Kaum war das Schreiben zum Theaterworkshop vom Landratsamt an die Grundschulen versandt, waren die sieben Pilotplätze auch schon belegt. Mit so einer Resonanz hätten Stabstellenleiter Michael Dröse und Landrat Eberhard Nuß nie gerechnet, heißt es in einer Pressemitteilung.
In einem bisher einmaligen Projekt in Bayern unterstützt ein Landkreis aktiv Theaterpädagogik an Grundschulen. Unter dem Motto "Wir machen Lust auf Theater" hatte man beim Kulturausschuss des Landkreises Würzburg um Unterstützung für ein besonderes kulturelles (Bildungs-)Angebot im Landkreis Würzburg geworben. Die Idee: Kindern das Theaterspielen - aktiv und als Theaterbesucher - näher bringen und damit auch Literaturkenntnisse, Kulturinteresse und persönliche Kompetenzen im Grundschulalltag stärken.
Vorlage hierfür waren die mittlerweile sehr erfolgreichen "Klima-Aktions-Tage", mit denen jährlich rund 800 Kinder erreicht werden und ergänzend zum Lehrplan ein Angebot etablieren konnten.
Mit Frederike Faust und Anna Harandt gewann man zwei erfahrene Theaterpädagoginnen, die bereits bei den Frankenfestspielen Röttingen ähnliche Angebote umsetzten.
Mit fünf bis zehn Workshops in der Schule wird auf theaterpädagogischer Art und Weise mit den Kindern gearbeitet, ob als Unterstützung bei einem Schulspiel, der Erarbeitung eines kurzen Stückes, einem reinen Theater/Musicalworkshop oder auch zur theatralen Umsetzung eines Kinderbuches.
Helene Deckert-Bau, Schulleiterin der Ernst-Keil-Schule in Höchberg, war die Erste, die auf das Angebot des Landratsamtes einging. Und so wurde die Schule für das Pilotprojekt ausgewählt. Normalerweise, so Frederike Faust, komme nur eine Theaterpädagogin in die Klasse, aber weil die 4. Klasse von Gabriele Wolf-Karamaneas mit 26 Schülern sehr groß ist, teilen sich Faust und Harandt die Arbeit.
Im Vorfeld hatte die Klassenlehrerin mit den Schülern besprochen, in welche Richtung das Stück gehen soll, das sie einstudieren. Die eine Hälfte war für einen Krimi, die andere für ein Musical. Was lag also näher, als ein Krimi-Musical aufzuführen. Die Wahl fiel auf "Emil und die Detektive" von Erich Kästner, allerdings in einer gekürzten Version von nur 20 Minuten.
"Theaterspielen ist mal was anderes als Mathe und Deutsch."
Simon und Theresa, Teilnehmer am Theaterworkshop
Wie in einem echten Theater musste nun Text gebüffelt werden und verschiedene Aktionen auf der "Bühne" wurden geprobt. Das alles geschah im Vorfeld und als die beiden Theaterpädagoginnen das erste Mal in Höchberg waren, waren sie überrascht, wie aktiv die Kinder an dem Stück mitarbeiten wollten.
Alle Schüler waren Feuer und Flamme, als es um das Stück ging. Schließlich ist es eine Ergänzung zum regulären Unterricht. Und eine willkommene Abwechslung. Simon und Theresa finden das Theaterspielen "mal was anderes als Mathe und Deutsch" und Sarah ist begeistert, dass zwei Profis den Schülern Theaterspielen näher bringen.
Toll findet Mila, dass jeder dran kommt, auch wenn er nur eine kleine Rolle hat. Das war für die Kinder von Anfang an kein Problem, denn sie gönnen ihren Mitschülern auch größere Rollen. Klassenlehrerin Wolf-Karamaneas übernimmt nach den festgelegten Übungsstunden mit den Profis die Klasse wieder und führt sie dann auch bis zur Aufführung. Im Stück von Erich Kästner kommen viele Begriffe vor, die heute nicht mehr gebräuchlich sind und somit auch viele Möglichkeiten im weiteren Unterricht eröffnen.
Landrat Eberhard Nuß, der bei einer Probe persönlich in Höchberg vorbeischaute ist voll des Lobes über das Projekt. Im Landkreis gebe es 48 Laienspielgruppen, die über kurz oder lang alle Nachwuchs benötigten. Damit sei auch ein weiterer Ansatz der Förderung durch den Landkreis erklärt. Man wolle die Kinder frühzeitig an Theater und Schauspiel heranführen, damit sie später mal selbst als Erwachsene Theater spielen.
Insgesamt sieben Schulen sind in der Pilotphase mit dabei, im Erfolgsfall kommen nächstes Jahr weitere Schulen hinzu.