Während Anna Weltschmerz und Unlust verspürt, verliert der gleichaltrige Robert jegliche Motivation, am Leben teilzunehmen. Die beiden 16-Jährigen sind mitten in der Pubertät und mit Gefühlschaos und äußeren Einflüssen konfrontiert. Doch wo können Außenstehende oder die Betroffenen selbst die Grenze zwischen gedrückter Stimmung und einer tatsächlich ernsthaften psychischen Erkrankung ziehen?

Mit genau dieser Frage beschäftigen sich sieben Schülerinnen und Schüler der Realschule am Maindreieck in einem Theaterstück. Mit Unterstützung von Tabea Hildner von der Agentur "Kunstdünger" in Nürnberg arbeiten die Schüler aus der achten und neunten Klasse das Theaterstück "Icebreaker" aus. In nur vier Tagen lassen die Jugendlichen im Alter zwischen 13 und 16 Jahren die Hauptcharaktere Anna und Robert zum Leben erwachen und mit ihnen auch die Freunde und die Familie der beiden.
Die typische Darstellung eines alltäglichen Umfelds soll den Zuschauern die Krankheit nahebringen. Während des Stückes soll es immer wieder Unterbrechungen der Szene geben, bei denen das Publikum eine eigene Einschätzung zur Situation abgeben darf. Die Zuschauer werden also zum Fachärztekollektiv. Das Ziel: Mit der Aufführung des Stückes soll die Krankheit Depression raus aus der Tabuzone und rein in die Köpfe der Menschen.

Gute Zusammenarbeit zwischen den Altersstufen
Angedacht war eine Zusammenarbeit zwischen den neunten Klassen, doch leider habe es nicht genug männliche Beteiligung gegeben, sagt Lehrerin Antje Eckhoff-Fieber, die das Projekt im Hintergrund begleitet. Daraufhin habe sie auch bei den achten Klassen nachgefragt. "Wir wurden gefragt, ob wir nicht helfen wollen, und wir dachten uns, das Thema Depressionen sollte man mal ansprechen", sagt der 13-jährige Roman Link. "Deswegen dachten wir, helfen wir doch gerne."
"Die Zusammenarbeit zwischen den Klassen ist ganz chillig, dabei habe ich es mir voll unangenehm vorgestellt", sagt Alexander Lochensky aus der achten Klasse. "Es war aber nicht so, als hätte ich mich irgendwie verstellen müssen und wir haben uns gut verstanden", meint er weiter. Das habe ihm Selbstbewusstsein gegeben und es einfacher gemacht, vor der Gruppe zu sprechen.

Die meisten Jugendlichen, die sich am Projekt beteiligen, konnten bereits Bühnenerfahrung bei anderen Projekten sammeln. Beispielsweise beim Jungen Theater der Frankenfestspiele in Röttingen oder am Mainfrankentheater in Würzburg. "Ich war schon öfters beim Theater dabei und ich mag das. Außerdem finde ich auch das Thema Depression interessant", sagt Angelina Neckermann. Alle sind sich einig, dass es sich hier um ein wichtiges Thema handelt.

"Wir haben auch eine Altersbegrenzung gesetzt. Die fünften und sechsten Klassen, die dürfen da noch nicht rein. Das ist einfach noch kein Thema für die Jüngeren. Ich denke aber schon, dass es bei den anderen gut ankommt und sie sich vielleicht auch etwas besser in die Lage eines Depressiven versetzen können", sagt Rosalie Oehler. "Wenn man die Krankheit irgendwann mal in der Familie oder dem Freundeskreis hat, weiß man besser, wie man damit umgehen kann und ihnen gegenüber gerecht werden kann", meint Hanna Meyer.
Persönliche Erfahrungen mit der Krankheit im privaten Umfeld
Die Jugendlichen berichten über eigene Erfahrungen mit Depressionen in Freundes- und Familienkreisen. Immer häufiger leiden Menschen an psychischen Krankheiten. Betroffene haben oft keinen Hunger, keine Lust und grundsätzlich fehlt die Motivation für viele einfache Tätigkeiten. "Diese Depressionen begegnen einem immer öfter im Alltag, auch bei mir in der Familie ist es zweimal vorgekommen. Deswegen finde ich es sehr wichtig, die Schüler darüber aufzuklären. Ich habe die Krankheit schon vorher verstanden, aber ich habe bei den Proben ein paar Sachen gesehen, die bei einem Familienmitglied genau so waren. Es sei kein kein einfacher Weg gewesen", sagt der 13-jährige Jamal Alassani.
In Auftrag gegeben und finanziert wird das Projekt – nicht nur an dieser Schule – von der AOK-Bayern. Die Agentur Kunstdünger aus Nürnberg ist mit diversen gesellschaftlichen Themen an Schulen im ganzen Bundesland unterwegs. In Ochsenfurt findet die Abschlusspräsentation des Projekts am Freitag, 7. Februar, um 10 Uhr in der Aula der Realschule am Maindreieck statt.
Mitwirkende der ProduktionZuständige Lehrkraft: Antje Eckhoff-Fieber Agentur Kunstdünger: Tabea HildnerSchüler/innen: Angelina Neckermann (16), Clara Wenzel (16), Rosalie Oehler (14), Hanna Meyer (15), Roman Link (13), Alexander Lochensky (13), Jamal Alassani (13)Quelle: Antje Eckhoff-Fieber/Schüler