Thomas Benkert hat die klassische Dorfkarriere absolviert. Der gebürtige Erlabrunner begann als Ministrant, rannte beim TSV dem runden Leder nach, ging mit 16 Jahren zur Feuerwehr und wurde groß und größer. Das Ergebnis dieser Entwicklung in der Erlabrunner Dorfgemeinschaft: Thomas Benkert ist seit dem 1. Mai 2014 der neue, ehrenamtliche Bürgermeister der Perle am Main.
Zeit also, ihn auch über die Grenzen Erlabrunns hinaus einmal vorzustellen. Seit einem Dreivierteljahr ist er am Ruder. Die Frage, wie es ihm in seinem neuen Ehrenamt so ergehe, beantwortet er locker und unaufgeregt: „Mir macht das Regieren sehr viel Spaß, wohl auch, weil sich der Ärger bislang in Grenzen gehalten hat.“
Das dürfte sicher auch an den optimalen Ausgangspositionen liegen, wie sie vor den Bürgermeisterwahlen gegeben waren. Im Gegensatz zu seinen Amtskollegen in den anderen Gemeinden, die sich in Abstimmungs-Marathons erst einmal durchsetzen mussten und dann bei der finalen Wahl einen oder gleich mehrere Gegenkandidaten hatten, konnte sich Thomas Benkert seiner Sache sicher sein.
Die Konstellation in Erlabrunn wirkt sich günstig auf Benkerts Wahl aus. Die Listenverbindungen von SPD und Unabhängige Bürger sowie CSU und freie Wähler kürten den damals 48-Jährigen zum Kandidaten. Ein weiteres Standbein waren auch die vielen Vereine gewesen, in denen er Mitglied ist.
Das Wahlergebnis spricht letztendlich eindeutig für sich: Satte 80,32 Prozent der Wähler votierten für Thomas Benkert, Herausforderer Wolfgang Kuhl musste sich demnach mit 19,62 Prozent begnügen.
Kommunalpolitische Erfahrungen hatte der parteilose Benkert bereits in seinen 18 Jahren als Gemeinderat gesammelt. Und parteilos ist er immer noch. Das wird auch so bleiben: „Ich mache das für Erlabrunn und nicht für eine Partei,“ betonte der Nachfolger von Günther Muth im Gespräch mit der Main-Post.
Von dieser Position aus erreicht er – wenn um die Zukunft der Gemeinde geht – den Plural. „Wir“, formuliert er, „müssen uns in den kommenden Jahren Gedanken machen.“ In dieses „Wir“ bezieht neben dem Gemeinderat auch die Bürger mit ein, denn es warten mehrere Großprojekte, die laut Benkert nur gemeinsam zu meistern seien.
Als da wären: Ausbau der Breitband-Verkabelung, Einberufung eines Bürgerforums zum Thema „Weckesser-Haus“ Über die Nutzung des Schulhauses – es gibt nur noch zwei Klassen – müsse nachgedacht werden, ebenso übers Rathaus. Und das Thema Wohnmobil-Parkplätze könnte auch angegangen werden.
Allerdings weist der Bürgermeister auf zwei Umstände hin: Das sei alles eine Frage der Nutzung und der des Geldes. Denn Erlabrunn könne keine so großen Sprünge mehr machen, obwohl die Pro-Kopf-Verschuldung gerade mal bei rekordverdächtige niedrig sei: 70 bis 80 Euro. „Wir stehen gut da und verzeichnen noch immer ein leichtes Wachstum“, kommentiert er die Situation.
Dennoch dränge sich eine Vergrößerung „eher nicht“ auf. In Erlabrunn leben etwas über 1700 Einwohner (Stand: Dezember 2013). Die Gemeinde habe ihre letzten Bauplätze verkauft und im Altort seien keine Leerstände zu verzeichnen.
Eine Personalie hat Thomas Benkert noch im Dezember 2104 geregelt: Bis dahin war er noch Vorsitzender des TSV Erlabrunn. In der Jahreshauptversammlung verkündete er wegen der Doppelbelastung seinen Rückzug aus diesem Amt – und ruhigen Gewissens: Die Weichen für seine Nachfolge waren schon vorher gestellt worden.
Auch ohne des TSV wird sich an Benkerts zeitlichem Aufwand nicht viel ändern. Ab 6 Uhr sitze er im Zentrum Bayeren Familie und Soziales an seinem Schreibtisch, und ab 18 Uhr ist der ehrenamtliche Bürgermeister für seine Gemeinde im Dienst. Oft ist es nach 22 Uhr, bis er die Beine hochlegen kann.
Bürgermeister-Serie Am 16. März 2014 wurden im Landkreis Würzburg 51 Bürgermeister gewählt. 18 Damen und Herren zogen erstmals in ein Rathaus ein und leiten seit 1. Mai vergangenen Jahres die Geschicke ihrer jeweiligen Gemeinden. In loser Folge stellen diese Frauen und Männer in der Serie „Die Neuen im Rathaus“ vor.
Sechs Fragen an Bürgermeister Thomas Benkert (Erlabrunn)
Frage: Welches Lied passt als Filmmusik zu Ihren ersten ....Tagen als Bürgermeister?
Thomas Benkert: Als James-Bond-Fan die Filmmusik aus „Leben und Sterben lassen“.
Frage: Welcher Teil des Bürgermeisteramtes ist für Sie der schönste?
Benkert: Ich lerne viele neue Menschen und Themen kennen.
Frage: Welcher Teil als Bürgermeister ist für Sie der anstrengendste?
Benkert: Das Bürgermeisteramt macht mir bisher Spaß, da strengen mich nur wenige Sachen an.
Frage: Welche Lektionen haben Sie als Bürgermeister bislang lernen müssen?
Benkert: Machen Entscheidungen brauchen Zeit, Geduld und eine gut Vorbereitung.
Frage: Was würden Sie zu einem Freund sagen, der zu Ihnen sagt: Ich will Bürgermeister werden?
Benkert: Es kommt auf den Freund an.
Frage: Welche Kompetenz aus Ihrem erlernten Beruf können Sie im Bürgermeisteramt am besten brauchen?
Benkert: Die Erfahrungen im Verwaltungs-Vollzug und der Umgang mit Bürgeranliegen.
Thomas Benkert
Der gebürtige Erlabrunner wechselte nach vier Jahren in der Grundschule ins Siebold-Gymnasium Würzburg und machte 1984 seine Reifeprüfung (Abitur).
Studienzeit und Beruf: Nach der Bundeswehr besuchte er die Fachhochschule (FH) der Staatlichen Staatsverwaltung. Schließlich kam er zum Zetrum Bayern Familie und Versorgung (früher Versorgungsamt) nach Würzburg.
Dort arbeitet er als Dipl.-Verwaltungswirt und ist für Eltern-, Landeserziehungs- und Betreuungsgeld zuständig.
Vereinsleben: Zwölf Jahre war Benkert TSV-Vorsitzender. Zusätzliche Vereine: Mitglied bei der Feuerwehr, Elisabethen- sowie Obst- und Gartenbauverein.
Kommunalpolitik: 18 Jahre Gemeinderat, Jugendbeauftragter, Vertreter in der VG-Versammlung und Mitglied im Kultur- und Vereinsausschuss. Seit 1. Mai 2014 ehrenamtlicher Bürgermeister von Erlabrunn.
Thomas Benkert ist verheiratet und hat zwei Kinder.