor steigen. An den Fenstersimsen begegnet uns, wie Schaustücke eines Ausrüsters für Tauben-Feldzüge, so ziemlich alles was auf dem Markt ist. Abschlüsse mit scharfen Kanten, in Schlachtreihen aufgestellte feine, spitze Nadeln und feine Drähte, die unter Strom gesetzt werden können. Sogar ein akustisches Gerät zur Vergrämung der Tauben ist installiert. Beim Öffnen der Tür zum Flachdach fliegt schnell ein Schwarm Tauben auf in den Abendhimmel mit herrlichem Blick zur Festung.
Hier, mitten im Schauplatz des langjährigen Taubenkrieges wurde vor wenigen Wochen ein kleiner Taubenschlag von drei auf zwei Meter Grundfläche errichtet, auf den sich nun die Hoffnungen beider Seiten richten, der FH-Verantwortlichen und der Tierschützer. "Wir arbeiten gut zusammen", betont Susanne Pfeuffer mehrfach. Das Taubenhaus ist der Mittelpunkt eines Konzepts, mit dem man das Problem der Stadttauben gemeinsam mit dem Kommunalreferat nicht nur an der Fachhochschule, sondern künftig auch an den anderen Brennpunkten der Innenstadt lösen will. Es bedeutet konkret: Die Tauben kontrolliert füttern, an einen Schlag binden, wo sie nicht nur ihre Eier ablegen, sondern auch fast 80 Prozent des Kots zurücklassen. Dadurch sind nicht nur die Population, sondern auch die Verschmutzung durch Taubendreck weitgehend unter Kontrolle.
Bislang hat alles funktioniert, so Susanne Pfeuffer, die den Taubenschlag der FH für 30 Brutpaare betreut und viel Zeit aufwenden muss für die Reinigungsarbeiten und später für die Kontrolle der Nester. Begonnen wurde mit regelmäßigem Füttern. Dann wurden Jungtauben als Lockvögel in den Schlag gesetzt. Es hat funktioniert. Rund drei Dutzend Tauben haben sich bereits angesiedelt. Das war verglichen mit anderen Projekten erstaunlich schnell und lässt hoffen.
Alle Hoffnung in das Projekt setzt auch FH-Liegenschaftsreferent Helmut Hartmann. "Es ist unser letzter Versuch, nachdem alle mechanischen Mittel letztlich versagt haben die Vögel zu vertreiben", sagt er im Ton der Verzweiflung. Aus der Distanz sehe das FH-Gebäude nach wie vor toll aus, meint er. Doch das ganze spiele sich hinter der Verkleidung ab. Durch Zentimeter dicken Taubendreck gehen Jalousien kaputt, Motoren und Leitungen korrodieren, die Dichtungen der Fenster lösen sich auf. Was nach seinen Angaben viel schlimmer ist, die Entwässerung der Fassade ist verstopft, das "giftige, unhygienische" Schmutzwasser sucht sich Wege in die Wändde. Es gebe Hörsäle mit Wassereinbrüchen. Zwei Mal im Jahr sei eine Grundreinigung der Fassade fällig. Der Schaden geht in die Hunderttausende. "Wenn wir das in den Griff bekommen wollen, müsste die ganze Fassade weg", so Hartmann.
Susanne Pfeuffer wundert sich nicht so sehr. Es liegt an der Architektur, für die gleich die teure Vergrämung mit eingeplant wurde. Sie nützt nichts, weil sich Tauben nicht vertreiben lassen und immer bleiben wo sie geboren sind.

Für die Fütterung und Arbeit ist "Menschen für Tierrechte" auf Spenden angewiesen: VR-Bank Kto 110 11 53 BLZ 790 900 00.