Der 2,50 Meter lange Tigerpython, den sie bis zum Sommer 2008 hatte, musste ausziehen.
Genau wie die Hunderassen Staffordshire- oder Pitbull-Terrier gelten auch Tigerpythons in Bayern laut Landesstraf- und Verordnungsgesetz als „gefährliche Tiere“, für die man eine Haltungserlaubnis braucht. Und die hat Dagmar Engelhard nicht.
„Ich kämpfe für meine Schlange“, erzählt die 47-Jährige. Sie habe sich mit der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) in Verbindung gesetzt. „Die haben mir gesagt, was ich in den Genehmigungsantrag schreiben muss, damit er nicht abgelehnt wird.“ Zum Beispiel, dass der Tigerpython eine bedrohte Art ist und sie deshalb diese Tiere züchten wolle.
Aber die Stadt lehnte Dagmar Engelhards Antrag ab und das Verwaltungsgericht bestätigte diese Entscheidung in der ersten Instanz. Nun wartet die Tagesmutter auf die zweite Instanz.
Die Schlange hätte sie gerne behalten, bis eine endgültige Entscheidung gefallen ist. Aber das erlaubt die Stadt nicht. „Ich habe den Tigerpython einem Bekannten in Hannover gegeben“, sagt sie, „in Niedersachsen ist die Haltung solcher Schlangen kein Problem“.
Dagmar Engelhard gibt die Hoffnung nicht auf, dass sie ihren Tigerpython wieder zu sich nehmen darf. 2004 hatte sie das damals 70 Zentimeter lange Jungtier für 90 Euro in einer Würzburger Zoohandlung gekauft. „Dort hat mir niemand gesagt, dass die Schlange genehmigungspflichtig ist.“ Auch auf Reptilien-Börsen sei die Haltungserlaubnis kein Thema. Als 2008 ihre Ehe in die Brüche ging, habe ihr Mann sie „aus Rachsucht“ beim Veterinäramt angezeigt, erzählt die 47-Jährige. Damit habe der Ärger begonnen.
Warum Dagmar Engelhard überhaupt einen Tigerpython in ihrer Wohnung halten will, erklärt sie so: „Ich finde diese Tiere faszinierend, es ist interessant, ihr Verhalten zu studieren und ich will sie züchten“. Das reicht der Stadt aber nicht als Begründung für die Schlangenhaltung. Wer Tigerpythons bei sich beherbergen will, müsse ein „berechtigtes Interesse“ nachweisen, sagt der Sprecher der Stadt, Georg Wagenbrenner. Weil bei Dagmar Engelhard aber „kein wissenschaftliches oder wirtschaftliches Interesse“ vorliege, habe sie keine Haltungsgenehmigung bekommen.
Die drei nicht genehmigungspflichtigen Schlangen der Tagesmutter haben ein 2,10 Meter langes, 1,50 Meter hohes und ein Meter tiefes Terrarium mit Ästen, Steinen und künstlichem Efeu als Lebensraum. „Das ist nicht zu klein“, sagt die 47-Jährige, „die schlafen ja den ganzen Tag“.
„Auch Hunde werden aggressiv, wenn man sie beim Essen stört.“
Dagmar Engelhard Schlangenfreundin
Dagmar Engelhard ist überzeugt, dass man Riesenschlangen in einer Wohnung artgerecht halten kann. „Wenn das Terrarium die entsprechende Größe hat und Feuchtigkeit und Temperatur stimmen, ist alles ok.“ Auf jeden Fall habe der Amtsveterinär ihren „Schlangenkäfig“ für gut befunden.
Für gefährlich hält Dagmar Engelhard ihre Würgeschlangen nicht. „Auch Hunde werden aggressiv, wenn man sie beim Fressen stört.“ Mit ihrem Tigerpython habe sie sogar „schmusen können“. Natürlich hätten die Tiere „Zähne mit Widerhaken“ und könnten beißen. „Dann gießt man ihnen Schnaps über den Kopf und sie lassen los.“