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ESTENFELD: Tierische Glücksboten

ESTENFELD

Tierische Glücksboten

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    Großer Andrang: Der Taubenschlag im Garten der Züchter.
    Großer Andrang: Der Taubenschlag im Garten der Züchter.

    Ob beim Ja-Wort im romantischen Rokokogarten in Veitshöchheim oder der Trauung über den Dächern Würzburgs auf dem Käppele – fast immer, wenn geheiratet wird, sind Gerhard und Tanja Page dabei. Und mit dem Ehepaar ein Dutzend tierischer Boten. Denn die Estenfelder züchten seit fünf Jahren Hochzeitstauben. So erfolgreich, dass sie sich vor Anfragen kaum noch retten können.

    Bis zu vier Hochzeiten am Tag stehen im Terminkalender von Gerhard und Tanja Page. Gerade im Sommer sind die Züchter stark gefragt. Dann fahren sie zu Hochzeiten im Umkreis von bis zu 20 Kilometern und beeindrucken mit ihrer Vorführung täglich aufs Neue Brautpaare mitsamt der ganzen Hochzeitsgesellschaft. „Meist buchen uns Angehörige als Überraschung. Dann warten wir mit Herzkörben, in denen sich die Tauben befinden, vor der Kirche. Wenn das Brautpaar kommt, entlassen wir die Tauben“, erzählt die 42-jährige Tanja Page.

    Glück, Frieden und Wohlstand sollen die weißen Boten somit dem frisch vermählten Paar bringen. Wenn gewünscht, dürfen Braut und Bräutigam auch selbst eine Taube in die Hand nehmen und fliegen lassen. Häufig wird dabei ein kleines Gedicht oder ein Spruch vorgelesen. Für die Taubenzüchter ist damit der Auftritt beendet. Sie fahren nach Hause – und auch die Tauben treten den langen Heimweg an, sie fliegen zurück in ihren Schlag in Estenfeld, der im Garten von Familie Page steht.

    Für die Tauben eine leichte Aufgabe, denn als ausgebildete Brieftauben finden sie jeden Weg zurück. Schließlich übt der 47-jährige Elektriker mit den Tieren jeden Tag. „Sobald die Tauben zwei Monate alt sind, werden sie trainiert. Zuerst setze ich sie etwa 500 Meter vom Schlag entfernt aus, danach schrittweise mehr“, erklärt der Estenfelder. Auf diese Weise gewöhnen sich die Tiere an die Strecke und merken sich den Weg. In einer Schar flattern sie dann gemeinsam über Dächer und Felder.

    „Ein toller Anblick. Vor allem wenn der Himmel blau ist und die Sonne richtig steht. Dann sehen die Tauben aus wie Gold“, schwärmt Gerhard Page. Für den Estenfelder gehören bereits seit fünf Jahren die Tauben zu seinem Leben einfach dazu. Wenn er von seiner Arbeit kommt, verbringt er etwa drei bis vier Stunden mit den weißen Federtieren.

    „Ein toller Anblick. Vor allem wenn der Himmel blau ist und die Sonne richtig steht. Dann sehen die Tauben aus wie Gold.“

    Gerhard Page Hochzeitstaubenzüchter

    Angefangen hat alles 2007. Gerhard Page war bereits als Kaninchenzüchter von 80 Tieren aktiv, als er sich überlegte, weiße Brieftauben zu züchten. Erfahrung gab es bereits seit vielen Jahren in der Familie, denn Gerhard Pages Bruder Franz-Josef Page züchtete bereits seit 1965 Tauben. So kaufte sich der Elektriker zehn der eleganten Vögel, „weil es einfach schöne Tiere sind.“

    Es dauerte nicht lange, bis Gerhard und Tanja Page gefragt wurden, ob sie nicht einmal auf einer Hochzeit die Tiere fliegen lassen könnten. Als schönes, feierliches Symbol quasi. Die Züchter waren einverstanden – und kamen auf den Geschmack. Sie kauften sich romantische Ausstattung, rote und weiße Tücher, Herzkörbe mit Blumen, und boten ihren Dienst häufiger an. Gerhard Page inserierte im Gemeindeblatt und benachrichtigte Freunde, die wiederum ihren Freunden von der Taubenzucht erzählten. Die Nachricht von den Estenfelder Hochzeitstauben verbreitete sich wie ein Lauffeuer.

    Schnell waren die Taubenzüchter weit über die Grenzen Estenfelds bekannt. Sie werden für Hochzeiten in Würzburg, Rimpar und besonders häufig in Veitshöchheim gebucht. Am 30. April begann heuer die Saison, denn im Winter sollen die Tauben keine weiten Strecken zurücklegen, die Gefahr, von Greifvögeln verletzt zu werden, ist einfach zu groß. Die Saison endet Anfang Oktober, je nach Witterung. Dazwischen ist das Ehepaar Page nahezu an jedem Wochenende auf einer Hochzeit.

    Dabei erleben Gerhard und Tanja Page allerlei Kuriositäten. So umfasste bei einer Feier die Hochzeitsgesellschaft rund 250 Personen, bei einer anderen Hochzeit büxte der Braut die Taube aus. Und immer wieder gibt es die Frage: „Was, wenn mir die Taube auf das Kleid macht?“ Tanja Page lacht. „Das ist bisher zum Glück nicht passiert. Aber vorsichtshalber sage ich den Bräuten immer, dass sie die Taube etwas weg halten sollen.“

    Doch alle Ängste verschwinden schnell, wenn wieder einmal der große Auftritt der Federtiere kommt. Die Körbe werden geöffnet, die Tauben stürmen schlagartig in den Himmel. Und das Brautpaar schaut ihnen glücklich hinterher.

    Weitere Informationen: www.hochzeitstauben-wuerzburg.de oder Tel. (0 93 05) 81 56, bzw. (01 71) 5 35 28 08.

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