Werner Bauer saß in der Küche, als das Unwetter aufkam. Erst hagelte es, dann gab es einen mächtigen Schlag“, erzählt er. Das Gartenhaus der Nachbarn schräg gegen-über war wie ein Kartenhaus zusammengefallen und auf die Straße gelegt worden.
Wenig später bemerkte der Kürnacher, dass der First des ortseinwärts liegenden Nachbarn auf sein Dach geflogen war und das beschädigt hatte. „Dem Nachbarn auf der anderen Seite ist ein Ziegel ins Küchenfenster geflogen und hat das zertrümmert“, berichtet er. Auch dabei wurde glücklicherweise, wie während des gesamten Tornados in Kürnach keiner verletzt.
Der Nachbar Christian Friedrich weiß schon, dass die von außen sichtbaren Schäden nicht alles sind. „Unser Dach hat es angehoben, überall sind Risse zu sehen“, berichtet er. Besonders ärgerlich: Er hat erst im letzten Sommer das ganze Dach neu eingedeckt. Gerade beobachtet er wie die Feuerwehrleute die Löcher auf seinem Haus mit Planen zudecken und lose Ziegel so weit möglich wieder richten.
Katja Strauß wohnt in Kürnach in der Heiligen Wiese. Sie hat die Windhose nur gesehen und über die digitalen Medien, in denen sich die Nachricht von den Sturmschäden in Windeseile verbreitete, mitbekommen, wie sehr andere Kürnach betroffen waren. „Ich bin eigentlich hergefahren, um zu helfen“, sagt sie. Angesichts der zahlreichen Einsatzkräfte, der Art der Schäden, des weiterhin heftigen Regens und der einbrechenden Dunkelheit gibt es allerdings nicht viel zu tun für sie.
Vor den Überresten einer zerstörten Lagerhalle

Nichts tun kann auch die Familie Alfons Heinrich. Kopfschüttelnd und wie gelähmt stehen sie vor den Überresten der massiven Lagerhalle. Sie steht ein ganzes Stück außerhalb des Ortes, an einem Feldweg entlang. Teile des Dachs der Halle sowie der installierten Photovoltaik-Anlagen liegen auf den benachbarten Feldern, das Gebäude selbst sieht aus, als sei ein Krieg darüber hinweggetobt: Die Tore hängen schief in den Angeln, Steine türmen sich daneben, das Dachgerüst hängt schräg davor.
Die von solchen Schäden verschonte, direkt daneben angebaute Halle, sagt der Landwirt, müsse er wahrscheinlich auch abreißen: „Die hat sich total verschoben“. Ob er dagegen versichert und wie hoch der Schaden ist, darüber kann er noch gar keinen klaren Gedanken fassen. „Das geht wahrscheinlich in die Hunderttausend“, murmelt er immer noch völlig entgeistert. „Wer denkt denn, dass es so etwas bei uns gibt.“
Das sieht auch sein Vater so. „So etwas gab es noch nie“, beteuert er. Und setzt hin-zu: „Wenn die Halle nicht einen Ringanker hätte, sähe es wahrscheinlich noch schlimmer aus.“ Völlig zerstört ist auch das Gartenhäuschen von Gertrud Wunderlich. Sie hat von der Windhose und dem eigenen Schaden erst gar nichts mitbekommen. „Wir waren gerade beim Heeg beim Leichenschmaus“, erzählt sie. Als sie von dem Sturm und der Zerstörung hörte, rief sie als erstes ihre Kinder an und war froh, zu hören, dass es allen gut ging. Dass das Gartenhaus ruiniert ist, ebenso wie die Gartenmöbel, nimmt sie relativ gelassen, schüttelt aber auch immer wieder den Kopf beim Blick auf die Berge von Zerstörtem an der Straße. „Das gibt es doch gar nicht. - So etwas habe ich noch nie erlebt“ - ein Satz, der immer und immer wieder fällt an diesem Abend. Ebenso wie der glückliche Seufzer: „Aber es ist gut, dass niemand verletzt ist. Alles andere lässt sich wieder ersetzen.“
Über 130 Einsatzkräfte beschäftigt
„Weiterhin keine Verletzten“, das bestätigt Bürgermeister Thomas Eberth auch bei der Pressekonferenz am nächsten Morgen. Fast bis Mitternacht, ergänzt Kreisbrandrat Michael Reitzenstein, waren die insgesamt 130 Einsatzkräfte vor Ort beschäftigt. Neben den Feuerwehren aus Kürnach, Prosselsheim, Estenfeld, Rottendorf, Oberpleichfeld und Mühlhausen war auch das Bayerische Rote Kreuz (BRK) vor Ort, um die Einsatzkräfte zu verpflegen und im Notfall helfen zu können. Schließlich regnete es weiterhin, was die Arbeit auf den glitschigen Dächern nicht gerade erleichterte.
Landrat löste Katastrophenalarm aus

Gegen 20 Uhr kam Landrat Eberhard Nuß nach Kürnach, um sich vor Ort selbst ein Bild zu machen und den örtlichen Katastrophenalarm aufzulösen. Dieser werde voraussichtlich Freitagmittag wieder aufgehoben, so Reitzenstein am Morgen.
Auch die Polizei war in den Einsatz eingebunden. Vor allem um den Ort vor denjenigen zu schützen, die zeitweise chaotische Zustände ausnutzen. Am Freitagvormittag überflog zudem ein Hubschrauber das Schadensgebiet, um die Schäden noch besser zu dokumentieren. Wichtig, betonte Eberth, sie das vor allem auch im Gemeindewald, von dessen Zustand man noch gar nichts wüsste. Da dieser für die Naherholung stark frequentiert wird, muss Kürnach auch hier für eine entsprechende Sicherung sorgen.
Betroffene Bürger, die Hilfe brauchen oder Fragen haben, können sich an die Gemeinde Kürnach oder an die Einsatzleitstelle wenden.