Ulrich Wetzel: sieben Jahre lang gab er den Richter bei „Das Strafgericht“, einer Gerichtsshow auf RTL, aktuell wiederholt im Nachtprogramm von RTL nitro. Heute ist er Direktor des Amtsgerichts Seligenstadt. Uwe Schreiber: 17 Jahre lang war der promovierte Jurist Würzburgs Stadtkämmerer. Im Ruhestand gibt er Stadtratsprotokolle aus dem 16. Jahrhundert heraus. Claus Triebel: Der fliegende Zahnarzt aus Selb wurde heuer Siebter der Europameisterschaft im Segelfliegen und holte sich als Co-Pilot seiner Tochter Serena deutscher Meister. Eines haben alle drei gemeinsam: Sie haben in Würzburg studiert und sind Mitglieder der Landsmannschaft Teutonia, die an diesem Wochenende ihr 150-jähriges Bestehen feiert.
„Wir platzen aus allen Nähten“, freut sich Norbert Täuber, Vorsitzender des 150 Mitglieder zählenden Altherrenvereins dieser schlagenden Studentenverbindung. Mit einem solchen Ansturm habe er nicht gerechnet. Um ihn bewältigen zu können, haben die Teuten auf der Terrasse ihres Hauses in der Greisingstraße sogar ein Zelt aufgebaut.
Mehr als zwei Drittel der Alten Herren, ein Großteil der 30 Füxe, aktiven und inaktive Burschen ohnedies, werden zu der viertägigen Feier erwartet. Bundesbrüder aus Irland und den USA sind eingeflogen. Zum Kommers am Samstag im Saalbau Luisengarten sind 200 Teuten und Gäste angekündigt. Die Teutenfarben sind bei Führungen durch Stadt und Dom, in den Residenzgaststätten, im Bürgerspital und in der Hofkellerei zu sehen sein.
Die Verbindung ist hervorgegangen aus dem am 23. November 1865 gegründeten „Pharmazeutisch-Naturwissenschaftlichen Verein“. Nach einem Intermezzo als Freie Studentenverbindung entstand 1887 die „Freie Schlagende Verbindung Teutonia“. Sechs Jahre später wurde sie im Coburger Landsmannschafter Convent aufgenommen, der sich 1951 mit dem Vertreter-Convent der Turnerschaften zum heutigen Coburger Convent zusammenschloss.
An jetziger Stelle beheimatet ist die Verbindung seit 1920: Sie erwarb die „Villa Perathoner“, ein stattliches Haus, damals mit der Adresse Rottendorfer Straße 16. Nachdem eine Brandbombe diese im Zweiten Weltkrieg vernichtet hatte, wurde an gleicher Stelle das neue Haus erbaut und 1955 eingeweiht.
Die Teuten bekennen sich klar zur Pflichtmensur. Im Würzburger Waffenring, dem zwölf der 13 pflichtschlagenden Verbindungen der Stadt angehören, sind sie geachtet wegen ihrer konsequenten Haltung auf dem Fechtboden.
Politisch distanziert sich die Landsmannschaft rigoros von Verbindungen mit rechtsradikalen Tendenzen. „Wir sind konfessionell und parteipolitisch neutral“, betont Täuber. Unter den Mitglieder gebe es alle politische Richtungen, „gelb, grün, rot, schwarz ...“. Sich in Würzburg mit der gelben Tellermütze und dem rot-weiß-gelben Band zu zeigen (eine Kombination der Stadtfarben rot-gelb und dem Rot-Weiß Frankens), sei kein Problem. Würzburg erlebe er in dieser Hinsicht als „sehr offen“ und er schätze dieses „sehr milde politische Umfeld“.