Als elitär gilt unter den Feldgeschworenen das Ritual des Stauchens. "Nur besondere Persönlichkeiten erfahren diese Würdigung", betonte Thomas Schwab, Feldgeschworenenobmann der Gemeinde Thüngersheim beim Grenzgang nach zweijähriger Pandemie-Pause. Prädestiniert dafür war deshalb Theresa Galz nach ihrer Krönung zur 18. Thüngersheimer Weinprinzessin im vorigen Jahr.
Den Grenzstein an der Höhfeldplatte, der die Gemarkungsgrenze der Gemeinden Thüngersheim und Güntersleben markiert, wird die Weinprinzessin ebenso wenig vergessen wie die örtlichen Feldgeschworenen. Hier, hoch über dem Maintal und den Weinbergen, am Rande des Naturschutzgebiets "Höhfeldplatte und Scharlachberg" endete für die Feldgeschworenen und Weinprinzessin, aber auch für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine zweijährige, durch die pandemischen Einschränkungen bedingte Durststrecke.
Grenzgang teilt sich in nördliche und südliche Route
Im Vergleich zu dem seit dem 12. Jahrhundert bestehenden Amt der Feldgeschworenen aber kommt diese Zeitspanne freilich eher einem Wimpernschlag gleich. Schließlich gilt das Amt des Feldgeschworenen als eines der ältesten noch erhaltenen Ämter der kommunalen Selbstverwaltung. Und dennoch geht der diesjährige Grenzgang mit großer Wahrscheinlichkeit in die örtliche Siebener-Chronik ein. Zumal der Wahlspruch der Feldgeschworenen, "Tue Recht, fürchte Gott und scheue Niemand", als bedeutsam gilt just wegen der aktuellen geschichtlichen Ereignisse auf europäischem Territorium mit der kriegerischen russischen Zerstörung in der Ukraine.
Umso bewusster pflegten die Thüngersheimer Feldgeschworenen erstmalig wieder ihre Tradition des Grenzgangs, sowie des diesmal mehr als obligatorischen Wortgottesdienstes in der St.-Michael-Pfarrkirche mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zum Auftakt. Üblicherweise teilt sich die Wegstrecke des Grenzgangs im jährlichen Wechsel auf der 1086 Hektar umfassenden Gemarkungsfläche in eine südliche und nördliche Route. Die diesjährige Strecke führte im südlichen Verlauf über etwa zwölf Kilometer durch das Fachtal zur Höhfeldplatte mit ihren botanischen Besonderheiten entlang der Gemarkungsgrenzen zu Veitshöchheim, Güntersleben und Retzstadt bis zum Schlusshock an der Grillhütte.
Nur ein Dutzend Teilnehmer waren beim Grenzgang dabei
Trotz der mittlerweile wieder annähernden Normalität hatten sich lediglich nur etwa ein Dutzend Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf den Weg begeben, um dabei den Grenzverlauf zu den Nachbargemeinden und Besonderheiten kennenzulernen. Wie sehr die Menschen die Zurückhaltung und angewöhnten Abstandsregeln verinnerlichten, zeigte sich an den markanten Informationsstellen.
Hier mussten die Grenzgängerinnen und Grenzgänger mindestens so konzentriert sein wie beim Marsch über Stock und Stein. Denn Siebener-Obmann Thomas Schwab hatte ein Quiz mit acht Fragen vorbereitetet. Als Gewinn lockten zwei Karten für die Kultur-Veranstaltung "Kleinkunst-Auslese" am 24. Juni und 25. Juni im Weingut des Siebener-Obmanns. Die Themen-Fragen des Quiz betrafen neben der örtlichen Gemarkung sowie der Gemeinde Thüngersheim und deren Feldgeschworenen auch das in diesem Jahr 50-jährige Jubiläum des Landkreises Würzburg.