Sterbende leben in einer eigenen Welt. Trauernde auch. Das ist die größte Herausforderung, die Anita Quitschau während eines Einsatzes als Hospizhelferin sieht. Bei jedem Gespräch mit den Hilfe Suchenden "setzen wir bei Null an", sagt die Einsatzleiterin. Will heißen: Sterbende durchlebten zum Teil sehr unterschiedliche Gemütslagen, so dass jedes Treffen wie das allererste anzusehen sei.
Neun Frauen und drei Männer haben sich nach einer mehrwöchigen Ausbildung in der Ochsenfurter Gruppe engagiert, die dem Malteser Hilfsdienst in Würzburg angehört. Elf Menschen im Raum Ochsenfurt werden zurzeit von Quitschau & Co. betreut, 20 waren es seit Gründung. Die meisten von ihnen sind nach Quitschaus Worten Sterbende. Doch auch zwei Trauernde suchten momentan die Hilfe der Gruppe. Dieses erste Jahr sei positiv verlaufen.
Noch hat sich das Wirken der Hospizgruppe aber nicht überall etabliert. "Viele Menschen haben noch Berührungsängste", hat Gruppensprecherin Waltraud Schwarz erfahren. Dennoch sei in der Bevölkerung immer mehr Offenheit gegenüber der Hospizgruppe zu spüren.
Nach Quitschaus Worten kamen die meisten Anfragen bislang aus Alten- und Pflegeheimen sowie von Angehörigen eines Sterbenden. Die Freiwilligen verpflichten sich jeweils für ein Jahr und sind den Altenheimen in der Uffenheimer Straße, Fuchsenmühle und Aub sowie der Main-Klinik zugeteilt. Auch private Besuche seien möglich. Die Betreuung ist kostenlos und von keiner Religionszugehörigkeit abhängig.
Beim Besuch eines schwer kranken Menschen "kennen wir die Diagnose oft nicht", betont Anita Quitschau. Das sei auch nicht von Bedeutung. Denn es gehe ja nicht um eine medizinische Betreuung. Vielmehr sei wichtig: "Anhören, ernst nehmen." Es gebe auch Treffen, bei denen gar nichts geredet wird, bei denen der Helfer nur die Hand des Sterbenden hält. Der Betreute dürfe jedes Mal frei entscheiden, ob es zu weiteren Besuchen des Hospizhelfers kommt. Druck auf die Hilfe Suchenden auszuüben, sei verheerend, betont die Einsatzleiterin.
Absolute Diskretion und ein Maximum an Einfühlungsvermögen sind die wichtigsten Gebote für die Freiwilligen. Selbstverständlich nehme man die Schicksale innerlich mit nach Hause, sagen Quitschau und Schwarz übereinstimmend. Und so brauchen auch die Helfer Hilfe: Einmal im Monat unterziehen sie sich in Begleitung eines Fachmanns einer Supervision, um Erlebtes besser verarbeiten zu können.
Stirbt ein betreuter Mensch, dann ist das auch für die Hospizhelfer ein Trauerfall. Sie können sich dann für eine von ihnen gewünschte Zeit aus dem Helferdienst ausklinken, um Zeit für die Trauer zu haben, erklärt Quitschau. "Auch ich versuche dann, meine Art von Abschied zu bekommen."
Im Blickpunkt
Hospizgruppe Ochsenfurt
Die Helfer sind ehrenamtlich im
Einsatz. Ihr Ziel ist es, bei Schwerst-
kranken den Kreislauf von Angst,
Isolation und Hilflosigkeit zu
durchbrechen. Auch Trauernde
können die Hilfe in Anspruch neh-
men. Die Gruppe ist die erste ihrer
Art im Raum Ochsenfurt und
wurde am 7. November 2004 mit
einem Gottesdienst ausgesandt. Im
Januar beginnt in Aub der nächste
Vorbereitungskurs für zukünftige
Hospizhelfer. Kontakt zur Gruppe:
Anita Quitschau, Tel. (09 31) 6 05 84.