Seit Jahren kämpfen Tierschützer gegen das Zentrum, das der Erforschung von Zivilisationskrankheiten dienen soll. Tierversuche sind laut Dr. Wolfgang Geise, dem Tierschutzbeauftragten der Universität, unumgänglich, um Krankheiten wie Krebs oder Alzheimer zu besiegen. Das glaubt Susanne Pfeuffer vom Verein "Menschen für Tierrechte" nicht. "Man kann heute ganz ohne Tests an Tieren auskommen, wenn man die Forschung an Zellen mit Computersimulationen kombiniert", sagt die Aktivistin. Auch wenn die Gene der Maus mit denen des Menschen weitgehend identisch seien, könne ein Tierversuch nie völligen Aufschluss über die Wirkung eines Versuchs auf den Menschen geben. Das Risiko von direkten Tests an Menschen nach Versuchen im Reagenzglas hält Geise gerade in der Biomedizin für zu hoch.
Die Universität bemühe sich jedoch, die Zahl der Tierversuche gering zu halten. "Es finden immer erst Untersuchungen an Zellen statt, bevor an den Tieren getestet wird", sagt Geise. Trotzdem habe die Uni Würzburg im vergangenen Jahr 35#000 Versuchstiere eingesetzt, 98 Prozent davon waren Mäuse und Ratten. Bislang finden nach Angaben der Universität keine Tierversuche im Zemm statt, obwohl die Tierschützer fest vom Gegenteil überzeugt sind. "Momentan sind wir noch mit der Organisation beschäftigt", erklärt Geise. "Die Versuche beginnen voraussichtlich im Frühjahr." Zweifel haben die "Menschen für Tierrechte" auch an der artgerechten Haltung der Nager. Laut Susanne Pfeuffer verstößt die Universität gegen das Tierschutzgesetz, weil die Mäuse und Ratten weder Auslauf haben noch Tageslicht sehen. Die Universität bestreitet einen Verstoß. Laut Geise benötigen die Wissenschaftler für ihre Experimente jedoch immer gleiche Bedingungen: "Bekämen die Tiere einen Jahresrhythmus mit, würde das die Forschung unmöglich machen." Die Tierschützer pochen auf den für alle EU-Staaten gültigen gesetzlichen Auftrag, Tierversuche zu begrenzen. "In Würzburg geschieht aber genau das Gegenteil", sagt Pfeuffer.
Geise betont, dass die Zahl der Tierversuche in der Biomedizin nicht nur an der hiesigen Universität, sondern bundesweit steige. "Das liegt daran, dass man mit Hilfe von Genmanipulation Krankheiten an Tieren noch genauer erforschen kann", so der Tierschutzbeauftragte. Eine offizielle Eröffnung des Zemm wird es laut Geise nicht geben. Das Zentrum eigne sich nicht für einen Festakt, weil es "nicht wirklich ein eigenes Institut, sondern Arbeitsfläche für verschiedene klinische Forschergruppen sei". Die Tierschützer glauben, dass die Universität aus Angst vor Protesten gegen das Zemm auf eine Einweihung verzichtet.
Daten & Fakten
Zemm 31 Millionen Euro investierten Bund und Freistaat in das Zentrum für experimentelle molekulare Medizin (Zemm) im Zinklesweg, dessen Bau sich seit 2001 hinzieht. Im Zemm erforschen Wissenschaftler die Entstehung von Zivilisationskrankheiten. So nehmen die Forscher zum Beispiel Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems unter die Lupe. Drei unterirdische und drei oberirdische Geschosse ergeben zusammen 3000 Quadratmeter Nutzfläche. Davon entfallen zwei Etagen auf Labor-Räume, ein unterirdisches Geschoss dient der Tierhaltung.