Es war am Dienstagabend in der Zeller Maintalhalle schon mehr als ein gewöhnlicher Rollentausch in stillen Zeiten: Ralf Geisler von der Fraktion CSU/Freie Zeller Bürger verabschiedete sich coronabedingt im kleinen Rahmen aus dem Marktgemeinderat. Ihm folgt Andreas Feuerbach nach, der in gleicher Hauptausschusssitzung vereidigt worden ist.
Die Verdienste Geislers in der Kommunalpolitik in den vergangenen fast 13 Jahren blitzten noch einmal auf, als Bürgermeister Joachim Kipke (Zeller Mitte-Freie Wähler), aber auch die Vertreter der einzelnen Fraktionen vor der Verabschiedung ihre Stimmen erhoben. Kipke bedauerte den Rücktritt. Er würdigte Geislers "ruhige" und "konsequente" Art, durch die Entscheidungen zu einem guten Ende geführt worden seien. Auch sein Fraktionskollege Thomas Hetterich betonte, dass "Ralf immer ein sicheres Ziel vor Augen hatte und uns so gut wie möglich dorthin führte. Mit seiner Art hat er das Tempo und die Stimmung in den Diskussionen oft heruntergenommen. Das war manchmal sehr wichtig, da können wir noch hinzulernen."
Andreas Feuerbach rückt in den Gemeinderat nach
Bernd Spengler – Geislers Pendant bei der SPD/Junge Liste Zell – sprach gegenüber Geisler ebenfalls seinen Respekt und seine Anerkennung aus. "Wir haben viele Themen durchaus unterschiedlich bewertet und uns teils amüsante rhetorische Schlagabtausche geliefert", sagte Spengler. Doch man habe stets um die beste Lösung gestritten und sei nicht persönlich geworden. Richard Wagner (Zeller Mitte) erinnerte sich daran, dass ihm Geisler das Eingewöhnen in Zell leicht gemacht hat – etwa durch die gemeinsame Zeit im örtlichen Musik- und Gesangverein.
Geisler selbst, der rein persönliche Motive für seinen Rücktritt anführt, zeigte sich überwältigt von den einzelnen Beiträgen. "Ich will keine großen Worte wählen und auch nicht sagen, dass ich etwas vermissen werde, obwohl es tatsächlich so ist." Der Berufsschullehrer trat 2008 in das Gremium ein – und übernahm kurz darauf die Rolle des Fraktionssprechers. Er war bei seinen Wortmeldungen stets darum bemüht, die einzelnen Positionen im Gremium auf den Punkt zu bringen und gangbare Wege aufzuzeigen.
Geislers Nachrücker im 16-köpfigen Marktgemeinderat ist der Informatiker Andreas Feuerbach, Anfang 30 und kürzlich zum dritten Mal Vater geworden. Vor den Augen seiner Mutter, der ehemaligen Bürgermeisterin Anita Feuerbach, ist er am Dienstag vereidigt worden. Für Geislers Position als Mitglied im Schulverband hat die Fraktion eigentlich Silvia Schlagmüller vorgesehen. Doch in der Sitzung bewarb sich auch Cordula Deynet (Grüne) um dieses Amt, weshalb man nun im großen Gremium darüber abstimmen will.
Antikorruptionsrichtlinie wird erneut beraten
Nachfolger als Fraktionssprecher wird Thomas Hetterich. Dass auch er genau hinsehen und die Ansichten der CSU/Freie Zeller Bürger nachdrücklich einbringen wird, haben schon die ersten Nachfragen deutlich gemacht. So zeigte sich Hetterich verwundert darüber, dass die Feuerwehr noch immer kein neues Fahrzeug habe, obwohl die Entscheidung darüber bereits im November 2019 gefallen sei. Er erfragte außerdem den aktuellen Sachstand beim Neubau des Feuerwehrhauses und regte an, in der von Autofahrern noch immer verbotenerweise genutzten Bucht an einer Mauer am Kloster Unterzell neben absoluten Halteverbotsschildern auch auf die Feuerwehrzufahrt hinzuweisen.
Darüber hinaus ging es es in der Sitzung um die anvisierte Antikorruptionsrichtlinie. Die Verwaltung und zwei Fraktionen wollen sich dabei an den Regelungen in Würzburg und vor allem Höchberg orientieren. Grüne- und SPD-Vertretung sprachen sich hingegen dafür aus, ein eigenes Regelwerk für Zell zu erarbeiten. Nun will man das Compliance-System noch einmal in einer eigenen Hauptausschusssitzung abendfüllend beraten.
