„Karl Lehmann war mit dem Nachbarbistum Würzburg eng verbunden“, teilte Diözesanadministrator Weihbischof Ulrich Boom am Todestag des Kardinals und emeritierten Bischofs von Mainz über den Pressedienst des Ordinariats mit. Die Diözese Würzburg trauere um ihn.
Die engen Verbindungen Kardinal Karl Lehmanns zu Würzburg beruhten unter anderen auf der Zeit, als er der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz war. „Von 1987 bis 2008 leitete er mehrmals im Jahr die Sitzungen des Ständigen Rats der Deutschen Bischofskonferenz im Exerzitienhaus Himmelspforten“, so Weihbischof Boom.
Lehmann: „Würzburg ist eine Heimat für die Kirche unseres Landes“
Sein Abschiedsgottesdienst als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz hatte im Februar 2008 im Würzburger Kiliansdom stattgefunden. Weihbischof Boom erinnert an Lehmanns damaligen Worte: „Würzburg ist eine gute Stätte und eine Heimat für die Kirche unseres Landes.“
In den 21 Jahren als Vorsitzender hat er viele Themen behandelt: von der deutschen Einheit bis zum kirchlichen Arbeitsrecht. Die Schwangerekonfliktberatung wollte er 1999 in Würzburg vor dem päpstlichen Verbot retten.
Der jetzige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, würdigte am Sonntag Lehmann als großen Theologen, Bischof und Menschenfreund. „Mit seinem Tod verlieren wir einen warmherzigen und menschlichen Bischof, den eine große Sprachkraft auszeichnete.“
Erinnerung an die „Würzburger Synode“
Für die Kirchenvolksbewegung „Wir sind Kirche“ war Kardinal Lehmann ein Ausnahmetheologe, „der sich zeitlebens mit großem Engagement für die Erneuerung der Kirche auf dem Kurs des Zweiten Vatikanischen Konzils und der Würzburger Synode eingesetzt hat“, so Magnus Lux aus Schonungen (Lkr. Schweinfurt) zusammen mit seinen Bundesteam-Mitgliedern Renate Luig und Christian Weisner. Sie hoben in ihrem Nachruf hervor, dass sich Lehmann bereits 1993 intensiv für die Zulassung von geschiedenen Wiederverheirateten zur vollen Teilnahme an der Eucharistiefeier ausgesprochen habe.
An die Gemeinsame Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland, die von 1971 bis 1975 tagte und als „Würzburger Synode“ in die Geschichte einging, erinnert auch Weihbischof Boom. Bei der Feier zum 30. Jahrestag des Abschlusses der Synode im Kiliansdom habe Kardinal Lehmann die Qualität des Miteinanders von Bischöfen, Priestern, Laien und Ordensleuten bei der Kirchenversammlung gelobt. „Wir haben miteinander gerungen und uns bemüht, das Körnchen Wahrheit beim Anderen zu entdecken. Wir durften erfahren, dass der Geist Gottes in der Kirche wirkt“, zitiert Weihbischof Boom Kardinal Lehmann.
Enge Verbindung zu Kardinal Julius Döpfner
Persönlich verbunden sei Kardinal Lehmann „in großer Verehrung und tiefer Dankbarkeit“ mit Julius Kardinal Döpfner gewesen. Der frühere Bischof von Würzburg und Präsident der „Würzburger Synode“ kam 1913 in Hausen bei Bad Kissingen zur Welt.
1963 weihte Döpfner Karl Lehmann in Rom zum Priester. Laut Boom engagierte sich Lehmann an der Seite Döpfners vor allem in den Jahren 1969 bis 1976. Zum 100. Geburtstag Döpfners kam Lehmann 2013 zum Festakt nach Bad Kissingen und hielt dort die Festrede.
Auch die Bischöfe Paul-Werner Scheele und Friedhelm Hofmann arbeiteten, so Weihbischof Boom, mit Kardinal Lehmann in der Bischofskonferenz zusammen. „Mit Bischof Scheele engagierte sich Kardinal Lehmann jahrzehntelang in der Ökumene und hier vor allem im Einsatz für die gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre.“
„Leidenschaftlicher Brückenbauer“
Nicht nur zu den Treffen der Bischöfe im Exerzitienheim Himmelspforten war Kardinal Lehmann in Würzburg. So nahm er beispielsweise 2004 in der Augustinerkirche an der Eucharistiefeier zum 1650. Geburtstag des Ordensgründers teil. Darüber hinaus kam Lehmann, Professor für Dogmatik und Ökumenische Theologie, mehrfach auf Einladung der Universität Würzburg beziehungsweise des Lehrstuhls für Liturgiewissenschaft in die Domstadt – zuletzt 2015 – und hielt Vorträge.
Mit dem Tod von Kardinal Lehmann verliere die Kirche einen leidenschaftlichen Brückenbauer zwischen Kirche und Welt, würdigt Weihbischof Boom Kardinal Lehmann. Er habe sein Bischofswort „Steht fest im Glauben“ als Theologe und Seelsorger eingelöst. „Möge ihm Gott jetzt seinen Einsatz und sein Mühen für die Kirche in Mainz und in Deutschland sowie für die ganze Weltkirche vergelten.“