Der viele Regen in den vergangenen Monaten täuscht über ein großes Problem hinweg: Seit 2018 häufen sich die Trockenjahre in der Region Würzburg. Der Trockenstress für einige Baumarten ist auf ein bedenkliches Maß gestiegen und die Schäden sind inzwischen auch für Laien deutlich sichtbar: Abgestorbene Äste und dürre Baumkronen sowie liegengebliebenes Schadholz an den Wegrändern prägen vielerorts das Waldbild auch im Landkreis Würzburg. Diese und folgende Informationen sind einer Pressemitteilung des Landratsamts Würzburg entnommen.
Der Umbau des Waldes hin zu mehr Trockenresistenz stellt die Waldwirtschaft vor eine Jahrhundertaufgabe. Kommunen und private Waldbesitzer stehen akut vor einer weiteren Aufgabe: Abgestorbene Äste und tote Bäume können jederzeit abbrechen oder umfallen und stellen so eine Gefahr für die Menschen dar, die die Waldwege nutzen. Um darauf aufmerksam zu machen, luden Vertreter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kitzingen-Würzburg jüngst Vertreter der Gemeinde Greußenheim und des Landratsamts Würzburg zu einem Rundgang in den Greußenheimer Gemeindewald ein.
Waldbesitzer müssen Gefahren an öffentlichen Wegen beseitigen
Waldwege sind in der Regel öffentlich-rechtlich gewidmete Wege. Sie dürfen daher genutzt werden, die Besitzer der angrenzenden Waldstücke müssen dabei eine sogenannte Verkehrssicherungspflicht erfüllen. Sie müssen regelmäßig prüfen, ob von ihren Grundstücken Gefahren ausgehen, beispielsweise durch möglicherweise umstürzende Bäume oder herabfallende Äste. Diese Gefahren müssten in der Theorie umgehend beseitigt werden. Denn während Waldbesitzer abseits der Wege für diese „waldtypischen Gefahren“ nicht haftbar sind, gilt diese Befreiung nicht entlang von öffentlich-gewidmeten Forstwegen. Praktisch ist diese Aufgabe aber kaum mehr umsetzbar.

Der Bereichsleiter Forsten am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kitzingen-Würzburg, Christopher Traub ordnet ein: Die Trockenschäden sind inzwischen so weitreichend, dass stellenweise der komplette Bestand in einer Breite von rund 30 Metern entnommen werden müsste, um die Sicherheit der Waldbesucher zu garantieren. Durch die so entstehenden Schneisen würde sich der Wald allerdings zusätzlich aufheizen, der Trocken- und Hitzestress für die angrenzenden Bäume würde sich zusätzlich erhöhen. Unabhängig davon seien Arbeiten zur Verkehrssicherung in diesem Ausmaß keinem Privatwaldbesitzer und auch den Gemeinden nicht zuzumuten, so Traub. Auch die Bauhöfe der Gemeinden stoßen mit der Verkehrssicherungspflicht in den Kommunalwäldern personell und technisch mittlerweile an ihre Grenzen.
Sperrung als mögliche Übergangslösung

Eine Lösung wäre die Sperrung – zumindest zeitweise, um der jungen, nachwachsenden Generation von Bäumen genügend Zeit zu geben. „Der Wald braucht Zeit“, betont Christopher Traub. „Die nächste Waldgeneration steht oftmals schon in den Startlöchern und die jungen Bäume sind bereits besser an die Trockenheit angepasst als die alten Generationen. Aber sie benötigen eben an vielen Stellen noch den Schutz der Altbäume.“ Der Bevölkerung müsse klar sein: Das Waldbild wird sich in den kommenden Jahren deutlich verändern.
Landrat Thomas Eberth erklärt: „Wir möchten den Menschen keine Angst machen. Uns geht es hierbei zunächst um eine Sensibilisierung der Bevölkerung. Denn die Risiken im Wald werden in den Gemeindeverwaltungen zunehmend zum Thema.“ Er fährt fort: „Mir ist dabei wichtig zu betonen: Die Kommunen, und da schließe ich den Landkreis mit ein, machen ihre Hausaufgaben. Eine gewisse Selbstverantwortung muss aber auch von den Bürgerinnen und Bürgern übernommen werden. Wenn ich in den Wald gehe, dann muss ich Wind und Wetter beachten. Und der regelmäßige Blick nach oben gehört für mich ebenfalls zwingend dazu. Sperrungen von Waldwegen möchten wir, solange es geht, vermeiden.“