Der marode Zustand der Tiefgaragen am Heuchelhof ist schon seit Jahren bekannt. Das geht aus einem Gutachten aus dem Jahr 2010 zur Parksituation im Quartier H1 am Heuchelhof hervor.
In dem Gutachten sollte das Parkplatzangebot im Quartier ermittelt und dem Bedarf gegenübergestellt werden. Das Darmstädter Büro R+T, das von der Stadt Würzburg den Auftrag für das Gutachten bekommen hatte, stellt darin fest, dass die Decken der Tiefgaragen schon zu diesem Zeitpunkt „dringend sanierungsbedürftig“ waren. Außerdem ist in diesem Gutachten davon die Rede, dass es eine „Schwerlastproblematik auf den Tiefgaragendecken“ gebe.
Die Ingenieure schlagen mehrere Möglichkeiten vor, um damit umzugehen. Die Variante, die das beauftragte Ingenieurbüro damals favorisiert hatte, sah vor, die Tiefgaragen stillzulegen und die Parkplätze durch Parkdecks zu ersetzen, da die Garagen nur etwa zur Hälfte genutzt würden. Dazu heißt es im Gutachten wörtlich: „Damit wird die Problematik des Schwerlastverkehrs (Feuerwehr, Müllfahrzeuge, Umzugswagen, Lieferverkehr etc.) auf den Tiefgaragendecken vollständig gelöst.“
Laut Axel Janz, Bereichsleiter der Bereiche Recht und Soziales bei der Stadtbau Würzburg GmbH, ist sogar noch länger klar, dass die Tiefgaragen saniert werden müssen. Die Stadtbau sei bereits 2009 in ihrer damaligen Funktion als Verwalterin der Tiefgaragen an die Eigentümer herangetreten, um eine Sanierung anzuschieben. „Die konnten wir als Eigentümergemeinschaft allerdings nicht alleine stemmen und haben daher die Stadt kontaktiert“, so Janz.
Der Hintergrund: Nach Auffassung der Eigentümergemeinschaften (siehe Kasten) war die Stadt für die Instandhaltung der Straßen über den Tiefgaragen (siehe Grafik) verantwortlich. Sollte sie versäumt haben, die Fahrbahndecke ordnungsgemäß zu versiegeln, so die Eigentümer, müsste sie für den Schaden und die fällige Sanierung zumindest teilweise aufkommen. Gespräche mit der Stadt darüber, wie die finanzielle Last verteilt werden müsse, seien jedoch zum Erliegen gekommen, so Janz.
Mittlerweile läuft ein Verfahren vor dem Landgericht, das klären soll, wer für die Sanierung in welcher Höhe aufkommen muss. Die Stadtbau Würzburg hat im Zuge des Rechtsstreits die Verwaltung der Tiefgaragen an die Immobiliengesellschaft „Deutsche Annington“ übergeben, die ebenfalls Wohnungen im Quartier H1 vermietet. Im Prozess wäre sonst die paradoxe Situation aufgetreten, dass die Stadtbau als Tochterunternehmen der Stadt Würzburg der Verhandlungsgegner der Stadt gewesen wäre.
„Die Garagensanierung konnten wir als Eigentümergemeinschaft nicht alleine stemmen.“
Axel Janz Bereichsleiter, Stadtbau Würzburg
Die Deutsche Annington kündigte am Donnerstag an, auf die Gewichtsbeschränkung vom vergangenen Montag schnell zu reagieren: „Wir haben Sofortmaßnahmen eingeleitet, um die Tragfähigkeit zu gewährleisten“, sagte Unternehmenssprecherin Nina Henckel. Im Moment geht es vorrangig darum, die Decken abzustützen.
Mittelfristig sind mehrere Ansätze möglich, um die fraglichen Straßen dauerhaft zu sichern. Laut Georg Wagenbrenner, Sprecher der Stadt Würzburg, muss auch die Stilllegung einzelner Teile der Tiefgarage in Betracht gezogen werden. Schon das Verbindungsstück zwischen den Tiefgaragen unter der Pariser und der Römer Straße wurde abgebrochen und verfüllt. Axel Janz von der Stadtbau betont jedoch, dass die Eigentümer der Stellplätze in einem solchen Fall zustimmen müssten. Seiner Ansicht nach wäre allerdings auch eine Sanierung der Tiefgaragen bis zum Jahr 2019 realisierbar, wenn sich Stadt und Eigentümergemeinschaft einigen würden.
Die Entscheidung von Montag dass Fahrzeuge mit einem zulässigen Gesamtgewicht von über 7,5 Tonnen die Stichstraßen im Innenbereich des Quartiers nicht mehr befahren dürfen, beruht auf einem neuen Gutachten, das der Stadt seit Anfang September vorliegt. Dem Stadtrat wurde das Gutachten in einer nichtöffentlichen Sitzung vorgestellt.
Das Gutachten von 2010 können Sie hier einsehen: Verkehrsgutachten "Ruhender Verkehr H1"
Eigentümer der Tiefgaragen
Die Tiefgaragen im Quartier H1 im Stadtteil Heuchelhof liegen auf städtischem Grund. Eigentümer sind allerdings sogenannte Eigentümergemeinschaften, also Zusammenschlüsse aus allen Wohnungsbaugesellschaften und Privatleuten, denen Stellplätze in den Tiefgaragen gehören. Das kommunale Immobilienunternehmen Stadtbau Würzburg und die Deutsche Annington gehören zu diesen Eigentümergemeinschaften. Das Verhältnis zwischen den Eigentümern und der Stadt ist durch einen Erbbaurechtsvertrag geregelt, eine Art langfristigen Pachtvertrag.
Verwalterin der Tiefgaragen ist aktuell die Deutsche Annington, die auch selber Wohnungen und Stellplätze besitzt. Wenn geklärt ist, wer bezahlen muss, ist sie für die Sanierung veratwortlich. Sie vertritt die Interessen der Eigentümergemeinschaften gegenüber der Stadt. Text: MCR