die Nerven liegen blank. 25 bis 40 Prozent der Kinder sind betroffen, in 60 Prozent der Fälle werden die Schlafschwierigkeiten chronisch. Kalimba, die weiche Leoparden-Handpuppe, gehört zum Therapieprogramm KiSS, einem Projekt des Lehrstuhls für Psychologie I der Uni Würzburg. Diplom-Psychologin Barbara Schwerdtle hat das Thema ihrer Diplom-Arbeit auf Anraten ihrer Professorin aus Tübingen mit nach Würzburg genommen und bietet nun in enger Zusammenarbeit mit ihrer Würzburger Professorin Dr. Andrea Kübler ein gezieltes Gruppentraining für Kinder und Jugendliche aus der Region im Alter zwischen fünf und 17 Jahren an.
Dabei werden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. „Für mich dient es natürlich zu Studienzwecken – und den Kindern und Jugendlichen, die mitmachen, wird nachhaltig geholfen. Die Ergebnisse aus Tübingen zeigen, dass es funktioniert“, erklärt Schwerdtle. Vier bis sechs Kinder arbeiten in einer Gruppe zusammen, das sei überschaubar und mache den meisten richtig Spaß.
Die Schlaftherapie umfasst nach ein bis zwei Vorbesprechungen mit den Eltern drei Sitzungen für Kinder und drei Sitzungen für deren Eltern. Jugendliche bekommen sechs Sitzungen, die Therapie geht über fünf bis sechs Wochen.
Der süße Kalimba taucht regelmäßig in der Gruppe der fünf bis Zehnjährigen auf. „In diesem Alter kann eine Handpuppe sehr hilfreich sein, um das Erlernte gedanklich besser abrufen zu können“, sagt Barbara Schwerdtle.
Kalimba verrät auf kindgerechte Weise Tipps und Tricks. Seine dunklen Flecken auf dem Fell kann man aufladen gegen böse Träume . . . „Hypnotherapie wird oft mit Kindern gemacht und hat sich auch in diesem Fall bewährt“, weiß die Expertin. Trancegeschichten kommen zum Einsatz, Traumreisen zum Entspannen. Die Kinder lernen Selbsthypnose für abends und nachts, um sich selbst helfen zu können.
Mit den Eltern entwickelt Barbara Schwerdtle Erziehungsstrategien in Bezug auf die Schlafgewohnheiten des Kindes. Was passiert abends und nachts? Es wird ein Schlaftagebuch angelegt. Wann bin ich ins Bett, wann eingeschlafen? War es ein aufregender Tag oder eher ein ruhiger Tag?
Bei größeren Kindern und Jugendlichen läuft das Training etwas anders ab. „Ohne Kalimba“, sagt Barbara Schwerdtle lachend. Auch hier gibt es Vor- und Nachgespräche, das Training ist jugendgerecht als Spiel aufgebaut.
„Die Arbeit mit den Jugendlichen ist erstaunlich einfach, sie nehmen die Stunden gut an.“ Der Leidensdruck sei allerdings auch enorm hoch, die Bereitschaft, sich helfen zu lassen, entsprechend groß.
Während der Pubertät, so die Expertin,... ...brauche man besonders viel Schlaf. Aber genau den bekommen viele Jugendliche nicht. Eine Umstellung der Lebensgewohnheiten falle vielen extrem schwer. Dabei spielt der Schlafrhythmus in dem Dilemma eine große Rolle. „Unter der Woche stehen viele um sechs Uhr auf, am Wochenende schlafen sie oft bis 14 Uhr aus“, weiß die Expertin.
„Kein Fernsehen vor dem Schlafengehen – das kommt nicht gut an, hilft aber“
Barbara Schwerdtle, Psychologisches Institut Würzburg
Noch schwieriger aber erscheint vielen die Maßnahme, bis zu zwei Stunden vor dem Schlafengehen auf Fernsehen und Computer zu verzichten. „Das kommt naturgemäß gar nicht gut an, aber viele probieren es dann schon mal aus.“ Schule, Stress in der Beziehung und Überforderung gelten als häufigste Auslöser für Schlafschwierigkeiten.
Manchmal handelt es sich bei Schlafstörungen aber auch nur um eine vorübergehende Phase. Länger als drei Monate sollte diese Phase jedoch nicht dauern. Wer dann immer noch an vier Tagen in der Woche mehr als 30 Minuten zum Einschlafen braucht oder ein bis zweimal pro Nacht aufwacht und nur schwer oder gar nicht mehr einschlafen kann, sollte sich behandlen lassen.
„Oft wird das Schlafproblem schlimmer statt besser. Es sitzt im Kopf fest und verstärkt sich dadurch“, erklärt Schwerdtle.
Das berühmte Schäfchenzählen sei keine Lösung. „Im Prinzip ist das zwar richtig, weil es monoton und ruhig ist. Schwierig wird es aber, wenn man sich verzählt. Das bringt viele dann erst richtig aus der Ruhe“, erzählt Schwerdtle.
Folgende Punkte können Hinweise auf Schlafstörungen bei Kindern sein:
Das Kind braucht abends lange zum Einschlafen, es weigert sich, abends ins Bett zu gehen, es hat Angst alleine zu schlafen, es wacht nachts auf und kann nicht mehr einschlafen, es wacht früher auf, als es möchte, und kann nicht mehr einschlafen, es hat Alpträume, es ist morgens schwer zu wecken.
Eltern, die den Verdacht haben, ihr Kind könne unter einer Schlafstörung leiden, können mit dem Psychologischen Institut der Universität Würzburg einen Termin zur sorgfältigen Abklärung vereinbaren und dann an dem verhaltens-/hypnotherapeutischen Gruppentrainingsprogramm teilnehmen.
Informationen gibt es unter Tel. (0931) 31-2813 oder Email barbara.schwerdtle@uni-wuerzburg.de.