Das westafrikanische Land Burkina Faso hat mit 70 Prozent die zweithöchste Analphabetenrate nicht nur in Afrika, sondern weltweit. Deshalb spielen dort gedruckte Medien zur Nachrichtenübermittlung naturgemäß eine geringe Rolle und man muss nach anderen Formen Ausschau halten, um Informationen zu verbreiten. Eine davon ist das Theater, wie sich im Januar 2012 zeigte, als ein deutsch-afrikanisches Ensemble des Würzburger Mainfranken Theaters und des C.I.T.O.-Theaters aus Burkinas Hauptstadt Ouagadougou dort mit riesigem Erfolg die Koproduktion „Les funérailles de désert“ aufführte. In dem Stück wurden so heikle Themen wie Homosexualität oder Korruption offen an- und ausgesprochen, die ansonsten in Burkina striktesten Tabus unterliegen und daher auch nicht existent sind.
Mit 70 Kilo Werkzeug im Gepäck
Am Erfolg dieses Projektes waren auch Gisbert Grünwald, der Bühnenmeister des Würzburger Theaters, und der burkinische Schauspieler Ouelgo Tené beteiligt, die seither regelmäßig in Kontakt stehen. Tené ist in Ouaga, wie die Einwohner ihre Stadt nennen, aber nicht nur als Schauspieler aktiv, sondern ist auch Vorsitzender des Künstlervereins „Association de l'Art et de developpement d'Ouagadougou“ (AADO). Die Organisation will vor allem sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen den Zugang zur Kunst ermöglichen, um ihre Bildung und Entwicklung zu fördern.
Als Gisbert Grünwald bei einem Besuch seines Freundes Ouelgo die soziokulturelle Initiative kennenlernet, war er sofort begeistert und sagte seine Unterstützung zu. Im letzten Jahr reiste er während der Spielzeitpause mit 70 Kilo Werkzeugen zur Holz- und Metallbearbeitung nach Ouga, um mit den Kindern – ehrenamtlich – eine mobile Bühne zu bauen. Mit dieser „Wanderbühne“ wollen sie in die Dörfer gehen, um die oft abgelegen wohnenden Menschen spielerisch über Themen wie die Wichtigkeit von Hygiene aufzuklären. Doch weil in Burkina 2012 gerade ein großer Tanzwettbewerb stattgefunden hat, an dem die Kinder teilnahmen und dafür Masken und Kostüme herstellen mussten, ging es mit der Bühne nicht so recht voran.
Deshalb fährt der Bühnenmeister demnächst wieder nach Burkina. Diesmal soll ernst gemacht werden mit dem Bau der Bühne. Dazu soll es für Interessierte ein Kurs für Bühnentechnik geben, und wenn das Geld reicht, auch ein Schlosser für die Bühne angestellt werden.
Crowdfunding bis 27. Juli
Um das Projekt zu finanzieren, hat die Schweizer Niederlassung von AADO ein sogenanntes Crowdfunding-Projekt auf der Internetplattform www.wemakeit.ch eingerichtet. Unter wemakeit.ch/projects/wanderbuhne-fur-tanzende-kinder können Beträge ab fünf Schweizer Franken oder 4,50 Euro einbezahlt werden. Je mehr, desto besser. Das Finanzierungsziel liegt bei 5000 Euro und muss bis zum 27. Juli, 21 Uhr, erreicht sein. Da das Stück „Funerailles de desert“ sehr erfolgreich auch mehrere Wochen in Würzburg aufgeführt wurde, hofft Grünwald besonders diese Zielgruppe anzusprechen.
Wenn das Spendenziel nicht erreicht wird, erhalten die Geldgeber ihren Einsatz zurück. So weit soll es aber gar nicht erst kommen. Werden die 5000 Euro erreicht, gibt es als Dankeschön einen AADO-Kalender oder ein von den Kindern in Burkina gemaltes Bild. Bei größeren Summen kommt AADO-Präsident Tené persönlich zu einem Geschichtenerzählabend zu Besuch. Wer sich ganz besonders engagiert, wird für eine Woche in einer burkinischen Familie in Ouagadougou bei freier Verpflegung als Gast aufgenommen.
Ein Film über das Projekt ist im Internet unter wemakeit.ch/projects/wanderbuhne-fur-tanzende-kinder zu sehen. Weitere Infos: www.aado.ch